Die Heizungspläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sorgen für Diskussionen: Die Heizung zu Hause soll künftig zum Großteil mit erneuerbaren Energien laufen. Habecks Parteikollege Winfried Kretschmann will Druck aus der Debatte nehmen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) möchte Bauherren keinen Druck beim Umstieg auf umweltfreundliche Technologien machen. Man könne von niemandem etwas verlangen, was nicht umzusetzen sei. "Weil er die Handwerker nicht bekommt oder die Wärmepumpen gar nicht da sind", sagt Kretschmann im SWR Interview der Woche mit Blick auf den Fachkräftemangel. "Ohne Handwerker kann man keine Heizung einbauen. Das sind Dinge, die müssen berücksichtigt werden bei so einer Gesetzgebung", so der Grünen-Politiker zu den Plänen aus dem Bundeswirtschafts- und Bauministerium für ein mögliches Verbot von Gas- und Ölheizungen.
Kretschmanns Pelletheizung ist noch nicht eingebaut
Kretschmann selbst leidet auch unter dem Mangel an Fachkräften in der Baubranche: "Ich persönlich habe eine Pelletheizung geordert. Die ist schon geliefert worden, aber noch nicht eingebaut." Der baden-württembergische Regierungschef spricht sich im SWR-Interview dafür aus, die legale Einwanderung zu erleichtern, um mehr Fachkräfte nach Deutschland zu holen. Ausländische Berufsabschlüsse müssten leichter anerkannt werden, fordert Kretschmann.
"Unsere Industrie kann Strukturwandel, aber nicht Strukturbruch"
Der Vorstoß der EU, dass ab 2035 keine Verbrennermotoren mehr neu zugelassen werden sollen, ist nach Kretschmanns Worten für viele Zulieferbetriebe schwierig. In Baden-Württemberg gebe es viele Mittelständler, die bisher nur für den Diesel produziert hätten. Der Grünen-Politiker setzt auf einen sanften Transformationsprozess: "Unsere Industrie kann Strukturwandel, aber nicht Strukturbruch." Kretschmann geht nicht davon aus, dass in der baden-württembergischen Automobilindustrie Arbeitsplätze verloren gehen. Er zählt auf Weiterbildung und Umschulung der Beschäftigten in Zuliefererfirmen.
"Wir müssen uns nicht aufamseln an Gendersternchen"
Beim Gendern geht Kretschmann auf Konfrontationskurs zu den Bundes-Grünen. Während die Parteispitze hinter dem Gendern steht - es war ein wichtiger Bestandteil ihres Bundestagswahlprogramms - lehnt es der baden-württembergische Landeschef ab. "Das ist kein Kernthema der Politik. Wir haben riesige Probleme und müssen uns nicht aufamseln an Gendersternchen." Nach Kretschmanns Worten sorgt das Gendern nur für Verwirrung an den Schulen. Er verweist auf die Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung. "Eine Regierung ist an Recht und Gesetz gebunden und kann nicht einfach Regeln außer Kraft setzen, die allgemein gültig sind."