Eigentlich wollte die Landesregierung in BW eine Mobilitätsgarantie bis 2026. Doch schon jetzt fallen Fahrten wegen Personalmangel aus. Das soll sich ändern - mit einem Bündnis.
Ein vom baden-württembergischen Verkehrsministerium initiiertes Bündnis mit 16 Institutionen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden will gegen den Fachkräftemangel im öffentlichen Personennahverkehr vorgehen. Mehr als die Hälfte der Busfahrerinnen und -fahrer ist laut Verkehrsministerium älter als 50 Jahre. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betonte, die Mitarbeitenden im ÖPNV seien für die Mobilitätswende dringend nötig.
Fachkräftemangel im ÖPNV in BW: Jede fünfte Stelle unbesetzt
20 Prozent der Stellen von Bus- und Bahnfahrerinnen und -fahrern seien derzeit nicht besetzt, sagte der Landesvorsitzende des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen Baden-Württemberg (VDV), Alexander Pischon. Mit einer gemeinsamen Kampagne will das neue Bündnis für die Berufe im ÖPNV werben und auch Umsteigerinnen und Umsteiger ansprechen. Damit solle die Sichtbarkeit der Berufe erhöht werden. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen geprüft werden - zum Beispiel Maßnahmen wie günstiger Wohnraum oder Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
In Mannheim kam es schon im vergangenen Jahr vermehrt zu Verspätungen und Ausfällen - wegen Krankheit, aber auch wegen des Fachkräftemangels beim regionalen Verkehrsunternehmen Rhein-Neckar-Verkehr GmbH. Ein Viertel der bisherigen Belegschaft gehe altersbedingt absehbar in Rente, hieß es damals. In Ulm gab es 2023 einen Notfallfahrplan, weil Busfahrerinnen und -fahrer fehlten. die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) setzten auf Werbung direkt auf den Bussen oder durch das Gespräch vor Ort mit einem Karrierebus.
Verband: Busführerschein soll einfacher werden
Die Trägerschaft liegt beim Landesverkehrsministerium, dem VDV und dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO). Letzterer setzt sich insbesondere dafür ein, den Erwerb des Busführerscheins zu vereinfachen. Auch die Anerkennung von Führerscheinen aus dem Ausland sei ein wichtiger Aspekt, so WBO-Vizepräsident Franz Schweizer. Landesweit fehlen in der Branche demnach aktuell 2.600 Busfahrerinnen und Busfahrer.
Gewerkschaften mahnen Tariftreue im ÖPNV an
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg gehören zum Steuerkreis des Bündnisses. Die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Maren Diebel-Ebers wies auf rückläufige Bewerberzahlen bei Berufskraftfahrerinnen und -fahrern sowie Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern hin. Dieser Entwicklung wolle das Bündnis entgegenwirken. Zumal jeder siebte junge Mensch zwischen 20 und 34 Jahren in Baden-Württemberg keine Ausbildung habe.
Ebenso wie der DGB betonte auch die Gewerkschaft ver.di die Bedeutung guter Tarifverträge. "Die Gewerkschaft bedauert, dass sich die Einigkeit im Bündnis an den Verhandlungstischen nicht auswirkt", hieß es. Man wolle innerhalb des Bündnisses nun mit den Arbeitgebern verhandeln. "Politik und Arbeitgeber müssen sich jetzt entscheiden, ob sie nur auf warme Worte setzen oder auf bessere Arbeitsbedingungen, um den ÖPNV bis 2030 zu verdoppeln", sagte die stellvertretende Landesbezirksleiterin Hanna Binder.
Personalmangel gefährdet Mobilitätsgarantie
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Dörflinger, begrüßte das Bündnis. "Das ist dringend nötig, da der Fachkräftemangel die zentrale Herausforderung bei der Umsetzung der ÖPNV-Ziele sein wird", teilte er mit. Ursprünglich hatte die grün-schwarze Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag eine Mobilitätsgarantie bis 2026 vereinbart. Zur Hauptverkehrszeit sollten auf dem Land mindestens alle 30 Minuten, in Ballungszentren mindestens alle 15 Minuten ein Bus oder ein Zug fahren.
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Zweifel an der Umsetzung der Mobilitätsgarantie bis 2026 gab es schon im vergangenen Jahr. Anfang des Jahres ruderte auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zurück. Bis 2026 werde man große Schritte machen, aber wenn Personal fehle, seien dem Grenzen gesetzt. "Wir werden die Mobilitätsgarantie so definieren, dass sie bis 2030 realisierbar ist", sagte er.
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