Fachwerk-Ruine gekauft und gerettet

Stand
Autor/in
Anne Lambertsen
Ein Film von
Frederik Dietz (Kamera)
Yannik Gaul (Kamera & Ton)
Jens Wernstedt (Schnitt)

Mit der Sanierung des 500 Jahre alten baufälligen Hauses hat sich Christoph einen lang ersehnten Wohntraum erfüllt.
Mehr als elf Jahre schuftet der gebürtige Pfälzer um die 1.200 m² große historische Anlage rund um das Fachwerkhaus für sich und seine Familie herzurichten.

Für 160.000 Euro kaufen Christoph und seine Frau Katya 2012 den alten Hof in Bad Bergzabern. Für das Eigenheim mit Charme und Geschichte verabschiedet sich das Paar vom Stuttgarter Stadtleben. Zunächst glauben sie, dass sie das alte Wohnhaus mit überschaubarem Aufwand und Budget sanieren können. Das Sichern, Entrümpeln und Entkernen übernimmt Christoph, der für eine IT-Firma arbeitet, selbst. Genügend Erfahrung dafür hat er, denn in jungen Jahren hat Christoph viel auf Baustellen gearbeitet und bei der Sanierung von alten Gebäuden geholfen. Auch seine Frau Katya packt immer mit an.

Sanierung viel aufwendiger als anfangs gedacht

Doch mit jeder Wand, die sie freilegen, wird das ganze Ausmaß der Schäden am Gebäude sichtbar: Das alte Haus ist eine Ruine. Aber aufgeben ist für Christoph und Katya keine Option, obwohl die Kosten immer weiter steigen. Unglaubliche sechs Jahre dauert es, bis es mit der eigentlichen Sanierung endlich losgehen kann. Das Paar lebt in dieser Zeit in einem rund 60 m² großen, bereits renovierten Nebengebäude. Dort kommen auch ihre zwei Töchter zur Welt.

Hausrettung bringt sogar altes Heroin ans Tageslicht

Bei der Hausrettung stoßen die beiden immer wieder auf Zeugnisse der früheren Bewohner: mittelalterliche Scherben, Haushaltsgegenstände, ein aus Knochen geschnitzter Kamm oder Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg – sogar eine Packung Heroin von den Soldaten, die sie von der Kripo abholen lassen. Christoph fühlt sich wie ein Schatzsucher, in die Kindheit zurückversetzt. Die Geschichte des Hauses begeistert ihn. Die Beziehung zu der Hofanlage wächst.

11 Jahre von der Ruine zum Traumhaus

Auf dem langen Weg zum Traumhaus gibt es jedoch viele Hindernisse, die enorm viel Zeit und Geld kosten: das Finden eines geeigneten Architekten, die Baugenehmigungen und Abstimmungen mit dem Denkmalschutz, den Banken, der Stadtsanierung und das Einholen von Fördermitteln, um die gestiegenen Kosten tragen zu können.

Fördermittel vom Land für die Hausrettung

Die Fördermittel kommen vom Land. Wenn man sich, wie Christoph und Katya, mit dem Denkmalschutz verbündet, gibt es von dort auch nochmal zusätzliche Förderungen. Allerdings haben die beiden auf die Zusage über bewilligte Gelder knapp ein halbes Jahr warten müssen und dann nochmal ein Jahr, bis sie überhaupt mit der Sanierung anfangen durften. Da die äußere Form der Hofanalage erhalten wurde, kamen die Genehmigungen vom Denkmalschutz recht schnell. Das geöffnete Fachwerk war dabei auch sehr attraktiv für Denkmalschutz und Stadt.

Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes

2018 konnten Christoph und Kataya dann endlich mit dem Wiederaufbau starten. Für die Sanierung war es dem Ehepaar wichtig, nur Firmen aus der Region einzusetzen: Ein Zimmermann-Restaurator saniert das Fachwerk, ein Steinmetz stellt die Sandsteingewänder wieder her, wieder andere Spezialisten übernehmen die Lehm- und Kalkarbeiten.

Alte Gebäudekonstruktion war nicht mehr tragfähig – eine Lösung muss her

Da die ursprüngliche Konstruktion des Gebäudes nicht mehr tragfähig war, musste ein komplett neues Tragwerk „Haus-im-Haus“ gebaut werden, das mit dem alten verbunden wurde. Nur so kann die alte Bausubstanz erhalten werden. Christoph hat Freude daran, die Fortschritte bei der Renovierung mitzuerleben, doch immer wieder staunt er auch über den unglaublichen Aufwand – allein wie das Haus auf Stelzen gesetzt wurde, während darunter die Wände und Fundamente komplett herausgebrochen und erneuert wurden.

Fachwerkhaus mit Einrichtung im Loft-Stil

Heute verbinden Katya und Christoph modernes Design mit dem Charme des alten Gebäudes und richten ihr Haus im Stile eines Lofts ein. An vielen Stellen schaut altes Mauerwerk und Fachwerk hervor und macht die Geschichte des Gebäudes sichtbar. Die vorher dunklen und kleinen Räume öffnen sie und bringen so mehr Licht ins Gebäude. Damit sich das natürliche Licht im Haus gut verteilt, setzen sie überall Glastüren ein. Katyas Leidenschaft ist das Gestalten. Sie hat zum Beispiel das Schachbrettmuster wieder aufgegriffen, das an die früher im Haus verlegten historischen Fliesen erinnert. Bei der Einrichtung hat das Ehepaar immer eines im Blick: Es soll ein Haus sein, in dem sich die ganze Familie wohl fühlt.

Gesamtkosten im Millionenbereich

Die Gesamtkosten für Anschaffung und Sanierung steigen am Ende auf 1,3 Millionen Euro. Durch die Fördermittel und steuerlichen Abschreibungen wird die Hofanlage jedoch unterm Strich günstiger, als wenn die Familie stattdessen ein Baugrundstück gekauft und darauf neu gebaut hätte, sagt Christoph.

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