Die Mehrheit der Mitglieder des Karlsruher SC hat am Donnerstagabend Martin Müller als Vizepräsident abgewählt. Rund 61 Prozent der Stimmberechtigten stimmten der Abwahl zu.
Die Mehrheit der Mitglieder des Karlsruher SC hat am Donnerstagabend Vizepräsident Martin Müller abgewählt. Rund 61 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC stimmten in der virtuellen Versammlung für die Abwahl von Vizepräsident Martin Müller. Der Abwahl war ein monatelanger Führungsstreit innerhalb des KSC-Präsidiums vorausgegangen.
Darum geht es im Führungsstreit beim KSC:
- Schlagabtausch zwischen KSC-Präsidiumsmitgliedern vor der Abstimmung
- Darum war die außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen worden
- Monatelanger Führungsstreit beim Karlsruher SC
- So geht es nach der Abwahl von Vizepräsident Müller weiter
- Verein lehnt Aktienrückkauf von Müller ab
Schlagabtausch zwischen KSC-Präsidiumsmitgliedern vor der Abstimmung
Vor der Abstimmung begründete der Vorsitzende des Mitgliederrats Dieter Gläser ausführlich den von seinem Gremium gestellten Abwahlantrag. Es sei unmittelbar nach der Mitgliederversammlung im Dezember deutlich geworden, dass in den Gremien des KSC unüberbrückbare Differenzen bestanden.
Der kritisierte Vizepräsident Müller rechtfertigte sein Handeln in den vergangenen Monaten. Bis heute werde er mit unbewiesenen Vorwürfen konfrontiert. Er habe keine Interna weitergegeben. Seine Reaktion in der Öffentlichkeit in der Vergangenheit sei zwar teilweise unsachlich und überzogen, aber inhaltlich richtig gewesen.
KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze verwies auf einen tiefgreifenden Vertrauensverlust unter anderem durch unwahre Behauptungen, die seitens des Vizepräsidenten in der Öffentlichkeit gemacht worden waren. Der KSC-Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Grenke wies erneut auf die gute wirtschaftliche Situation des Vereins hin. Es gebe keine Abhängigkeit von irgendwelchen Geldgebern.
Ex-KSC-Vize Müller kritisiert Umgang mit seiner Person
Er sei erleichtert, sagte der abgewählte Vizepräsident Müller am Tag nach der Mitgliederversammlung. Er warnte vor einer möglichen Fehlentwicklung beim Karlsruher SC.
Den Umgang mit seiner Person habe er als Grenzüberschreitung empfunden, weil "diese Leute gar nicht wissen, was sie getan haben," so Martin Müller. Er selbst sei zwar ein relativ stabiler Charakter. Dennoch werde er künftig gegen Verleumdung und üble Nachrede vorgehen.
Darum war die außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen worden
Der Mitgliederrat des KSC hatte die Mitgliederversammlung und einen Abwahlantrag gegen Müller beschlossen. Das Verhältnis zwischen Müller und anderen Mitgliedern des wichtigen fünfköpfigen KSC-Beirats sei derart gestört beziehungsweise zerrüttet, dass eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit ganz offensichtlich nicht mehr möglich sei - so hat der Mitgliederrat den Abwahlantrag Anfang Februar begründet. Müller war im Vorfeld unter anderem die Weitergabe von internen Informationen vorgeworfen worden. Der Abwahlantrag war auch vom KSC-Fandachverband Supporters unterstützt worden. In einer Mitteilung sprach der Verband von einem gestörten Vertrauensverhältnis.
KSC-Vizepräsident Müller hatte die Kritik im Vorfeld mehrfach zurückgewiesen und wollte seinen Posten nicht freiwillig abgeben.
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Abwahl ging monatelanger Führungsstreit beim Karlsruher SC voraus
Nach der ordentlichen Mitgliederversammlung im Dezember hat sich die Situation beim Karlsruher SC nicht beruhigt. Damals waren Abwahlanträge gegen Vizepräsident Müller sowie gegen zwei weitere Beiratsmitglieder im letzten Moment zurückgezogen worden. Mit einer gemeinsamen Erklärung wollte die KSC-Führung Einigkeit demonstrieren. Kurz darauf empfahl der Aufsichtsrat Müller jedoch den Rücktritt, weil dieser sich vereinsschädigend geäußert habe.
Hintergrund des seit Monaten schwelenden Führungsstreits ist die Freistellung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer am 1. April 2023 durch den Beirat. Damals wurden die beiden Vizepräsidenten und Geldgeber Martin Müller und Günter Pilarsky von den drei anderen Beiratsmitgliedern Holger Siegmund-Schultze, Thomas Hock und Christian Fischer überstimmt. Er sei überrumpelt worden, kritisierte Müller, der die Entscheidung für falsch hielt. Es kam zum offenen Bruch.
So geht es nach der Abwahl von KSC-Vizepräsident Müller weiter
Laut der Satzung des KSC muss die Position des Vizepräsidenten und damit auch der frei gewordene Sitz im Beirat innerhalb von drei Monaten im Rahmen einer weiteren außerordentlichen Mitgliederversammlung neu besetzt werden. Bis zur Neuwahl des Vizepräsidenten sind demnach aber sowohl Präsidium als auch Beirat voll beschluss- und handlungsfähig.
KSC lehnt Aktienrückkauf von Martin Müller ab
Für einen freiwilligen Rückzug aus dem Führungsgremium hatte Müller den Rückkauf seiner Aktien zur Bedingung gemacht. Der Unternehmer hatte 2020 durch einen Aktienkauf rund fünf Millionen Euro in den damals insolvenzbedrohten Fußball-Zweitligisten investiert.
Müller könne sein Aktienpaket grundsätzlich verkaufen, dafür sei die Zustimmung des KSC erforderlich. Der KSC könne durch dieses Mitspracherecht den Einstieg "unseriöser" Partner verhindern. Hingegen ist Martin Müller nicht berechtigt, die Aktien an den KSC zurückzugeben, insbesondere nicht gegen Rückzahlung des eingebrachten Kapitals, heißt es seitens des KSC.
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