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„This Is Going To Hurt“: Schwarzer Humor trifft auf britisches Gesundheitswesen

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Karsten Umlauf
Karsten Umlauf

Den Schauspieler Ben Whishaw kennt man als nerdigen Forscher Q aus neueren James-Bond-Filmen. Auf ZDF neo spielt er in der BBC-Serie „This Is Going To Hurt“ einen jungen Gynäkologen, der darauf hofft, sich mit guter Arbeit für einen festen Posten zu empfehlen. Vorlage ist ein Bestseller des Comedian Adam Kay, der in seinem ersten Berufsleben als Arzt gearbeitet hat.

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Desillusionierender Krankenhausalltag

Adam Kay ist Stationsarzt auf einer Entbindungsstation und man könnte seinen Blick auf den Job als desillusioniert bezeichnen. Zumindest auf die Arbeitsbedingungen. Sie beinhalten nicht nur marode und überfüllte Kreissäle, sondern auch uralte Computer und vor allem weit klaffende Personallücken, die zu 90-Stunden-Schichten pro Woche und mehr führen und infolgedessen zu notorisch schlechter Laune.

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Überbelegte Betten und Personalmangel gehören zum Arbeitsalltag von Adam Kay (Ben Whishaw). Der Assistenzarzt versucht sein Leben zu managen, aber häufig bleibt etwas auf der Strecke. Bild in Detailansicht öffnen
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Auch wenn Adam (Ben Whishaw) glaubt, schon alles gesehen zu haben, ist sein Job immer wieder für eine Überraschung gut. Bild in Detailansicht öffnen
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Seine Kollegin Shruti (Ambika Mod) glaubt, dass eine Patientin etwas vor ihnen verbirgt und teilt Adam (Ben Whishaw) ihren Verdacht mit. Doch der hat gerade andere Sorgen. Bild in Detailansicht öffnen
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Adam (Ben Whishaw) wird alles zu viel. Paralysiert und erschlagen von seiner Situation, muss er bei einer Hochzetsfeier auf die Bühne treten, um eine Rede zu halten. Doch dann schockiert er alle. Bild in Detailansicht öffnen

Work-Life-Balance mit krasser Schlagseite

Adam macht seinen Job eigentlich ziemlich gut, aber irgendwann fordern der ständige Druck und der fehlende Schlaf ihren Tribut. Eine Fehleinschätzung bei einer Patientin führt zu einer Frühgeburt, was Adam noch eine ganze Weile belastet. Privat ist er eigentlich glücklich mit Harry liiert, auch wenn die Work-Life-Balance eine krasse Schlagseite hat und sich seine Mutter weigert, seine Homosexualität zu akzeptieren.

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Beißende Kritik am britischen National Health Service

Das klingt erstmal nach Sozialdrama, ist aber vor allem eine beißende Kritik am britischen National Health Service. Durch das Tempo und den schwarzen und auf jeden Fall sehr britischen Humor bringt einen die Serie andererseits immer wieder zum Schmunzeln. Das liegt auch an den Kommentaren, die Adam immer wieder frontal in die Kamera spricht und die Zuschauenden damit quasi zu Komplizen macht.

Filmstill
Der junge Arzt Adam (Ben Whishaw) ist das Alter Ego des Comedian Adam Kay. Nach seiner Ausbildung zum Gynäkologen hat er einige Jahre gearbeitet und seine Erlebnisse in einem Buch und in Comedy-Programmen geschildert.

Lob vom medizinischen Personal

Natürlich gibt es hier wie in den meisten Krankenhausserien Erlebnisse mit skurrilen Typen, man lernt in kurzer Zeit einiges an Fachvokabular, was auch als Distinktionsmerkmal der Ärztekaste benutzt wird. Aber Halbgötter in weiß oder grün sind hier definitiv nicht am Werk. Von medizinischem Personal ist die Serie für ihre Realitätsnähe gelobt worden. Was wiederum ziemlich erschreckend ist angesichts des ziemlich groben Bestecks, mit dem hier hantiert wird.

Großartige Serie zur Fürsorge im Gesundheitssystem

Der Titel der Serie bedeutet übersetzt „Am Limit der Kräfte“ und ist wörtlich zu nehmen. Denn es wird auch beim Zuschauen nicht nur ein bisschen weh tun, sondern man leidet stellenweise ganz schön mit und ist froh, wenn einen eine absurd komische Situation für einen Moment befreit.

Die BBC hat damit jedenfalls eine differenzierte großartige Serie kreiert, die in lakonischem Tonfall die Frage nach der Fürsorge im Gesundheitssystem stellt. Nicht nur für Patientinnen, Patienten und Neugeborene, sondern auch für das medizinische Personal.

„This Is Going To Hurt“, ZDF Mediathek und ab 24.9. auf ZDF neo

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