Mitglieder des SWR Vokalensembles

Sabine Czinczel

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"Ich glaube, dass sich Stärke und Größe einer Gesellschaft in der Kultur zeigen."

Die  Altistin Sabine Czinczel studierte Gesang an den Musikhochschulen Stuttgart und Klausenburg.  Als Solistin hat sie internationale Konzertverpflichtungen im Bereich Neue Musik, Oratorium und Lied. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist festes Mitglied des SWR Vokalensembles.

Vokalensemble Sabine Czinczel (Alt)
Sabine Czinczel singt Alt im SWR Vokalensemble

Was ist für Sie das besondere an Neuer Musik?

Das Musizieren von zeitgenössischer Musik verlangt von uns als Klangkörper und von jedem einzelnen Mitglied des Chores besonders hohe Flexibilität. Wir müssen offen sein für ständig neue Herausforderungen und setzen uns immer wieder mit einer komplett neuen Tonsprache auseinander.

Wie gehen Sie ganz konkret an neue Stücke heran?

Als erstes sichte ich das Notenmaterial. Wenn ich Glück habe, ist es so notiert, dass ich es auf Anhieb erfassen kann. In einem nächsten Schritt  studiere ich die Legende, in welcher  die Notationsarten des Komponisten erläutert werden. Werden Geräusche und Klänge verlangt, welche ich noch nicht kenne, wie sollen diese ausgeführt werden? Unser Ensemble ist in der Lage, neue Kompositionen relativ schnell zusammensetzen und zum Klingen zu bringen. Manche Stücke beeindrucken durch ihre außergewöhnliche Klangsprache und sprechen mich sofort an. Bei anderen Stücken habe ich eher den Eindruck, dass sie nach der Uraufführung in der Schublade verschwinden könnten.

Welche Stücke haben bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Wir haben ein ganz tolles Stück von Giles Swayne uraufgeführt. Es war sehr anspruchsvoll, sich das Stück zu erarbeiten, aber es hat mich sehr beeindruckt. Auch die klassischen Stücke von Luciano Berio oder Ligeti haben für mich an zeitgenössischer Tonsprache überhaupt nichts eingebüßt. Besonders ansprechend finde ich auch "Gold" von Enno Poppe; dieses Stück gehört für mich aktuell zur richtungsweisenden virtuosen Chorliteratur des 21. Jahrhunderts.

Was macht Ihnen an der Chorarbeit am meisten Freude?

Im Chor gemeinschaftlich einen tollen Klang zu produzieren, egal ob dissonant oder harmonisch, das bereitet mir Freude. Die besonderen Momente, wenn Akkorde perfekt einrasten, die man sich gemeinsam erarbeitet hat. Wenn unser Chefdirigent im Konzertsaal anfängt zu zaubern und eine neue musikalische Dimension dazukommt. Das sind richtige Geschenke.

Was muss ein Dirigent können, um so zu zaubern?

Neben dem musikalischen Handwerkszeug braucht er eine charismatische Ausstrahlung, und er muss einen Chor souverän dirigieren können. Außerdem muss er eine starke Vision von den zu interpretierenden Werken haben.

Was ist Ihrer Meinung nach der Auftrag des SWR Vokalensembles?

Meiner Meinung nach hat das SWR Vokalensemble einen besonderen Kulturauftrag. Im Wesentlichen geht es darum, neue Kompositionen zeitgenössischer Musik professionell zu erarbeiten und dem Hörer nahezubringen.

Ich glaube, dass sich Stärke und Größe einer Gesellschaft in der Kultur zeigen, und darauf sollte man auf keinen Fall verzichten.

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SWR