Bedrohung durch Mähroboter

Experten fordern Igel-Sicherheitstest

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Sabine Stöhr
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So langsam kann man wieder ans Rasenmähen denken. Die Forschenden vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung haben die vergangenen anderthalb Jahre ständig ans Rasenmähen gedacht – genauer gesagt an Igel, die unter Mähroboter geraten.

Denn die Roboter erkennen die stachligen Vierbeiner nicht als Hindernis. Weil immer mehr Igel von Mährobotern verletzt oder getötet werden, fordern die Experten nun eine Art Sicherheitstest für diese Gartengeräte.

Warum kommt es zu Unfällen?

Igel verlassen sich auf ihre festen Stacheln, kugeln sich zusammen und haben daher keinen Fluchtreflex, wenn der Roboter auf sie zufährt. Darum haben die Forschenden einen Igel-Sicherheitstest für Mähroboter entwickelt. Grundlage war eine Studie über 1,5 Jahre, in der sie die Schnittverletzungen genau angeschaut und beobachtet haben, wie Roboter und Igel aneinandergeraten. Denn nicht einmal die Hälfte der Igel haben das Aufeinandertreffen überlebt.

Insgesamt waren das 370 Igel, dazu, vermuten die Forscher, kommt noch eine hohe Dunkelziffer. Dabei fiel auf, dass die Verletzungen durchgehend an allen Wochentagen passierten – auch sonntags. Und da ist der Mähroboter das einzige Gerät, das zum Stutzen der Rasenfläche legal genutzt werden darf.

Was tun?

Zum Verzicht auf die Roboter aufzurufen, wäre keine Lösung. Aber die Folgen des Einsatzes sind ein großes Problem für den Artenschutz. Gerade junge Tiere sind neugierig und kommen daher besonders häufig unter den Mähroboter. Der verpflichtende Igel-Sicherheitstest auf europäischer Ebene für alle Geräte könnte entscheidend helfen, Verletzungen zu vermeiden. Ein entsprechender Aufkleber würde auch die Käufer über die mögliche Gefahr aufklären.

picture-alliance dpa | Patrick Pleul
Igel rascheln und schnüffeln durch den Garten - immer auf der Suche nach Insekten, Schnecken und Mäusen. Ihre eigentliche Heimat sind die Wälder und Wiesen. Igel sind Einzelgänger, die nachts munter werden.

Die Igel sind die "grüne Polizei" in unseren Gärten und befreien uns von vielen Schädlingen, die sich im Garten tummeln. Das tun Igel bevorzugt nachts – daher sollten Mähroboter auch nicht nach Sonnenuntergang eingesetzt werden, um die Tiere zu schützen. Sie sorgen also mit ihrer nächtlichen Futtersuche für ein ökologisches Gleichgewicht. Nicht umsonst ist der Igel zum Tier des Jahres 2024 gewählt worden.

Weitere Igeltipps

Wer tagsüber die Maschine laufen lässt, sollte davor den Garten nochmal absuchen, ob nicht doch noch ein Tier unterwegs ist. Das gilt auch für Regionen unter Hecken, in denen Igel gerne schlafen. Idealerweise lassen sie den Roboter während seiner Arbeit auch nicht unbeaufsichtigt. Wer noch ganz klassisch die Grünfläche stutzt, sollte genau hinschauen, wo er langfährt. Das gilt besonders, wenn die Halme schon recht hoch gewachsen sind.

Oder wie wäre es mit einem Igel-Paradies in einem Randbereich des Gartens? Dort wird nicht gemäht und im Laub fühlt sich der Igel auch besonders wohl.

Die Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung finden sie unter izw-berlin.de.

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