Mitglieder des SWR Vokalensembles

Julius Pfeifer

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"Ich mag die Neue Musik."

Der Tenor Julius Pfeifer entstammt einer Augsburger Musikerfamilie. Er studierte Schulmusik und Gesang bei Gisela Krenkel und Dieter Kurz in Stuttgart. Seit dem Gewinn des ersten Preises beim Internationalen Bachwettbewerb entwickelte er sich zum gefragten Bach-Interpreten und arbeitet mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, René Jacobs, Masaaki Suzuki. Julius Pfeifer ist verheiratet, hat drei Kinder und ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im SWR Vokalensemble.

SWR Vokalensemble Julius Pfeifer (Tenor)
Julius Pfeifer singt Tenor im SWR Vokalensemble.

Herr Pfeifer, wie kamen Sie zum Singen?

Ich bin in einem Musikerhaushalt aufgewachsen, meine Eltern waren beide Orchestermusiker und haben viele Konzerte in Kirchen gegeben. So habe ich schon in meiner Kindheit die klassische Musik kennengelernt. Besonders die großen Bachoratorien haben mich begeistert. Nach dem Abitur habe ich ein Schulmusikstudium angefangen. Ich habe sehr schnell einen Zugang zum Singen entwickelt. Später habe ich dann zum Gesangsstudium gewechselt. Das war eine schwere Entscheidung, aber als ich sie getroffen hatte, war das eine große Befreiung für mich.

Gibt es einen Moment im SWR Vokalensemble, der sich Ihnen besonders eingeprägt hat?

Eigentlich war das ein Moment, in dem wir gar nicht gesungen haben. Wir haben in Utrecht das Requiem von Johannes Brahms aufgeführt, und die Solistin Carolyn Sampson hat ihr Solo so schön gesungen, dass wir praktisch nicht einsetzen konnten, weil wir alle so hingerissen waren. Ein anderer besonderer Moment war die Aufführung des Stückes "Die Hamletmaschine-Oratorio" mit dem Text von Heiner Müller und der Musik von Georges Aperghis. Das war in einem heruntergekommenen Pariser Theater – ein toller Aufführungsort.

Sie sind auch als Solist tätig. Wenn Sie sich entscheiden müssten, Chorsänger oder Solist, worauf fiele Ihre Wahl?

Ich bin sehr jung, mit 26 Jahren, in diesen Chor eingestiegen. Die größeren solistischen Aufgaben kamen erst danach. Es gab zwischendurch schon die Überlegung, mehr in das Solistische zu gehen. Ich habe es dann aber zum Glück doch nicht gemacht.

Warum nicht?

Wenn ich mit anderen Orchestern als Solist unterwegs war, konnte ich nach dem Konzert zurück zu meiner Familie fahren. Kollegen, die hauptberuflich als freie Solisten tätig waren, fuhren weiter zum nächsten Konzert. Sie konnten erst in ein oder zwei Monaten daheim sein. Außerdem schätze ich diese Beständigkeit beim Vokalensemble. Wenn man in anderen Ensembles singt, dauert es oft lange, bis jeder in dem Gefüge seinen Platz gefunden hat. Man muss viel diskutieren, bevor es losgeht. Und ich mag die Neue Musik. Diese gedankliche Herausforderung beim Lernen neuer Stücke und komplizierter Töne finde ich gut an diesem Chor.

Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Auch wieder mit Musik. Ich bin Schlagzeuger in zwei Bands im Bereich Pop und Jazz. Den Berufswunsch Pop-Star habe ich in meiner Jugend auch ernsthaft verfolgt. Dass man Popmusik auch damals schon studieren konnte, habe ich allerdings leider zu spät mitbekommen. Jetzt betreibe ich das als Hobby, was toll ist, weil so der Druck raus ist. Dann mache ich noch regelmäßig Sport und verbringe Zeit mit meiner Familie.

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