Nachdem in Dresden ein Teil der Carolabrücke eingestürzt ist, stellt sich die Frage: Wie sicher sind Brücken in Baden-Württemberg? Es gibt viel Sanierungsbedarf, aber wenig Mittel.
Die Carolabrücke in Dresden ist teilweise eingestürzt: Zwei ihrer Brückenzüge wurden in den vergangenen Jahren bereits modernisiert, eingestürzt ist nun der dritte Teil, der im nächsten Jahr saniert werden sollte.
In Baden-Württemberg gibt es an Bundes- und Landesstraßen rund 7.000 Brücken. Jede zehnte Brücke ist laut Verkehrsministerium sanierungsbedürftig. Das bedeutet konkret: Insgesamt müssten 660 Brücken an Bundes- oder Landesstraßen laut Verkehrsministerium ersetzt oder instandgesetzt werden.
Gründe für den schlechten Zustand der Brücken: Verkehr und Klimawandel
Zahlreiche Brücken im Land hätten mittlerweile ein Alter erreicht, in dem eine Sanierung dringend anstehe, teilte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit. Im Straßenbau hätten Erhaltung und Sanierung oberste Priorität.
Als Gründe für den schlechten Zustand der Brücken in Baden-Württemberg nennt das Ministerium neben dem Schwerlastverkehr und Klimawandel vor allem das Alter der Brücken. Durchschnittlich seien sie 50 Jahre alt. Als Ziel für dieses Jahr wurde die Sanierung für mindestens zehn Brücken im Land gesetzt. Einsturzgefährdete Brücken würden aber sofort gesperrt werden.
Sind unsere Brücken noch zu retten? Zeitbombe Brücken – mit Vollgas ins Unglück?
In Deutschland sind rund 16.000 Brücken sanierungsbedürftig. Sie sind zu alt, zu belastet und die Materialien zu verbraucht. Fahren wir also mit Vollgas ins Unglück?
Wer ist verantwortlich für Brücken in Baden-Württemberg?
In Baden-Württemberg ist die Straßenbauverwaltung zuständig für den Erhalt der Brücken an Bundes- und Landesstraßen. Für Autobahnbrücken hat bundesweit die Autobahn GmbH die Verantwortung.
Alle Brücken im Land werden durch speziell ausgebildete Ingenieurinnen und Ingenieure in bestimmten Abständen geprüft. Alle drei Jahre gibt es eine einfache Sichtprüfung, alle sechs Jahre eine aufwendige Hauptprüfung. Dabei wird mit dem Hammer gegen alle Teile eines Pfeilers geklopft, um hohle Stellen oder Risse zu finden. Außerdem prüfen Straßenmeistereien die Brücken laut Verkehrsministerium jedes Jahr.
Wie beurteilt man den Zustand von Brücken und wo liegen die Hauptprobleme bei Brückensicherheit? Das erklärt Ronald Schneider, von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM):
Bauwirtschaft BW kritisiert: Land spart an falscher Stelle
Das Landesverkehrsministerium hatte zuletzt angekündigt, zwei Brücken in Baden-Württemberg erst einmal nicht weiter zu sanieren, um Hochwasserschäden an Landesstraßen zu beheben. Betroffen sind eine Brücke bei Mulfingen-Heimhausen im Hohenlohekreis und eine Brücke bei Untermettingen im Kreis Waldshut. Diese Brücken seien aber in keinem kritischen Zustand, betonte das Verkehrsministerium.
Der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg kritisiert den Plan, Sanierungen aufzuschieben, scharf. Es sei bekannt, dass für fast jede zehnte Brücke im Bundes- und Landesstraßennetz kurzfristig Erhaltungsmaßnahmen erforderlich sind. Wenn jetzt wichtige Bauvorhaben verzögert würden, drohe auch in Baden-Württemberg der Kollaps und die Sperrung zahlreicher wichtiger Brücken, warnt die Vizepräsidentin des Verbandes Bauwirtschaft, Sabine Schmucker.
Vom Land seien zwar Sanierungsmittel in Höhe von rund 165 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden, dies sei allerdings "deutlich zu knapp bemessen". Das Land müsse das Budget für den Erhalt von Straßen und Brücken mindestens verdoppeln, um die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur zu gewährleisten.
Der Plan des Verkehrsministeriums, 50 Millionen Euro an Straßenerhaltungsmitteln für die Beseitigung der Hochwasserschäden einzusetzen, ist für Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft, inakzeptabel. "Baumaßnahmen nach Unwetterschäden und das reguläre Sanierungsprogramm für Straßen und Brücken dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden". Der Straßenbau sei ohnehin schon deutlich unterfinanziert.
Verkehrsministerium verspricht vereinfachte Planung und kürzere Vergabezeit
Das Verkehrsministerium hat nach eigenen Angaben Maßnahmen ergriffen, um die Sanierungen zu beschleunigen. Es soll einerseits die Planung vereinfacht, aber auch der Vergabeprozess von Sanierungen verkürzt werden.
Das Ministerium fordert dafür mehr finanzielle Mittel und personelle Ressourcen. Ansonsten könnte es vermehrt zu Sperrungen und Einschränkungen im Verkehr kommen.
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