Immer mehr Winzer und Winzerinnen in Rheinland-Pfalz haben wegen des Klimawandels mit trockenen Weinbergen zu kämpfen. Kreative Ideen sollen helfen, die Reben genug zu bewässern.
Heiße Sommer, Monate ohne Niederschlag – auch im Winter. Der Klimawandel macht vielen Menschen zu schaffen, auch den Winzern und Winzerinnen. In Rheinland-Pfalz kämpfen sie mit vertrockneten Reben und braunen Weintrauben.
Trockene Weinberge – Probleme und Lösungen
SWR1 Reporter Leon Vucemilovic hat mit Weinbauern in Rheinhessen und an der Mosel gesprochen. Im Interview berichtet er darüber.
SWR1: Was macht die Trockenheit mit den Reben?
Leon Vucemilovic: Für die Weinreben sind der Wassermangel und die Hitze echt stressig. Dadurch vertrocknen ihre Blätter und die Trauben werden braun. Das schmeckt man auch am Wein, der wird bitterer. Für junge Reben ist die Trockenheit besonders schlimm. Die haben noch keine tiefen Wurzeln wie ältere Pflanzen und vertrocknen dann schneller. Einige Weinbauern haben mir sogar erzählt, dass sie in den letzten Jahren nur halb so viele Weintrauben ernten konnten, wie sonst. Weil sie einfach zu viele Trockenschäden im Weinberg hatten und die Reben weniger Trauben produziert haben. Das ist auf Dauer natürlich wirtschaftlich extrem belastend. Egal mit welchem Winzer ich gesprochen habe: Alle haben mir gesagt, dass es in den letzten Jahren schlichtweg zu trocken war.
SWR1: Welche Möglichkeiten haben die Winzerinnen und Winzer denn, mit der Trockenheit umzugehen?
Vucemilovic: Die meisten Winzerinnen und Winzer haben mir erzählt, dass sie an besonders heißen Tagen fässerweise Wasser in den Weinberg karren, um ihre Pflanzen vor dem Vertrocknen zu retten. Das ist aber viel Fahrerei und nicht gerade umweltfreundlich - zumal das Wasser gerade im Sommer ohnehin schon knapp ist und dann vielleicht an anderer Stelle fehlt. Mit speziellen Bewässerungssystemen kommt das Wasser auch an die Pflanzen, aber es wird weniger davon verbraucht. Zum Beispiel durch Sensorbewässerungsanlagen, die sind aber teuer.
Mögliche Lösung: Bodenfeuchte per App messen
Vucemilovic: In Mertesdorf im Kreis Trier-Saarburg planen gerade zwölf Winzer gemeinsam so eine Bewässerungsanlage, um Kosten zu sparen. Die Idee ist, dass den Winter über, wenn die Ruwer schön mit Regen- und Schmelzwasser gefüllt ist, Wasser aus dem Fluss in ein Wasserauffangbecken gepumpt wird. Damit können die Winzerinnen und Winzer dann im Sommer ihren Weinberg wässern. Wann die Wurzeln Wasser brauchen, zeigen Sensoren, die die Bodenfeuchte messen. Wenn es zu trocken ist, werden die Weinbauern per App benachrichtigt und können dann mit einem Knopfdruck wässern – alles hochtechnisiert also. Aber wie gesagt, das ist teuer. Da muss jeder Betrieb an die 13.000 Euro pro Hektar Anbaufläche investieren.
SWR1: Gibt es auch noch andere Möglichkeiten, die Weinberge vor der Trockenheit zu retten?
Vucemilovic: Zum Beispiel setzen einige Weinbauern auf sogenannte Pflanzenkohle. Die ist der Grillkohle sehr ähnlich und hat vor allem eine Superkraft: Sie ist wie ein Schwamm und kann das Vierfache ihres Eigengewichts an Wasser speichern dann wieder an die Pflanzen abgeben. Das könnte die Bewässerung im Weinberg langfristig reduzieren. Die ist aber vielen noch zu teuer.
Günstige Lösung: Kräuter und Blumen zur Auflockerung
Vucemilovic: Eine günstigere Variante ist die Begrünung. Das heißt, man pflanzt rund um ihre Weinreben Kräuter und Blumen, deren Wurzeln den Boden auflockern. So kann dann Regenwasser besser im Boden gespeichert werden. Außerdem kann man die Pflanzen schön hoch wachsen lassen, und sie dann im Frühling vorsichtig platt walzen, damit sie wie ein Teppich über dem Boden liegen. Das senkt die Bodentemperatur ab und verhindert, dass unnötig Wasser verdunstet.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.
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