Am Wochenende finden die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen statt. Laut Umfragen liegt die AfD knapp vor der CDU und dem BSW. Wie ist die Stimmung dort kurz vor der Wahl?
Darüber haben wir im SWR1 Interview mit MDR-Korrespondent Ulli Sondermann-Becker gesprochen. Er berichtet für die ARD aus Thüringen über die anstehenden Wahlen.
SWR: Sahra Wagenknecht ist gestern bei einem Wahlkampfauftritt mit roter Farbe bespritzt worden. Ein 50-Jähriger wurde festgenommen. Was wissen Sie über den Vorfall?
Ulli Sondermann-Becker: Der Mann wurde von der Polizei abgeführt. Was mit ihm ist, versuchen wir gerade zu erfahren. Es war ja auch erst gestern. Sie hat ihren Auftritt tatsächlich fortgesetzt. War sichtlich geschockt, das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass sie ja bekannterweise mit Oskar Lafontaine verheiratet ist, der 1990 bei einem Wahlkampfauftritt richtig angegriffen und schwer verletzt worden ist.
SWR1: Wenn ein Politiker aus Thüringen bei uns in Rheinland-Pfalz bekannt ist, dann vermutlich Björn Höcke, Spitzenkandidat der AfD. Auch wenn seine Partei stärkste Kraft werden sollte, wonach es in Umfragen derzeit aussieht - dass er Ministerpräsident wird ist unwahrscheinlich, oder?
Sondermann-Becker: Ja, zumindest in den ersten zwei Wahlgängen, weil niemand mit ihm koalieren will von den Parteien, die höchstwahrscheinlich in den Landtag einziehen werden. Das haben sie jetzt schon gesagt. Diese 50 Prozent plus, die man braucht, um Ministerpräsident zu werden, wird er nicht erreichen.
Es gibt dann noch den dritten Wahlgang, wo eine einfache Mehrheit reicht. Da wird es dann ein bisschen schwierig. Die Wahl ist ja auch geheim. Das heißt, wenn man dann Björn Höcke schlagen will, muss man sich irgendwie zusammentun. Und man muss eine Mehrheit organisieren zwischen den übrigen Parteien und innerhalb der Parteien, die dann stärker ausfällt als die Stimmen, die Höcke womöglich bekommen könnte.
SWR1: Diese Woche hat Höcke nicht wie geplant an einer Fernsehdebatte teilgenommen, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Am nächsten Tag ist er topfit im Wahlkampf aufgetaucht. Fühlen sich die Menschen dann nicht verschaukelt?
Sondermann-Becker: Seine Anhänger ganz bestimmt nicht. Das merken wir an den Umfragen, die Umfragewerte sind relativ stabil. Da machen solche Dinge nichts. Da macht aber so etwas wie Solingen auch nichts, das haben wir festgestellt. Seine Anhänger stört das nicht. Und es war ja auch nur eine Runde.
Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass er bei anderen Kandidatenrunden nicht besonders gut ausgesehen hat. Auch beim MDR. Da hat er Dinge rausgehauen, die ihm hinterher um die Ohren geflogen sind. Also es steht einfach mal zu vermuten, dass er dieser Auseinandersetzung oder diesem Risiko aus dem Weg gehen wollte.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.
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