Der 1. FC Heidenheim ist in seiner zweiten Saison endgültig in der Bundesliga angekommen. Das liegt auch daran, dass Trainer Frank Schmidt Neuzugänge und Dauerbrenner zu einer Einheit geformt hat.
So lief der Saisonstart des 1. FC Heidenheim
Kurz vor der Länderspielpause war Frank Schmidt enttäuscht. Sein Team hatte gerade 0:1 gegen RB Leipzig verloren, und der Coach der Heidenheimer wusste, da war mehr drin. So überraschte es auch nicht, dass Schmidt keinesfalls vom Auftritt seiner Mannschaft enttäuscht war. "Es ist nur das Ergebnis enttäuschend für uns", sagte der Trainer im Gespräch mit SWR Sport: "Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft."
Schließlich hatten es die Heidenheimer dem Topteam aus Leipzig schwer gemacht, mit wenig Räumen in der Zentrale die bei der Rose-Elf so beliebten Tiefenläufe verhindert und so früh dafür gesorgt, dass sich RB-Keeper Peter Gulacsi auffallend viel Zeit bei seinen Abschlägen ließ. "Es war ein geiles Spiel", befand Schmidt: "Das macht Spaß, und wenn wir genau so weitermachen, werden wir noch viele Punkte holen."
Und damit hat Schmidt Recht. Denn die Heidenheimer sind in ihrem zweiten Jahr in der Bundesliga angekommen. Sie zeigten nicht nur gegen Leipzig eine starke Leistung, sondern stellten auch unter Beweis, dass sie auswärts performen können. Zwei der ersten drei Auswärtsspiele gewann der FCH - das sind schon jetzt so viele Siege in der Fremde wie in der gesamten Rückrunde in der Premierensaison in der Bundesliga.
Nächster Gegner: Borussia Mönchengladbach. Da gibt's für das Team von der Ostalb dann auch ein Wiedersehen mit Tim Kleindienst. Der Torjäger, der zuletzt von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmals in die DFB-Elf berufen wurde, wechselte im Sommer nach Gladbach und dürfte die Heidenheimer daran erinnern, was ihnen etwa auch gegen Leipzig gefehlt hat: ein Knipser.
Das kompensieren die Heidenheimer in Bundesliga und Conference League im Kollektiv. Neben Neuzugängen, die wichtige Tore beisteuern, treffen in dieser Spielzeit auch Routiniers wie Jan Schöppner oder Adrian Beck, der sich mit seinem Tor bei der Heidenheimer Premiere auf internationalem Parkett in die Geschichtsbücher des Ostalb-Clubs eingetragen hat. In der Defensive ist erneut Kapitän und Dauerbrenner Patrick Mainka die Konstante - auf ihn kann sich Schmidt verlassen.
So lief es für die Neuzugänge beim 1. FC Heidenheim
Die sportlich schmerzlichen Abgänge von Torjäger Kleindienst, Standardexperte Jan-Niklas Beste (Benfica Lissabon) und Eren Dinkci (SC Freiburg) hat der FCH überraschend gut aufgefangen. Besonders beeindruckend: Mit Leo Scienza (kam aus der 3. Liga vom SSV 1846 Ulm Fußball), Maximilian Breunig (Freiburg II) und Paul Wanner (Leihe von Bayern München) haben die Heidenheimer erneut nicht die großen Namen auf den Schlossberg geholt, aber Spieler, die von Beginn an ein beeindruckender Teil des Teams waren.
Alle drei haben bereits im ersten Pflichtspiel der Saison, in der ersten Runde des DFB-Pokals, ihre Qualität unter Beweis gestellt. Breunig, der bei Freiburg II zuvor nur Kennern und den Verantwortlichen des FCH aufgefallen sein dürfte, mit einem Dreierpack, Wanner mit einem Treffer und Scienza, weil er die Mitspieler in Szene setzte - und auch in Bundesliga und Conference League geliefert hat. Auf der Außenbahn bringt Sirlord "Sissi" Conteh (gekommen aus Paderborn) beeindruckendes Tempo mit ein.
Wanners Leistungen weckten zuletzt gar Begehrlichkeiten. Dr 18-Jährige, der aktuell für die deutsche U21 aufläuft, soll sportlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann und von Österreichs Coach Ralf Rangnick umworben werden. Ob Wanner für Deutschland oder Österreich auflaufen will, hat er noch nicht entschieden - auch nicht, ob er nach dieser Saison nach München zurückkehren wird. Wanner will bei den Bayern nicht auf der Bank sitzen, hat sich auch deshalb bewusst für den Schritt nach Heidenheim entschieden. Der 18-Jährige profitiert auch vom Vertrauen von Trainer Schmidt.
Verzichten müssen die Heidenheimer verletzungsbedingt auf Mathias Honsak (kam von Darmstadt 98, Knieprobleme) und weiter auf Julian Niehues (Neuzugang 1. FC Kaiserslautern), der nach einem Kreuzbandriss noch länger ausfällt.
So wirkt der Trainer Frank Schmidt
Frank Schmidt ist in Heidenheim mehr als nur die Konstante an der Seitenlinie - er ist Denker, Lenker, Macher und Mahner. So setzt er in dieser Spielzeit, in der der FCH in gleich drei Wettbewerben vertreten ist, verstärkt auf Rotation. Die scheint nicht nur wohl durchdacht, sondern ist von Schmidt auch klar kommuniziert. Wie schon in der Premierensaison hat der erfahrene Trainer ein gutes Gespür für Stimmen und Stimmungen.
Und nahm angesichts der bisweilen wohl gestiegenen Erwartungshaltung einiger Fans zuletzt gar nur "verhaltenen Applaus" nach dem Spiel gegen Leipzig war und erinnerte deshalb noch einmal an das Saisonziel der Heidenheimer. Daran hat sich trotz Conference League und Gänsehaut bei Flutlichtspielen in der Bundesliga nämlich nichts geändert: "Wir wissen, dass es für uns ausschließlich um den Klassenerhalt geht. Wir müssen fleißig Punkte sammeln, um in der Liga zu bleiben."
Ausblick
In Heidenheim gilt eigentlich immer: Spieltag ist Feiertag. Den 28. November aber haben sich die Fans des FCH fett in ihrem Kalender angestrichen. Dann kommt der FC Chelsea auf den Schlossberg - es ist das nächste Highlight in der noch jungen Historie des 1. FC Heidenheim international.