Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) hört in Schuld einem Anwohner zu.

Innenminister äußert sich zu Flutnacht

Lewentz: Wucht der Katastrophe war unklar

Stand

Innenminister Lewentz wehrt sich gegen Vorwürfe, in der Flutnacht im Ahrtal zu spät gehandelt zu haben. Bis zum Morgen sei die volle Wucht der Katastrophe noch völlig unklar gewesen.

Die Orte und das Ausmaß der Zerstörungen nach dem 15. Juli seien erst am folgenden Morgen klar geworden, sagte der oberste Katastrophenschützer des Landes am Montag. Zwar sei Starkregen angekündigt worden - aber wo genau, sei vorerst unklar geblieben. Es habe gedauert, bis das Lagebild einigermaßen vollständig war, erklärte Innenminister Roger Lewentz (SPD).

Bei dem nächtlichen Hochwasser nach extremem Starkregen waren im Ahrtal 133 Menschen getötet worden. Der dortige Katastrophenalarm war trotz deutlich früherer behördlicher Wetterwarnungen erst nach 23.00 Uhr ausgelöst worden. Viele Anwohner waren im Schlaf überrascht worden.

Am 14. Juli Besuch beim Krisenstab

Lewentz erklärte, er habe am 14. Juli eine Landtagssitzung in Mainz verlassen, sei nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gefahren und habe dort abends bei einem Besuch im Krisenstab den Eindruck gehabt, dass "ruhig und konzentriert gearbeitet" worden sei. Alle Plätze seien besetzt gewesen.

Er habe sich nach Hause in sein privates Büro begeben und sei dort auch noch nach Mitternacht über die extreme Wetterlage informiert worden, sagte der Innenminister nun. Am Morgen des 15. Juli habe er sich "in aller Herrgottsfrühe" weitere Entwicklungen von der Einsatzleitung der Polizei berichten lassen.

Zunächst habe er von Hochwasser im Raum Mayen in der Osteifel gehört, das aber nicht ganz so gravierend gewesen sei. Die extremen Verwüstungen im Ahrtal inklusive der dortigen Zerstörungen der Kommunikationsnetze seien erst nach und nach bekannt geworden.

Ermittlungen zur Flutnacht laufen

Details der Katastrophennacht werden von der Staatsanwalt Koblenz unter die Lupe genommen. Lewentz verwies auch auf die voneinander unabhängigen Ankündigungen der CDU- und AfD-Opposition im Landtag, bald einen Untersuchungsausschuss zu beantragen, um die Abläufe der Flutnacht zu klären und politische Verantwortlichkeiten zu prüfen.

Bei den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), und ein weiteres Mitglied des Krisenstabes geht es um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen. Damit geht es auch um die Frage, ob mit früheren Warnungen oder Evakuierungen Menschenleben hätten gerettet werden können. Pföhler hat inzwischen einen Antrag auf dauerhafte Dienstunfähigkeit gestellt.

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