Das deutsche Team steht im Halbfinale der Handball-EM – mit dabei ist Sebastian Heymann aus Heilbronn-Horkheim. In seiner Heimat feiern ihn die Fans.
Als kurz vor dem Anwurf das deutsche Team Arm in Arm für die Hymne bereit steht, ist Sebastian Heymann mittendrin. Sein Blick: konzentriert, beinahe fest. Den Reißverschluss seiner Trainingsjacke hat er bis nach oben gezogen, singt aufmerksam jedes Wort mit und taucht dann in den Jubel der fast 20.000 Fans in der ausverkauften Kölner Arena ein. Im letzten Hauptrunden-Spiel des deutschen Teams steht der Handballer aus Heilbronn-Horkheim von Beginn auf der Platte.
Über 300 Kilometer vom Kölner Kessel entfernt, drücken Fans in seiner Heimat die Daumen – für "ihren Sebastian". Und das, obwohl Heymann und seine Teamkollegen schon vor dem ersten Ballkontakt das Ticket fürs Halbfinale sicher haben. Weil die Verfolger Österreich gegen Island und Ungarn gegen Frankreich verloren haben, steht das schon vor Beginn des Spiels fest. Ihr kleines, aber feines Public Viewing im Foyer der Stauwehrhalle zelebrieren die Horkheimer trotzdem.
Kaltgetränke und Kindheitserinnerungen
Sie feiern Handball und Heymann, tragen Trikots mit der Nummer elf, Perücken in schwarz, rot und leuchtendem gelb, und Fischerhüte mit blinkenden Lichtern. Als der Mann mit der Nummer elf, der Horkheimer Heymann, auf der großen Leinwand zu sehen ist, wird es laut. Es gibt Kaltgetränke und Kindheitserinnerungen. Claudia Hofacker hat Heymann schon trainiert, als er noch für die Bambini des TSB Horkheim aufgelaufen ist.
"Da hat man schon gesehen, dass er gut wird", sagt sie im Gespräch mit SWR Sport: "Er hatte schon immer den Ehrgeiz und wollte mit dem Kopf durch die Wand." Für Vorstand Sven Grosser ist es die Wucht, die Heymann besonders macht: "Das haben wir von klein auf gesehen. Diese Wucht, mit der er von hinten kommen kann." Bei der Heim-EM aber habe er das bisher noch nicht so zeigen können.
Heymann als Hoffnung gegen Dänemark
So sehen das auch die anderen Fans im Foyer, die fast ein bisschen sauer sind, dass "ihr Sebastian" unter Trainer Alfred Gislason bisher nicht mehr Spielzeit bekommen hat. "In dem Kerl steckt so viel Power – und das wird er zeigen. Vielleicht ja schon gegen Dänemark", sagt Vorstand Grosser. Der Gegner im Halbfinale ist nicht nur eines der besten Teams dieses Turniers, sondern auch Weltmeister und beinahe Übergegner.
"Vielleicht unterschätzen sie uns ja", sagt Grosser und zuckt mit den Schultern: "Wir sind Deutschland. Wir sind Horkheim. Wir rocken das Ding." Dass dabei auch Heymann eine entscheidende Rolle spielen kann, davon sind in seinem Heimatverein alle überzeugt.
Sensation und Stolz
"Ein Sieg wäre super, aber schon auch eine kleine Sensation", fasst es Bambini-Trainerin Hofacker zusammen. Und selbst, wenn es mit dieser "kleinen Sensation" nicht klappen sollte, steht für die Horkheimer um Vorstand Grosser mit Blick auf Heymanns Abenteuer bei der Heim-EM schon jetzt fest: "Wir sind super stolz. Er wird uns mit Sicherheit noch viel Freude machen die nächsten Jahre."