Ab 2024 soll es weitgehend keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr geben. Wärmepumpen sollen eine Lösung sein. Wo steht BW bei der Wärmewende - und gibt es genug Heizungsbauer?
Der Bundesrat diskutiert am Freitag über das umstrittene Heizungsgesetz der Ampel-Regierung. Ab nächstem Jahr sollen laut Entwurf alle neuen Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen - das sorgt seit Wochen für Diskussionen und Kritik.
Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer auch in Baden-Württemberg fragen sich: Gibt es überhaupt genügend Fachkräfte, die sich der Wärmewende annehmen können? Wie viel Vorlauf braucht der Einbau einer Wärmepumpe? Die Antworten im Überblick:
- Fachkräftemangel beim Einbau von Wärmepumpen
- Probleme bei der Bestellung von Wärmepumpen
- Einbau-Ziele für Wärmepumpen in BW
- Unterstützung des Landes für Privatgebäude
- Das unternehmen Kommunen
- Unterstützung des Landes für öffentliche Gebäude
Könnte Fachkräftemangel ein Problem beim Einbau von Wärmepumpen werden?
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft hat zum Thema Fachkräftemangel im Bereich Heizung bereits im August 2022 eine Stellungnahme abgegeben. Darin bezieht es sich auf Zahlen einer Umfrage des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) von Winter 2021/2022. Daraus geht hervor, dass deutschlandweit 68.000 offene Stellen in SHK-Betrieben gemeldet wurden. 41.000 der offenen Stellen seien im technischen Bereich. Für den technischen Bereich entspricht dies rund einer Stelle pro Betrieb.
In Baden-Württemberg gibt es laut Fachverband SHK etwa 6.600 Installations- und Heizungsbau-Betriebe. Demnach entspräche dies im Land zwischen 6.000 und 7.000 fehlenden Mitarbeitenden im technischen Bereich, heißt es in der Stellungnahme weiter. Für das Land Baden-Württemberg gaben im Juli 2021 rund 65 Prozent der Betriebe an, mindestens eine Stelle besetzen zu können. Daher gehe der Fachverband davon aus, dass die SHK-Betriebe im Land die Anzahl von Fachkräften um rund zehn Prozent des derzeitigen Fachkräftebestandes erhöhen müsste, um die zusätzlichen Anforderungen im Bereich Heizung in der gewünschten Zeit zu bewältigen.
Wolfgang Becker, Geschäftsführer des Fachverbands SHK BW sieht das Problem nicht zwingend beim Fachkräftemangel. In den letzten Jahren sind die Neuverträge für Auszubildende im Bereich Anlagemechanik, die auch für die Installation von Wärmepumpen zuständig sind, kontinuierlich gestiegen. Nur 2022 gab es einen minimalen Rückgang. Die Branche würde natürlich auch die Babyboomer-Generation, die in den nächsten Jahren in Rente gehe, treffen. Doch das hält Becker nicht für das größte Problem. Mehr Schwierigkeiten würden laut des SHK-Geschäftsführer eher Liefer- oder Materialengpässe verursachen. "Wärmepumpen haben mittlerweile eine Lieferzeit von über einem Jahr", so Becker.
Welche Probleme könnten sich nach der Bestellung einer Wärmepumpe ergeben?
Momentan werden nur etwa fünf bis sechs Prozent der Wohnungen mit einer Wärmepumpe beheizt, so SHK-Geschäftsführer Becker gegenüber dem SWR. Der Einbau einer Wärmepumpe dauert aktuell noch etwa doppelt so lange wie der einer Gasheizung. "In den nächsten Jahren könnte sich das natürlich ändern", sagte Becker. Auch die allgemeine Entwicklung beim Einbau der Wärmepumpen zeigt eine Steigerung. "Von 2021 auf 2022 gab es bundesweit eine Steigerung von 53 Prozent, das heißt, es wurden 2021 154.000 Pumpen eingebaut, 2022 waren es bereits insgesamt 236.000 Pumpen", sagte Becker.
Ein Problem sehe er aber eher bei den Kundinnen und Kunden. Einerseits müssen diese vorplanen und damit rechnen, dass ihre neue Heizung erst in einem Jahr ausgetauscht werden kann. Andererseits wird es auch Eigentümerinnen und Eigentümer geben, die sich den Austausch einer Heizung nicht auf Anhieb leisten können. Die Bundesregierung bietet eine Förderung von 30 Prozent an. Becker würde diesen Anteil auch nicht anheben, da sonst die Branche darunter leide, sollten die hohen Förderungen in Zukunft gestrichen werden.
Martin Pehnt vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg berät die Landesregierung bei Energie- und Umweltthemen. Im SWR-Interview vom 20. März 2023 ordnet er den Gesetzesentwurf der Bundesregierung ein:
Wie viele Wärmepumpen sollen in Zukunft installiert werden?
