Winzer aus Mertesdorf wollen ihre Reben in Zukunft per Knopfdruck mit Wasser versorgen. Ein digitales System macht das möglich und soll gegen die Trockenheit im Wingert helfen.
Der Klimawandel macht auch vor den Weinbergen im Ruwertal (Kreis Trier-Saarburg) nicht Halt. Schon die letzten Jahre gab es Perioden, die ungewöhnlich trocken waren. Für die Weinstöcke ist das ein Problem. Sie bekommen zu wenig Wasser. Die Folge: Die Trauben werden braun oder zu klein. Im schlimmsten Fall wachsen sie überhaupt nicht mehr.
Schieferboden vergrößert das Problem der Trockenheit
Die von Schieferböden geprägten Weinberge in der Region Trier sind besonders betroffen, sagt Torben Alles vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel. Denn je gröber ein Boden ist, desto weniger Wasser kann er speichern. Mit dem Klimawandel wird in Weinbergen wie im Ruwertal eine Bewässerung immer notwendiger - mehr noch als in anderen Gebieten, sagt der Experte. Und es müssen Lösungen für eine bessere Wasserspeicherung her.
Digital gesteuerter Tropfanlage gegen Dürre
Um die Rebstöcke an besonders heißen Tagen zu schützen, haben viele Winzer an der Ruwer Tanks mit Wasser gefüllt und sie in den Wingert gefahren. Das kostet Zeit und Geld und ist wenig nachhaltig.
Weinbewässerung per Sensor in Mertesdorf an der Ruwer geplant
Damit soll für zwölf Winzer an der Ruwer bald Schluss sein: Zusammen mit dem DLR Mosel planen sie eine neuartige Bewässerungsanlage. Die soll auf einen gemeinsamen Wasserspeicher zurückgreifen und per App und mit dem Handy gesteuert werden.
Rückhaltebecken in Kasel wird vergrößert
Grundlage dafür ist das nahe gelegene Wasserrückhaltebecken auf der Kaseler Weinbergslage Kehrnagel. Das soll vergrößert und künftig für die Bewässerung der Weinberge genutzt werden. Aus der Ruwer werden dafür in den Wintermonaten bis zu zehn Millionen Liter Wasser in das Becken gepumpt.
Um das gespeicherte Wasser im Sommer in den Wingert zu bekommen, wird ein neues Leitungsnetz mit Pumpen gebaut. Dafür werden vom Becken aus Schläuche in die Weinberge verlegt. An feinen Drahtseilen knapp über dem Boden sind sie befestigt. Aus den Schläuchen tropfen regelmäßig geringe Mengen Wasser auf die Erde und weiter zu den Rebwurzeln. Insgesamt 24 Hektar Rebfläche sollen über diese Tröpfchenbewässerung versorgt werden. Besonders während der trockenen Phasen zwischen Juni und August.
Sensoren ermitteln Wasserbedarf im Weinberg
Aber wie viel Wasser brauchen die Reben tatsächlich? Darüber müssen sich die Winzer in Mertesdorf bald auch keine Gedanken mehr machen. Stattdessen messen Sensoren in der Erde, wann die Pflanzen Wasser benötigen. Ist der Boden zu trocken, bekommen die Winzer eine Benachrichtigung per App – mit Echtzeitdaten und einer Bewässerungsempfehlung. Über das Handy können sie per Knopfdruck die Pumpen im Rückhaltebecken starten und das Wasser fließt dann in die Schläuche und bewässert den Boden. In den Weinberg fahren muss der Winzer dafür nicht mehr.
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Eine Million Euro für digitale Bewässerung
Die Mertesdorfer Bewässerungsanlage hat allerdings ihren Preis: Rund eine Million Euro soll sie kosten. Das Projekt wird gefördert, dennoch müssen die Winzer rund 13.000 Euro pro Hektar selbst finanzieren. Für Torben Alles ist das eine gute Investition in die Zukunft der Winzer. Damit sie auch in trockenen Jahren gesunde und gute Trauben für ihre Weine ernten können.
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