Johann Nepomuk Hummel gehört zu den Komponisten, die zu Lebzeiten gefeiert und nach ihrem Tod bald wieder vergessen wurden. Gerechtfertigt ist dieses Vergessen aber nicht – das zeigt auch sein Klavierkonzert a-Moll op. 85.
Ein Wunderkind asu Bratislava
Johann Nepomuk Hummel dürfte vor allem Trompeterinnen und Trompetern ein Begriff sein, denn sein Trompetenkonzert gehört zu den Standardwerken bei Hochschulprüfungen. Doch sonst findet man den Namen Johann Nepomuk Hummel eher selten auf den Konzertprogrammen. Dabei war er zu Lebzeiten ein gefeierter Klaviervirtuose.
Geboren wird Johann Nepomuk Hummel 1778 in Preßburg, dem heutigen Bratislava. Sein Vater ist selbst Musiker und erkennt schnell das Talent, das in seinem Sohn schlummert. Also geht Familie Hummel dorthin, wo man Ende des 18. Jahrhunderts hingeht, wenn man im Musikgeschäft etwas werden möchte: nach Wien.
Dort erhält Hummel Klavierunterricht bei keinem Geringeren als Wolfgang Amadeus Mozart. Und dann – mit gerade einmal zehn Jahren – geht es auf Tournee. Fünf Jahre lang reist das Wunderkind Hummel mit seinem Vater durch Europa und lässt die Finger über die Klaviaturen fliegen.
Missklang im Schloss Esterházy
Zurück in Wien nimmt Hummel Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger, Antonio Salieri und Joseph Haydn – bei denselben Lehrern studierte auch Beethoven. Als er den Wunderkind-Schuhen entwachsen ist, wird Hummel eine feste Größe im Musikleben seiner Zeit. Für viele ist er der bedeutendste Pianist der Epoche.
Haydn vermittelt Hummel schließlich an den Fürsten Nikolaus II. Esterházy in Eisenstadt. Dort wird er 1804 Konzertmeister. Die Zeit in Eisenstadt verläuft allerdings nicht vollends harmonisch: Hummel fordert mehr künstlerische Freiheiten ein. Das hört der Dienstherr nicht gerne und Hummel wird wieder entlassen. Macht nichts, es gibt ja schließlich noch andere Fürsten, Herzöge und Könige.
Alles andere als ein „Alltagsmensch“!
Ein paar Jahre später zieht es Hummel nach Stuttgart, wo er zum Königlich Württembergischen Hofkapellmeister ernannt wird. Aber auch auf dieser Position wird Hummel nicht glücklich. Wieder kommt es zu Spannungen mit dem Dienstherrn.
Hummel hat einiges zu beklagen: Zu wenig Zeit zum Komponieren, das mittelmäßige Niveau der Hofkapelle und dann auch noch der konservative Geschmack des Publikums. 1818 schreibt er an seinen Verleger Carl Friedrich Peters:
Ein Werk zwischen den Zeiten
Hummel lässt sich beileibe nicht alles gefallen: Nach kurzer Zeit kündigt er seine Position in Stuttgart und wechselt als Großherzoglicher Kapellmeister nach Weimar. Hier lässt er sich die künstlerischen Freiheiten, die er bislang vermisst hat, auch gleich vertraglich zusichern: Jährlich werden ihm drei Monate Urlaub zugesprochen. Und diese Zeit nutzte Hummel für Konzertreisen, schließlich war er ein gefeierter Klaviervirtuose. Das hört man auch seinem Klavierkonzert in a-Moll op. 85 an.
Auf den ersten Blick sieht es durch und durch nach Wiener Klassik aus: Typische Besetzung, typische Struktur und die typische dreiteilige Satzfolge (schnell – langsam – schnell). Alles altbekannte Merkmale – fast. Denn den obligatorischen langsamen Mittelsatz schmückt Hummel reichlich aus und die Arpeggien perlen nur so über die Tasten. Das erinnert dann schon ein wenig an Chopin oder Schumann.