Hühnerhof statt Studium: Lisas Leben als junge Landwirtin mit 900 Hühnern

Stand
Ein Film von
Julian Camargo Krauskopf
Kevin Dammer (Kamera)

Wusstet ihr nach der Schule direkt, was ihr machen wolltet?

Für Lisa hat sich diese Frage nicht gestellt, denn als sie ihr Abi machte, hatte sie schon hunderte Hühner. Warum? Sie wollte keine Eier aus dem Supermarkt kaufen und schlug ihrem Vater vor, ein paar Gartenhühner zu halten. Der kaufte dann prompt 300. Ihre Familie hat ein Weingut und damit waren die landwirtschaftlichen und räumlichen Grundvoraussetzungen gegeben.

Ab da wurde es ein Selbstläufer: Schon bald kauften so viele Menschen aus dem Ort Lisas Eier, dass keine mehr für sie selbst übrigblieben. Was bedeutet: Mehr Hühner mussten her. Inzwischen sind es 900 und die ganze Familie packt mit an.

Lisa fährt jeden Morgen um 9:30 Uhr an den Stall. Die Türen öffnen sich automatisch, die Hühner laufen raus auf die Wiese. Dann sammelt Lisa die Eier an beiden Ställen ein und fährt sie nach Hause. Vater Gerhard kümmert sich um das Futter und alle schwereren Arbeiten. Außerdem hat er eigenhändig die beiden Wagen gebaut, in denen die Tiere schlafen. Mutter und Oma helfen zuhause auf dem Hof mit beim Zählen, Wiegen, Stempeln, Verpacken und Ausliefern. Am Nachmittag geht Lisa noch mal zu den Tieren, da manche ihre Eier erst etwas später legen. Wenn der Abend kommt, laufen die Hühner schon routiniert und selbstständig zurück in den Wagen. Lisa kontrolliert das aber noch mal, damit keines über Nacht draußen bleibt.

Dieses Leben führt Lisa seit sie 18 Jahre alt ist. Etwas anderes kann sie sich gerade nicht vorstellen. Raus in die große Stadt zieht es die Schwabenheimerin nicht: Sie liebt das Dorfleben und schätzt die Naturverbundenheit. Was die Zukunft bringt und ob sie das so für immer weitermachen wird, weiß sie zwar noch nicht, aber darüber macht sie sich auch gerade noch keine Gedanken. Sie möchte im Moment leben und das Leben nehmen, wie es kommt.

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