10:30 Uhr in Maßweiler: Die weiße Tigerin Charlota schaut vorsichtig aus einer Schiebetür in ihr neues Außengehege. Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger haben sich für die neue Bewohnerin der Auffangstation etwas besonderes einfallen lassen. Sie haben ihr ein Geschenk gepackt - einen großen Karton mit Bällen und Tierfellen darin.
Weiße Tigerin braucht Zeit, um ihre Angst zu überwinden
Charlota traut sich aber nicht - immer wieder wirft sie einen Blick aus ihrem provisorischen Innengehege - geht dann aber wieder schnell zurück. Etwa eine halbe Stunde geht das so. Bis sie sich dann plötzlich einen Ruck gibt. Vorsichtig und gebückt schleicht die Tigerin aus der Schiebetür in ihr neues Außengehege. Behutsam scheint sie jedes Eck genau unter die Lupe zu nehmen.
Doch dann fühlt sie sich sicher: Charlota springt hin und her, planscht mit ihren Pranken im flachen Wasserbecken und nimmt dann direkt mal ein Vollbad. Sie fühlt sich sichtlich wohl.
Spielzeug kommt bei Tiger in Maßweiler gut an
Und dann wird gespielt: Die weiße Tigerin liebt ihre neuen Geschenke. Vor allem die Bälle haben es Charlota offensichtlich angetan. Sie will gar nicht mehr aufhören, damit durchs Gehege zu tollen und auf ihnen herum zu beißen - das Team der Auffangstation freut sich.
Cara und Sahib warten schon ungeduldig auf Charlota
Zwei Tiger - Cara und Sahib - leben schon in der Auffangstation für Wildtiere in Maßweiler in der Südwestpfalz. Sie können es wohl kaum erwarten, ihre neue Mitbewohnerin kennenzulernen. Noch bleibt Charlota aber für einige Tage in ihrem vorläufigen Außengehege. Die Tierpfleger wollten sie nicht direkt ins große Gehege zu den anderen beiden Tigern stecken, damit sie nicht überfordert wird. Ihr endgültiges Zuhause wird dann etwa 1.000 Quadratmeter groß sein.
Weißer Tiger stammt aus Privathaltung
Die Tigerin ist nach Angaben der Tierschutzstiftung "Vier Pfoten" im Frühjahr 2022 geboren und vermutlich für den illegalen Wildtierhandel gezüchtet. Es sei üblich, dass solche Tiere ihren Müttern schon bald nach der Geburt entrissen werden, um sie früh an Menschen zu gewöhnen und später als Haustiere zu verkaufen. Die weiße Tigerin Charlota wurde laut "Vier Pfoten" im vergangenen Jahr aus einer illegalen Privathaltung geholt. Tschechische Behörden seien darauf aufmerksam geworden, weil der private Besitzer Videos in den sozialen Medien veröffentlicht hatte.
Tigerin Charlota hat ihre Reise in die Westpfalz gut überstanden
Seit Januar hatte Charlota vorübergehend im Zoo von Hodonín in Tschechien gelebt. Vor ihrer Reise in die Westpfalz wurde sie noch von einer Tierärztin untersucht und dann für "reisetauglich" erklärt. Eine solche Untersuchung sei wichtig, so die Stiftung "Vier Pfoten". Denn: "Die Genmutation, die für die weiße Fellfarbe bei Tigern verantwortlich ist, bringt oft auch gesundheitliche Probleme mit sich." Dazu gehörten unter anderem Wirbelsäulendeformationen, Beeinträchtigungen der Seh- und Hörfähigkeiten oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten wegen Störungen des Immunsystems.
„Bei der Untersuchung wurde bestätigt, dass die Sehstärke von Charlota aufgrund der bei weißen Tigern üblichen Fehlstellung der Augen beeinträchtigt ist. Glücklicherweise wurden bei der jungen Tigerin noch keine weiteren nennenswerten Probleme festgestellt", erklärt Florian Eiserlo, Betriebsleiter der Tierauffangstation in Maßweiler.
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Auffangstation in Maßweiler gibt Wildtieren ein neues Zuhause
In der Wildtierstation in Maßweiler leben zum Beispiel Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden. In Maßweiler finden sie eine neue Heimat. So wie die beiden Tiger Cara und Sahib. Die Tigerdame Cara wurde laut "Vier Pfoten" 2013 bei einer Razzia in der Nähe von Neapel entdeckt. Die kleine Tigerin sei damals erst fünf Monate alt gewesen und sei in einem winzigen Betonschuppen ohne Fenster eingesperrt gewesen. Der sibirische Tiger Sahib sei 2007 von einem Zirkus-Dompteur gekauft und für Zirkusvorstellungen dressiert worden. Den Großteil seines Lebens verbrachte er in Transportwagen, kleinen mobilen Gehegen und vor Publikum in Manegen.
Die Tierauffangstation in Maßweiler kümmert sich außerdem um heimische Wildtiere. Dazu gehören Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen oder Igel. Manche sind nur vorübergehend dort, zum Beispiel, wenn sie sich verletzt haben. Sie werden dann gepflegt, medizinisch versorgt und wieder in die Wildnis entlassen, wenn es ihnen wieder gut geht. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden dann in Maßweiler ein dauerhaftes Zuhause.