CDU-Trend vor Umkehr?

Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg: Wahlkreis 268 - Schwäbisch Hall-Hohenlohe

Stand

Seit 1980 und damit seit Bestehen des Wahlkreises Schwäbisch Hall-Hohenlohe hat stets ein CDU-Direktkandidat den Wahlkreis gewonnen. Die Grünen könnten diesen Trend umkehren.

Die politische Ausgangslage

Der Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe war immer schon eine sichere Sache für die Christdemokraten. Seit fast 20 Jahren sitzt Christian von Stetten für die CDU als Wahlkreisabgeordneter im Bundestag. Eine Familientradition könnte man sagen, denn von Stetten löste 2002 seinen Vater Wolfgang von Stetten ab, der zuvor immerhin über zehn Jahre lang den Wahlkreis im Bundestag vertreten hatte.

Bei der Bundestagswahl 2017 fuhr der Künzelsauer von Stetten sein bisher schlechtestes Ergebnis ein - holte aber für die CDU trotzdem noch 40,5 Prozent der Erststimmen. Vier Jahre zuvor waren es 52 Prozent. Im Bundestag ist er Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand und damit ein einflussreicher Abgeordneter.

Doch auch Harald Ebner von den Grünen aus Kirchberg an der Jagst hat sich im Bundestag einen Namen gemacht. Seit 2011 ist er Mitglied des Bundestages und dort Sprecher für Waldpolitik. Ebners 12,6 Prozent der Erststimmen bei der Bundestagswahl 2017 waren ein überdurchschnittliches Ergebnis für seine Partei. Und im Frühjahr bei der Landtagswahl gewannen die Grünen erstmals sowohl die Landtagswahlkreise Hohenlohe als auch Schwäbisch Hall. Ein Vorzeichen? 2021 scheint Ebners Weg ins Parlament jedenfalls sicher, denn auf der Landesliste für die Bundestagswahl hat er es auf Platz sieben geschafft.

Christian von Stetten (CDU) und Harald Ebner (Grüne) sind aktuell die beiden einzigen Abgeordneten, die den Wahlkreis 268 im Bundestag vertreten.

Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl

Ländlich, aber wirtschaftlich stark - das ist der Wahlkreis 268, der 1980 entstand und aus dem Landkreis Schwäbisch Hall und dem Hohenlohekreis besteht. Beide Landkreise sind im Vergleich zum restlichen Baden-Württemberg relativ dünn besiedelt, jedoch wächst die Bevölkerung konstant. Das mag an der aufstrebenden Wirtschaft im Wahlkreis liegen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Hohenlohekreises etwa ist seit dem Jahr 2000 um 77 Prozent gestiegen (im Landesschnitt: 60 Prozent).

Ein Impulsgeber für das Wirtschaftswachstum ist unter anderem die seit Ende der 1970er-Jahre durchgängig ausgebaute Autobahn 6. Diese verbindet die vier großen Mittelzentren Öhringen, Künzelsau, Schwäbisch Hall sowie Crailsheim und sollte ursprünglich ab diesem Jahr sechsspurig ausgebaut werden. Die Finanzierungszusage des Bundes steht, doch laut Landesverkehrsministerium verzögern sich die Planungen um zwei Jahre. Jedoch besteht dringender Handlungsbedarf, um diese Hauptverkehrsachse in Richtung Osten zu entlasten.

Die Arbeitslosenquote im Hohenlohekreis ist eine der niedrigsten des ganzen Landes. Ein Grund dafür ist der attraktive Arbeitsmarkt, der von sogenannten "hidden champions" bestimmt wird - weltmarktführenden Unternehmen, die in einem Nischenbereich tätig sind. Dazu gehören Firmen wie Würth und Berner (Direktvertriebe für Kleinteile), Christian Bürkert (Mess- und Regeltechnik), Ebm-Papst (Motoren und Ventilatoren), R. Stahl (Explosionsschutz) und Ziehl-Abegg (Luft- und Antriebstechnik). Diese Weltmarktführer sind für weiteres Wachstum auf den Ausbau von Infrastrukturen angewiesen, wie eine umfassende Breitbandversorgung beispielsweise. Erste Schritte in diese Richtung sind getan, dennoch sind vor allem sehr ländliche Regionen im Wahlkreis noch unterversorgt.

