Zwischen der Deutschen Bahn und der GDL ist das Verhältnis denkbar schlecht. Wenn nicht schnell etwas passiert, wird womöglich immer weiter gestreikt. Doch eine Schlichtung lehnt die Gewerkschaft zum aktuellen Zeitpunkt ab.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) ist erfahrener Schlichter zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Wir haben mit ihm über die aktuelle Situation im Tarifkonflikt gesprochen.
Umgang der Bahn mit Tarifpartner GDL
SWR1: Als erfahrener Schlichter zwischen den beiden Parteien können Sie sicher gut einschätzen, wo die Haken sind. Wo sehen Sie denn im Moment das Hauptproblem?
Bodo Ramelow: Es ist so, dass ich diesmal ziemlich fassungslos davor stehe und für mich festgestellt habe, dass ich nie geglaubt habe, dass die Bahn dieselben Fehler nochmal macht, die wir schon bei der ersten Schlichtung hatten.
Das heißt, jenseits von der Frage, wo könne man sich einigen, bleibt die Kernfrage, ob die Bahn endlich versteht, dass die GDL dauerhaft ihr Tarifpartner ist, mit dem sie sorgsam umgehen sollte. So wie man mit Tarifpartnern eben umgehen sollte.
Ramelow: Wut sollte sich gegen Bahnvorstand richten
SWR1: Welches Ziel verfolgt die Bahn damit eigentlich?
Ramelow: Das Ziel ist offensichtlich, eine Gewerkschaft, die unbequem ist, an die Kette zu legen. Wenn man dann das Gefühl hat, eigentlich will man die GDL als Organisation weghauen – wenn das die Zielstellung ist, dann wird die Bahn immer der Verlierer sein.
Bei all diesen Konflikten ist am Ende immer eine stärkere Organisation entstanden und auch aktuell erleben wir, dass die Wirkung der Urabstimmung und auch des Streikaufrufs jeweils strikt befolgt wird, und das führt nur zu einem höheren Maß der Solidarität.
Streik der GDL-Lokführer Lokführer Zimmer: "Das geht für den Körper an die Substanz"
Bahn-Pendler fluchen, weil die GDL-Lokführer wieder streiken. Auch Andreas Zimmer aus Lustadt (Südpfalz) streikt. Er schildert uns, welche Probleme ihm sein Job im Alltag macht.
Strategie der Bahn geht nicht auf
SWR1: Trotzdem hält sich seltsamerweise die Wut der Bürger, der Bahnfahrer, gegenüber der Bahn in Grenzen. Warum ist ausgerechnet Herr Weselsky für viele so ein rotes Tuch?
Ramelow: Die Schwierigkeit besteht darin, dass man immer zur Kenntnis nehmen muss, dass erst mal ein durch Streik unterbrochenes Fahrangebot für die betroffenen Kunden das eigentliche Problem darstellt. Eigentlich müsste die Wut oder der Frust der Bahnkunden sich sowieso auf den Bahnvorstand lenken – mit oder ohne Streik.
Insoweit ist es bedauerlich, dass sich im Moment die emotionale Stoßrichtung immer gegen den Streikaufruf richtet, weil der im Alltag den Menschen das Leben schwer macht. Das kann ich auch verstehen. Also wer durch Streik nicht in seinen Urlaubsort kommt oder zu seinem Arbeitsplatz kommt und ähnliches, der wird natürlich wütend sein, das kann ich gut nachvollziehen.
Alle anderen Bahngesellschaften in Deutschland haben sich mit der GDL längst vernünftig geeinigt, die einzige, die sich bis heute nicht geeinigt hat, ist die Deutsche Bahn und namentlich Herr Seiler. Er trägt für mich auch die Verantwortung dafür, dass die Verschärfung jetzt so unversöhnlich geworden ist. Dass das zu immer mehr Verhärtung führt, liegt doch auf der Hand.
SWR1: Was wären denn die Folgen, wenn dieser Konflikt noch wochen- oder womöglich monatelang weitergeht?
Ramelow: Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Bahn endlich mit diesen juristischen Winkelzügen aufhört, weil diese ganze Strategie zu gar nichts Gutem führt, die ist mit keinem Segen verbunden. Sie führt nur dazu, dass die Kunden immer verärgerter werden und sie führt zu einer immer höheren Solidarität der Bahnbeschäftigten.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Vitt.
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