Das Land Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Das Landesklimaschutzgesetz beinhaltet das Zwischenziel bis 2030 eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu erreichen. Unter den Sektorzielen wurde auch festgelegt, wie viele Wärmepumpen im Laufe der nächsten Jahre installiert werden soll. Bis 2025 plant das Land mit 240.000 Geräten, 2030 sollen es schon rund 620.000 installierte Wärmepumpen sein. Bis 2040 sollen insgesamt 1.610.000 Wärmepumpen in Baden-Württemberg eingebaut worden sein.
Mieterbund BW erklärt Wärmepumpen und Co.: Das heißt ein Heizungstausch für Mieter
Das geplante Verbot von Gas- und Ölheizungen trifft nicht nur Eigentümer - sondern auch Mieter. Was mit dem Heizungsgesetz auf sie zukommen kann, erklärt der Deutsche Mieterbund BW.
Das baden-württembergischem Umweltministerium weist auf Anfrage des SWR daraufhin, dass der größte Hebel aber in den Händen des Bundes liege. Ob die Bundesmaßnahmen ausreichen, ließe sich bisher nicht beurteilen. "Dazu müsste erst das fertige Gebäudeenergiegesetz vorliegen. Es ist davon auszugehen, dass der Kabinettsentwurf im Bundestag noch verändert wird", hieß es weiter. Erst dann könne man genau einschätzen, welche Maßnahmen dem Land zur Verfügung stehen, um die Vorgaben des Bundes zu erfüllen.
Was macht Baden-Württemberg, um die Wärmewende voranzubringen?
Um die Wärmewende in Baden-Württemberg voranzutreiben, hat das Land bereits 2015 das Erneuerbare-Wärme-Gesetz verfasst. Darin heißt es, dass beim Neueinbau einer Heizung, diese mit 15 Prozent erneuerbare Energie betrieben werden muss. Das gilt auch für Bestandsgebäude. Laut BW-Umweltministerium ist diese Regelung bisher strenger als die des Bundes.
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Hinzukommt die Photovoltaikpflicht (PV-Pflicht), die für Bauherrinnen und Bauherren beim Neubau eines Wohn- oder Nichtwohngebäudes und bei der grundlegenden Dachsanierung eines Bestandsgebäudes gilt. Sie greift auch beim Neubau eines offenen Parkplatzes mit mehr als 35 Stellplätzen. Grundsätzliche Voraussetzung ist, dass das jeweilige Bauvorhaben über eine Dach- oder Stellplatzfläche verfügt, die zur Solarnutzung geeignet ist. Die PV-Pflicht kann laut Ministerium auch durch Solarthermie erfüllt werden. "Die PV-Pflicht macht zudem Wärmepumpen als Heizquelle attraktiver", heißt es von Ministeriumsseite auf Anfrage des SWR.
Tun Städte und Gemeinden genug für die Wärmewende?
Im Klimaschutzgesetz von Oktober 2020 wird auch die kommunale Wärmeplanung festgehalten. Laut baden-württembergischen Umweltministerium sollen Kommunen eine eigene Strategie für den langfristigen Umbau der Wärmeversorgung entwickeln. Das Ziel ist ebenfalls die Klimaneutralität.
Die großen Kreisstädte und Stadtkreise sind laut Ministerium verpflichtet, einen kommunalen Wärmeplan bis Ende 2023 zu erstellen. "Die zur Wärmeplanung verpflichteten Gemeinden erhalten einen gesetzlich geregelten Kostenausgleich für diese neue Aufgabe. Die Höhe dieses Kostenausgleichs ist dabei abhängig von der Bevölkerungsgröße", heißt es in der Antwort vom BW-Umweltministerium. Es beteiligen sich auch kleinere Städte und Gemeinden, die nicht der Pflicht unterliegen. Hierfür hat das Ministerium ein Förderprogramm geschaffen, um kleinere Kommunen und ihrer Partnerkommunen zu unterstützen.
Klimawende Wie wir im Haushalt Strom und Gas sparen – Energie effizient nutzen (1/3)
Ökoprogramm für Waschmaschinen, Fegen statt Saugen, Geräte nachts abschalten – das beruhigt nur das eigene Gewissen. Wer im Haushalt Energie sparen will, muss die großen Dinge angehen.
Was macht das Land BW, um die Wärmewende in öffentlichen Gebäuden voranzubringen?
Um die Klimaschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg zu beschleunigen, hat das baden-württembergische Finanzministerium Maßnahmen ergriffen, um den Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung voranzutreiben, heißt es auf Anfrage vom SWR. "Bereits seit vergangenem Jahr werden nur noch in absoluten Ausnahmefällen Wärmeversorgungsanlagen eingebaut, die mit Erdgas, Heizöl oder mit fester Biomasse betrieben werden", so das Ministerium. Wärmepumpen und die Nutzung von Umweltenergie sollen auch künftig zur Wärmeversorgung beitragen. Die Fernwärme soll weiterhin eine Option bleiben, solange sie aus klimafreundlichen Quellen stammt.