Die Landwirtschaft ist als Wirtschaftsfaktor im Wahlkreis weit wichtiger als im Landesdurchschnitt. Mit zwei Prozent macht die Land- und Forstwirtschaft zwar einen kleinen Anteil aus, der aber doppelt so hoch wie der Landesschnitt von einem Prozent ist. Hohenlohe ist historisch bedingt ländlich geprägt und auch heute wird noch mehr als die Hälfte der Fläche landwirtschaftlich genutzt, etwa für Obst- und Weinanbau oder Schweinemast. Dennoch: Seit Jahren schließen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe. Sie sind oft dem erheblichen Finanzierungsdruck nicht gewachsen, der einhergeht mit der Forderung nach umweltgerechter Produktion. Auch da sind Lösungen gefragt.

Die Direktkandidaten

Die Reihenfolge der Kandidierenden ergibt sich aus dem Endergebnis der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg.

Der bisherige Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) tritt wieder an. Für die SPD kandidiert Neuling Kevin Leiser, Lehrer aus Blaufelden. Harald Ebner (Grüne) ist ebenfalls wieder im Rennen. Für die FDP versucht es wieder der Jagsttäler Valentin Abel aus Schöntal, Landesvorsitzender der Jungen Liberalen Baden-Württemberg.

Ebenfalls neu am Start, aber ohne Listenplätze sind der Öhringer Stadtrat und Kreisrat Jens Moll (AfD) und der 24-jährige Student Cedric Schiele aus Schwäbisch Hall (Die Linke).

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Die Top-Themen vor der Wahl

Die Neustrukturierung des Gesundheitswesens im Wahlkreis 268 wird auch in den kommenden Jahren Schwerpunkt bleiben: Das Krankenhaus in Künzelsau wurde geschlossen, die Klinik in Öhringen wird derzeit neu gebaut. Das Sozialunternehmen Diakoneo, zu dem seit zwei Jahren auch der Krankenhausstandort in Schwäbisch Hall gehört, ist nach eigenen Angaben besser durch die Pandemie gekommen als erwartet. Ein Zusammenschluss mit dem Landkreisklinikum in Crailsheim lehnte der Kreistag zwar ab, jedoch sei eine medizinische Zusammenarbeit zwischen Diakoneo und der Crailsheimer Klinik in Planung.

Die Grundlagen für bessere Mobilität im Wahlkreis sind gelegt: Der öffentliche Nahverkehr im Hohenlohekreis soll mit einem Maßnahmenpaket ausgebaut werden. Doch das reicht vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht. Nachdem das Land seit 2018 die Reaktivierungsmöglichkeiten stillgelegter Schienenstrecken untersucht, sind auch die hiesigen früheren Bahnlinien im Fokus. Dazu gehören die Elektrifizierung der Hohenlohebahn von Schwäbisch Hall bis Heilbronn, die Reaktivierung der Kochertalbahn über Künzelsau nach Heilbronn und die touristische Nutzung der stillgelegten Nebenbahn zwischen Blaufelden und Langenburg.

Der Wahlkreis zeichnet sich durch große Erholungs- und Waldgebiete aus, beispielsweise durch den Mainhardter Wald, die Waldenburger Berge und die Limpurger Berge. Doch dort sind die durch Klimaveränderungen entstandenen Herausforderungen groß: Trockenschäden machen sich zunehmend an heimischen Hölzern bemerkbar. Die Grünen fordern deshalb unter anderem, den Waldumbau in naturnahe Mischwälder zu beschleunigen und die Waldbewirtschaftung anzupassen, um Waldökosysteme von Stressfaktoren zu entlasten.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Klimaschutz im ländlichen Raum. Ausgebaut werden soll das Konzept der Bioenergiedörfer. Vier gibt es bereits, in Untermaßholderbach, Siebeneich, Füßbach und Hesselbronn, die einen Großteil ihrer Haushalte mit selbst produzierter Energie versorgen. Zudem soll mit Biomasse, Photovoltaik oder Windenergie auch die Energiewende aktiv in Angriff genommen werden.

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SWR