Als sie elf Jahre alt ist, wird Melissa sexuell missbraucht – über ein Jahr lang. Der Täter stammte aus dem näheren Umfeld. „Gesprochen habe ich als erstes mit Freunden meiner Familie und meiner Mama. Ich kann nicht beschreiben, warum ich mein Schweigen in dem Moment gebrochen habe, das war wie eine Eingebung.“
Hilfe suchen ist wichtig
Um ihre Geschichte zu verarbeiten, hat ihr eine stationäre Therapie geholfen. Dort hat sie gelernt mit der Schuldfrage umzugehen. „Ich habe mir oft die Frage gestellt, ob ich etwas falsch gemacht habe. Heute weiß ich definitiv, dass es nicht so ist. Kein Missbrauchsopfer dieser Welt hat an irgendetwas Schuld.“
Melissa wünscht sich von Behörden und psychologischen Einrichtungen mehr Unterstützung. Sie musste selbst monatelang auf einen Therapieplatz warten. „Ohne mein starkes Umfeld hätte ich das nicht geschafft. Wenn man jetzt Hilfe braucht, dann will man sie auch jetzt und nicht in einem halben Jahr.“
Ohne Familie und Freunde wäre es nicht gegangen
Sie ist dankbar, dass ihre Familie sie nicht in Watte gepackt hat. „Das hätte ich mir auch nie gewünscht und das wünsche ich mir auch für keinen Betroffenen, dass man anders behandelt wird, als wenn man dieses Schicksal nicht hätte. Man ist ein ganz normaler Mensch und kann so behandelt werden, wie jeder andere.“
Auch, wenn die Wartezeiten sehr lang sind, rät sie Betroffenen dazu sich Hilfe zu suchen. „Die Hilfe ist da, wenn man sie bekommen möchte. Man kann sie anfordern. Es muss nicht Übermorgen alles geschafft sein, aber man kann einen Schritt nach dem anderen gehen.“
Für das Jahr 2020 verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik 14.594 Fälle von Kindesmissbrauch. Die Zahl der gemeldeten Fälle stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Das deutet nicht unbedingt darauf hin, dass es mehr Fälle gibt. Es kann auch bedeuten, dass inzwischen mehr Betroffene Missbräuche melden und dass mehr zu diesem Thema geforscht wird. Für jeden der Betroffen ist, bleibt es schrecklich und die Taten viel zu oft im Verborgenen.
Denn gerade Sexualdelikte an Kindern werden von den Betroffenen selten zur Anzeige gebracht. Dunkelforschungen zufolge hat in Deutschland jeder siebte Erwachsene in seiner Kindheit sexuelle Gewalt erlitten.
Und die Betroffenen sind vorrangig Mädchen, aber nicht nur: Von den zur Anzeige gebrachten Fällen sind 73% Mädchen und 27% Jungen. Meistens stammen die Täter und Täterinnen aus dem näheren Bekanntenkreis der Kinder (ca. 50%) – bei etwa 25% sogar aus dem engsten Familienkreis.
Quelle: beauftragter-missbrauch.de
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