Kino als Heilmittel
Das Kino als universelles Heiligtum des Ausdrucks und des Austauschs – so möchten sich die Filmfestspiele in Cannes, die am 14. Mai 2024 starten, in diesen weltpolitisch fragilen Zeiten verstanden wissen: Man biete einen Ort der Menschlichkeit und der Freiheit, schreibt das Festival in seiner Pressemitteilung.
Aus diesem Grund zeigt das offizielle Plakat der Festspiele eine Szene aus dem Film „Rhapsodie im August“ von Akira Kurosawa. Der Film von 1991 erzählt die Geschichte einer Großmutter, die Opfer des Bombenangriffs auf Nagasaki wurde. Sie versucht, ihre Liebe und Integrität als Mittel gegen den Krieg an ihre japanischen und amerikanischen Enkel weiterzugeben. Das gleiche soll das Kino tun.
Greta Gerwig holt viele Frauen in die Jury
Das Filmfestival an der Côte d'Azur, das vom 14. bis 25. Mai läuft, hat Regisseurin Greta Gerwig als Jurypräsidentin berufen. Die 40-Jährige, die im vergangenen Jahr mit „Barbie“ den erfolgreichsten Film des Jahres vorgelegt hat, ist die erste Amerikanerin an der Spitze der Jury.
An ihrer Seite stehen die französische Schauspielerin Eva Green und Lily Gladstone, die in diesem Jahr für ihre Rolle in „Killers of the Flower Moon“ von Martin Scorsese mit dem den Golden Globe ausgezeichnet wurde.
Weitere Jury-Mitglieder sind die libanesische Schauspielerin und Regisseurin Nadine Labaki, die türkische Drehbuchautorin Ebru Ceylan, der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona, die Schauspieler Omar Sy und Pierfrancesco Favino sowie der japanische Regisseur und Oscar-Preisträger Hirokazu Kore-eda.
Goldene Palme für das Lebenswerk für Meryl Streep und George Lucas
Meryl Streep eröffnet als Ehrengästin die Filmfestspiele. Sie wird mit der Goldenen Palme für ihr Lebenswerk geehrt. Vor 35 Jahren wurde die Schauspielerin für ihre Rolle in „Ein Schrei in der Dunkelheit“ als beste Darstellerin ausgezeichnet – bis heute ihr einziger Auftritt an der Croisette. Bei der Abschlussfeier bekommt auch George Lucas, Erfinder von „Star Wars“ und „Indiana Jones“, eine Ehren-Palme für sein Lebenswerk.
Francis Ford Coppola: Ein römisches Epos der Moderne
Das Autorenkino bildet schon seit Gründung einen besonderen Schwerpunkt des Festivals. Jedes Jahr konkurrieren in Cannes renommierte Regisseur*innen um die Goldene Palme.
Unter den 22 Filmen im Hauptwettbewerb wird mit Spannung die Premiere von Francis Ford Coppolas neuem Film „Megalopolis“ erwartet. Es ist ein Film, an dem Coppola seit langer Zeit arbeitet. Die Handlung spielt in einem neuen Römischen Reich, eine Art epischer Fabel, die in einem futuristischen Amerika angesiedelt ist.
Chiara Mastroianni auf den Spuren ihres Vaters
Der französische Regisseur Christophe Honoré zeigt im Wettbewerb seinen Film „Marcello Mio“, eine Hommage an den italienischen Schauspieler Marcello Mastroianni.
Die Hauptrolle spielt Chiara Mastroianni, die Tochter von Mastroianni und Catherine Deneuve. In einem Sommer beschließt Chiara wie ihr Vater zu leben. Sie beginnt, sich wie er zu verhalten und zu kleiden. Ihre Verwandlung ist so überzeugend, dass alle um sie herum beginnen, sie Marcello zu nennen.
Filme von Lanthimos und Sorrentino im Wettbewerb
Nach dem großen Erfolg von „Poor Things“ richten sich die Blicke auch auf Regisseur Yorgos Lanthimos mit seinem neuen Film „Kinds of Kindness“. Er war bereits im Wettbewerb 2017 mit „The Killing of a Sacred Deer“. Damals erhielt er den Preis für das beste Drehbuch.
Paolo Sorrentino präsentiert „Parthenope“. Der Film wurde in seiner Hematstadt Neapel und auf Capri gedreht. Der Film besticht mit melancholischen Tönen und tragischer Ironie, beides Merkmale im Kino von Paolo Sorrentino.
Kategorie „Un certain regard“
In der Wettbewerbskategorie „Un certain regard“ sind Filme zu sehen, die als „untypisch“ für den regulären Wettbewerb eingestuft werden. Diesjähriger Jurypräsident ist der kanadische Regisseur und Schauspieler Xavier Dolan.
Im vergangenen Sommer gab der 35-Jährige bekannt, dass er mit der Regie aufhören wolle. Er habe nach dem ausbleibenden Erfolg seiner Serie „Die Nacht, als Laurier erwachte“ keine Lust und Kraft mehr dafür, sagte er der spanischen Zeitung „El País“. Er sei erschöpft und brauche eine Pause. Vielleicht gibt ihm die Erfahrung in Cannes neue Inspiration.