„Klimaterroristen“: ein diskreditierender Begriff
Mit dem Ausdruck „Klimaterroristen“ werde im öffentlich-politischen Diskurs pauschal Bezug auf Akteur*innen genommen, die sich für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens einsetzen. Der Ausdruck wurde im öffentlichen Diskurs gebraucht, um Aktivist:innen und deren Protest zu diskreditieren.
Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil Klimaaktivist*innen mit Terrorist*innen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden.
„Sozialtourismus“: Renaissance für einen diffamierenden Ausdruck
Der Ausdruck „Sozialtourismus“ war bereits 2013 Unwort des Jahres. Von einigen Politiker*innen und Medien wurde damals mit der Verwendung dieses Wortes gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderung, insbesondere aus Osteuropa, gemacht.
Aus aktuellem Anlass hat sich die Jury entschieden, diesen Ausdruck auf Platz 2 zu setzen. Im Jahr 2022 wurde „Sozialtourismus“ von Friedrich Merz zur Bezeichnung von Menschen aus der Ukraine, die Zuflucht vor dem Krieg suchen, verwendet.
„Defensive Architektur“: Eine Bauweise, die Wohnungslose verdrängt
Bei diesem Ausdruck handelt es sich um eine Übertragung aus dem Englischen (defensive/hostile urban architecture). Im Deutschen ist der Ausdruck auch unter der Alternativbezeichnung Anti-Obdachlosen-Architektur bekannt.
Beton statt bequem Defensive Architektur: Wie ein Baustil Obdachlose aus der Stadt verdrängt
Städteplaner lassen sich einiges einfallen, damit Obdachlose ihren Aufenthalt an öffentlichen Orten so kurz wie möglich gestalten. Der Fachbegriff lautet: defensive Architektur.
Bei dem Wort defensive Architektur handelt es sich um eine militaristische Metapher, die verwendet wird, um eine Bauweise zu bezeichnen, die sich gegen bestimmte, wehrlose Personengruppen (zumeist Menschen ohne festen Wohnsitz) im öffentlichen Raum richtet und deren Verweilen an einem Ort als unerwünscht betrachtet.
Die Jury kritisiert die irreführende euphemistische Bezeichnung einer menschenverachtenden Bauweise, die gezielt marginalisierte Gruppen aus dem öffentlichen Raum verbannen möchte.
Sprachbewusstsein in der Bevölkerung fördern
Das Unwort des Jahres wählte die unabhängige Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftler*innen und einer Journalistin, aus insgesamt 454 im Vorfeld vorgeschlagenen Ausdrücken aus.
Die Aktion „Unwort des Jahres“ möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und so das Sprachbewusstsein in der Bevölkerung fördern. Gerügt werden sollen mit der Aktion vor allem Begriffe, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die verschleiernd oder irreführend sind.