Was richtige Briefe und Postkarten anders und vielleicht sogar besser macht als digitale Weihnachtspost, verrät uns die Autorin und Journalistin Silke Heimes im Interview.
Ein lustiges GIF, oder ein digitales Bild als Weihnachtsgruß – das ist einfach, das geht schnell! Journalistin und Autorin Silke Heimes plädiert allerdings dafür, dass wir wieder mehr "echte" Briefe und Karten zur Weihnachtszeit verschicken. Nicht nur um dem Empfänger eine Freude zu machen, sondern auch für uns selbst.
SWR1: Spricht aus Ihrer Sicht alles dafür, mal so einen richtig schönen, langen Weihnachtsbrief zu schreiben?
Silke Heimes: Ich finde, einen Brief zu schreiben hat verschiedene Aspekte. Einer ist der sinnliche Aspekt. Es ist ausgesprochen befriedigend und beruhigend, die Hand mit dem Stift über das Papier gleiten zu lassen. Und außerdem macht man den Empfänger extrem glücklich, wenn man sich die Zeit genommen hat, einen Brief zu schreiben.
SWR1: Das Letztere kann ich mir gut vorstellen! Das Erstere ist schon schwieriger, weil man es gar nicht mehr gewohnt ist. Heutzutage tippt man, das geht schnell. Einen langen Brief schreiben ist anstrengend.
Heimes: Das stimmt, ja. Also manche bekommen, wenn sie damit wieder anfangen, auch Krämpfe in den Händen. Das ist ganz normal!
Weihnachtspost: "Richtiges Schreiben" ist eine Frage des Trainings
SWR1: Warum macht das Schreiben längerer Briefe glücklich?
Heimes: Wir sind in dieser schnelllebigen Zeit sehr auf kurze Nachrichten getrimmt! […] Ich glaube, dass Whatsapp-Nachrichten in der Kommunikation – die uns wichtig ist – auch schnell zu Missverständnissen führen können.
Wenn wir uns Zeit nehmen, wieder innezuhalten, nachzudenken und zu schreiben. Das können Briefe sein oder das Tagebuch. Dann nehmen wir uns die Zeit auch wirklich zu spüren: Was ist denn los? Was wollen wir überhaupt vermitteln? Was liegt uns am Herzen?
Wünsche, Glück und gemeinsame Erinnerungen passen in die Weihnachtspost
SWR1: Das ist die große Frage: Was liegt einem am Herzen und was kommt rein in so einen langen Weihnachtsbrief?
Heimes: Also ich finde es immer ganz schön, eine Beziehung herzustellen zu der Person, der ich den Brief schreibe.
Also […] gemeinsame Erinnerungen kann ich reinpacken oder auch reinschreiben, oder Dinge, die man getan hat oder was man plant zu tun – vielleicht auch mit dem anderen zusammen. Und man kann natürlich auch Wünsche aussprechen, Glück, Gesundheit. Es muss nicht eindimensional sein.
SWR1: Wieviel Karten und Briefe schreiben Sie vor Weihnachten?
Heimes: Also ich schreibe tatsächlich nur Karten, weil es bei mir auch immer so 30 bis 40 Stück werden. Ich kaufe immer zehn Stück und denke, dass das reicht und dann kauf ich nach. Wenn ich da noch Briefe schreiben würde, das wär zu viel.
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