Die katholische Kirche hat auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sexuellen Missbrauch über Jahre vertuscht. Das hat ein Bericht der Aufarbeitungskommission für das Jahr 2023 jetzt noch einmal untermauert. Lange waren Verantwortliche zuvorkommend gegenüber Tätern und empathielos bei Betroffenen, teilt die Diözese mit.
Name der Schule in Rottenburg könnte nicht mehr akzeptabel sein
Die Bestürzung nach Vorlage des Berichts der Kommission ist an der Rottenburger Gemeinschaftsschule, der Carl-Joseph-Leiprecht-Schule, dessen Träger die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist, groß. Die Schule ist nach dem ehemaligen Bischof Carl Joseph Leiprecht benannt, der an der Vertuschung einiger Fälle beteiligt gewesen sein soll.
Das will die Schule nach eigenen Angaben nun aufarbeiten. Wenn der Name nicht mehr akzeptabel ist, wird die Schule umbenannt, sagt der Diözesanadministrator der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Clemens Stroppel in einem Interview mit dem SWR. Die Diözese wird über eine entsprechende Entscheidung informiert.
Laut dem Zwischenbericht wurde bis 2002 sexueller Missbrauch systematisch vertuscht und Täter geschützt. In der Amtszeit von Bischof Leiprecht, die von 1949 bis 1974 dauerte, wurde ein Täter nach dem Missbrauch von zwei minderjährigen Mädchen nicht suspendiert. Stattdessen, so wird aus einem Dokument zitiert, wollte man, "wenn Gras über alles gewachsen ist, einer späteren Rückkehr in die Diözese sich nicht verschließen." Danach kam es zum erneuten Missbrauch eines der Mädchen.
Katholische Kirche: Mit Vertuschung der Taten gerühmt
Man habe sich sogar mit der erfolgreichen Vertuschung solcher Taten gerühmt, so der Bericht der Aufarbeitungskommission. Zur Amtszeit von Bischof Moser heißt es zu einem weiteren Fall und den zugehörigen Unterlagen, Zitat: "Üblicherweise kommen solche Dinge in das Geheimarchiv mit dem Ziel einer gelegentlichen Vernichtung."
Diözesanadministrator Stroppel bezeichnete diese Fälle als bitter, traurig und beschämend. Die Diözese nehme die Anschuldigungen sehr ernst. Alle seien froh, dass die Aufarbeitung auch in Form dieses Berichts vor allem hinsichtlich der Opfer im Gange ist, so Stroppel. In der Zukunft werden noch viele Zeitzeugen gehört und Akten ausgewertet.