Familie verwandelt maroden Hof in ihr Zuhause

Stand
Autor/in
Katharina Pfänder
Ein Film von
Johannes Bock (Kamera)
Onur Bilmen (Ton / Kamera)
Monika Kostrzewa (Schnitt)

Mit der Sanierung des Ludwighofs aus dem 18. Jahrhundert hat sich Familie Brecht einen Traum erfüllt. Der große denkmalgeschützte Hof im Herzen von Hoffenheim ist einer der wenigen erhaltenen Vierseitenhöfe in Baden-Württemberg, ein Kraichgauer Kleinod und jetzt das Zuhause der ganzen Familie.

Hofsanierung in Corona-Zeiten

Die Familie, das sind Vater Markus, Mutter Manuela und Tochter Laura. "Pünktlich" zum pandemischen Lockdown haben sie den arg maroden Ludwighof für einen günstigen Preis erwerben können und sich damit einen Traum erfüllt. Allerdings auch einen "Sanierungstraum". Mehr als fünf Jahre stand das historische Ensemble leer. Schon davor waren der Hof und die Gebäude nicht gut in Schuss.

Der Ludwighof – einer der letzten historischen Vierseitenhöfe

Der Vierseitenhof besteht aus dem Haupt- und Wohnhaus an der Straße. Im Inneren des Hofes befinden sich außerdem eine Brennerei, Schweineställe, eine Remise mit Kutschenunterstand und Pferdeställen, eine Werkstatt, eine ehemalige Metzgerei und weitere Lagergebäude. Früher wurde der Ludwighof auch als Gastronomie genutzt, zuletzt befand sich 1928 das Gasthaus Rössel mit Tanzsaal im ersten Obergeschoss.

Kernsanierung in nur zehn Monaten

In einer Rekordzeit von zehn Monaten konnte die Familie das Haupthaus und einige Nebengebäude auf links drehen und den Innenhof neugestalten. Den barocken Hof ökologisch zu sanieren – fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dazu kamen die enormen Auflagen des Denkmalschutzamtes. Glücklicherweise hat Markus sich schon vor Jahrzehnten auf eben solche Projekte spezialisiert. Er berät beruflich Besitzer von denkmalgeschützten Immobilien und setzt die Sanierung mit ökologischen und nachhaltigen Baustoffen selbst um. Für den Ludwighof ein Segen!

Denkmalgerechtes Dämmen mit Schamott-Platten von innen

600 Quadratmeter bewohnte Fläche – die wollen auch beheizt werden. Eine Wärmedämmung von außen kam nicht in Frage, da spielte das Denkmalschutzamt nicht mit. Deshalb hat Markus alle Räume von innen gedämmt und mit einer Wandheizung versehen. Mit einem System aus Dämmmaterial und Schamott-Platten. Das sorgt für wohlige Strahlungswärme und ist zudem sparsam.

Die Substanz des alten Hofs erhalten

Den Ludwighof wieder so herrichten wie er einmal war, und möglichst viel Gebäudesubstanz erhalten, war Markus wichtig. Seine Devise: was bereits 300 Jahren Wind und Wetter trotzt, das kann so schlecht nicht sein. Deshalb bessert er lieber aus und ergänzt, anstatt abzureißen und zu ersetzen.

Generell haben die Neuen vom Ludwighof alle Putzoberflächen belassen und neu überzogen mit einem Kalk-Hanf-Putz. Auch die Holzböden wurden weitgehend erhalten und neu aufgebaut.

Hofsanierung als gemeinsames Familien-Projekt

Es war Tochter Laura, die den Impuls für das Familienprojekt gab, als sie sich leise und nicht ganz im Ernst beschwerte, dass der Vater nur für andere Leute historische Häuser wieder herrichte. Er solle mal was für die Familie kaufen und sanieren – et voila, Wunsch erfüllt.

Wohnräume mit Liebe eingerichtet und dekoriert

Im Haupthaus, das an der Straße liegt, haben sich die Eltern im ersten Obergeschoss eingerichtet. Manuelas Handschrift und Einrichtungsstil sind in allen Räumen präsent. Ihre Liebe zum Dekorieren ist kaum einzubremsen, aber sie haben auch den Platz dafür. Allein das Wohnzimmer, der Tanzsaal der ehemaligen Gaststätte, misst 70 Quadratmeter.

Noch ist nicht alles perfekt, das Treppenhaus z. B. ist noch ein Provisorium. Aber die Wohnräume sind sensibel restauriert und geschmackvoll eingerichtet. Ein Mix aus alt und modern, aus puristisch und üppig, aus großzügig und gemütlich. Und in allen Räumen ist die Vergangenheit zu spüren.

Eine eigene Dachgeschosswohnung für Tochter Laura

Im zweiten Geschoss, unter dem Dach, hat Laura ihre Wohnung. Ein großer Raum, den sie geschickt in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt hat. Wohnbereich, Essbereich und Küche, alles unter dem sieben Meter hohem Dachgebälk. Moderne Möbel und Accessoires mit Erbstücken aus der Familie zu verbinden, das ist auch ihr Stil.

Hoftradition mit eigenem Laden und Café weitergeführt

Im Erdgeschoss hat sich Laura mit einem Hofladen und einem Café selbstständig gemacht. Ihre Passion, die sie mit ihrem Vater Markus teilt, ist selbstgebackenes Brot und eigens geräucherter Fisch und Schinken. Die ehemalige Metzgerei wird heute als Küchenhaus mit Backes und Räucherofen genutzt.

Mit dem Café und dem Hofladen soll sich der Ludwighof tragen. Viel wichtiger aber ist es Manuela, Markus und Laura, dass sie gemeinsam leben und arbeiten und dass sie dem historischen Gebäude wieder eine Chance gegeben haben zu bestehen – vielleicht weitere 300 Jahre.

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