Fahrradhelme retten Leben. Welche Studie man auch immer liest, die Antwort ist immer dieselbe: Radfahren ohne Helm ist verdammt gefährlich. Warum eigentlich jeder einen Helm tragen sollte, was beim Kauf eines Helms zu beachten ist und was es für Neuigkeiten auf dem Markt gibt, erfahren Sie im Artikel von SWR Reporter Christoph Mautes.
Oben ohne oder doch lieber mit Fahrradhelm? Eigentlich sollte sich diese Frage für Radfahrer gar nicht stellen. Für viel zu viele tut sie das aber nach wie vor.
Fahrradhelm wird zu selten getragen
Auf dem Weg zum Interview mit Lukas Reuscher von der Verkehrswacht zähle ich einfach mal durch. Nicht einmal die Hälfte der Radfahrer, die mir in Mainz begegnen, tragen einen Helm. Damit liegen die Mainzer ziemlich im Schnitt, sagt Reuscher: "Unter 50 Prozent der Radfahrenden tragen einen Helm während des Radfahrens."
Leider. Denn am Ende ist der Radler immer der Schwächere im Straßenverkehr, sagt Lukas Reuscher: "Mir fehlt die Knautschzone im Vergleich zum Autofahren. Ich habe keine fest verbauten Airbags an meinem Fahrrad."
Welchen Helm sollte man kaufen?
Und weil jeder Zentimeter Knautschzone das eigene Leben retten kann, ist die Frage nicht, ob, sondern welchen Fahrradhelm man kaufen sollte. Einen Anhaltspunkt gibt es zum Beispiel im neuen Heft von Stiftung Warentest, die Fahrradhelme getestet hat. Nur zwei im neuen Test waren wirklich gut. Beide kosten mehr als 80 Euro.
Aber Test-Redakteurin Meike Rix gibt zu bedenken: "Einen direkten Zusammenhang, dass ein billiger Helm zwangsläufig schlecht ist, gibt es nicht. Es gibt auch noch Helme aus unserem Vorgängertest, die noch erhältlich sind. Da waren sogar gute Helme dabei, für unter 50 Euro."
Neue Technologien für den Kopfschutz
Das sieht auch Andreas Erhardt vom Fachgeschäft Radgeber in Mainz so. Erstmal Hauptsache: Was auf dem Kopf. "Jeder getragene Helm ist besser als kein Helm, das auf jeden Fall. Er sollte halbwegs passen und vor allem getragen werden. Wenn ich dann noch mehr draufpacken will, kann ich mir die neuen Technologien anschauen."
Wer dann noch etwas mehr will, dem bieten sich inzwischen etliche Spielereien und Sicherheits-Features an. Die heißen dann etwa "Mips" oder "Kineticore". Beides zeigt mir Andreas Erhardt. Bei Kineticore sollen kleine, zusätzliche Würfelchen innen im Helm einen Aufprall zusätzlich dämpfen.
"Bei Mips habe ich eine Plastikfolie, die in alle Richtungen etwa zehn bis fünfzehn Millimeter nachgeben kann. Und das ist so ein Gummigelager. Wenn ich Bodenkontakt habe, sorgt das dafür, dass der Kopf nicht direkt mitgerissen wird, sondern ein bisschen weniger Beschleunigung hat". Das sorge laut der Forschung für weniger Schädel-Hirn-Traumata, erklärt Erhardt.
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Fahrradhelme mit Blinklichtern
Wer dann auch noch gesehen werden möchte, für den ist etwa "Lumos" eine Option. Ein Helm mit eingebauten Lichtern und sogar Blinkern. "Ich habe eine kleine Fernbedienung am Lenker und wenn ich die drücke, blinkt eine Seite, entsprechend, wo ich hinfahren möchte", erläutert der Fahrradexperte. "Damit ich den Blinker wieder ausmache, höre ich das Piepsen – wie man es vom Motorroller kennt."
Airbags statt Fahrradhelme?
Einige Zeit lang gab es auch Airbags für den Kopf. Die sind allerdings etwas kurios vom Markt verschwunden, hatten aber ohnehin ihre Schwächen, sagt Erhardt.
"Der Nachteil war: Ein Airbag sieht nicht, was von vorne kommt. Wenn ich irgendwo mit dem Fahrradhelm dagegen fahre, habe ich einen Helm auf. Wenn ich mit dem Airbag dagegen fahre, bin ich doch mit dem Kopf gegen den Pfosten gefahren und der Airbag ist danach aufgegangen", erzählt er weiter. An den Airbags gab es vorne nämlich keine Kameras und keine Sensoren.
Alle paar Jahre einen neuen Helm kaufen
Schlechte Nachrichten also für Frisurbewusste: Zum Helm gibt es nach wie vor keine wirkliche Alternative. Wie merkwürdig das Verhältnis vieler Radler zum Helm ist, macht Lukas Reuscher von der Verkehrswacht in seinen Kursen mit einem Vergleich deutlich: "Wer von uns schützt sein Smartphone mit einer Schutzhülle? Das sind nahezu 100 Prozent. Warum ist es beim Radfahren mit einem Fahrradhelm und dem eigenen Kopf nicht auch so?".
Man tauscht schließlich lieber die Hülle als das Handy. Das ollte auch für den Helm gelten und das spätestens nach einem Unfall. "Wenn man einmal draufgefallen ist, ist der Helm hinüber. Auch kleinste Risse, die ich vielleicht gar nicht sehen kann, mindern den Schutz des Helmes. Deswegen: Bei Unfall auf jeden Fall tauschen".
Doch auch wenn der Helm unbeschadet bleibt, rät Reuscher zu regelmäßigem Austausch "circa nach allen fünf Jahren, denn UV-Einstrahlung, Schweiß und Feuchtigkeit greift den Helm an und mindern die Schutzfunktion". Und wie sollte man Geld alle paar Jahre besser investieren, als in eine intakte Schädeldecke.
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