Familienvater und Erzieher leidet unter Depressionen

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AUTOR/IN
Berno Graf
Porträt Berno Graf.

Daniel ist Vater von drei Kindern. Er arbeitet als Leitung eines Schulhorts. Vor zwei Jahren unternimmt Daniel einen Suizidversuch. Der Erzieher erzählt von seiner Depression.

Ich habe funktioniert, weil ich funktionieren musste – für die Kinder und das Team. Aber ich habe dann gemerkt: Ich muss mich zurückziehen und Arbeit abgeben.

Depression: Symptome und Suizidversuch

Eigentlich könnte Daniel glücklich sein, doch der Familienvater kämpft mit Phasen, in denen er kraftlos ist und nichts machen kann, außer auf dem Sofa zu liegen. Vor zwei Jahren der Wendepunkt, als Daniel auf dem Arbeitsweg ist: „Ich bin ins Auto eingestiegen und bin losgefahren. Es war ein Tag wie immer. Plötzlich habe ich eine Stimme gehört, als würde ein Dämon auf meiner Schulter sitzen: Das machst du jetzt. Es war plötzlich im Kopf drin und ich habe dann nicht funktioniert!" Daniel bremst ab und das Auto bleibt kurz vor dem Brückenpfeiler stehen, gegen den er fahren wollte. Er fährt zur Arbeit und funktioniert wieder. Am Abend kommt er nach Hause: „Als ich dann nach Hause gekommen bin, hatte ich dann ein emotionaler Zusammenbruch.” Seine Frau Tabea ist für ihn da.

Wirklich kapiert habe ich nicht, was da passiert ist. Er hatte Tränen in den Augen, aber der Zusammenbruch ging ja nach innen.

Therapie bei Depressionen

Seit diesem Zeitpunkt weiß Daniel: Es stimmt etwas nicht mit mir und ich muss mir Hilfe suchen: „Aber es hat dann noch ein halbes Jahr gedauert, bis ich dann wirklich zum Arzt gegangen bin und gesagt habe: Irgendwas stimmt nicht. Ich musste dann sehr viele Anrufe machen, E-Mail schreiben und hatte Glück, dass ich eine Therapie bekommen habe.” Heute kämpft Daniel für sich und seine Familie. In der Therapie kann Daniel erzählen: „Von meiner Kindheit, über die jetzige Situation bei der Arbeit, die familiäre Situation, bestimmte Ereignisse in meinem Leben, die mich vielleicht geprägt haben und über Menschen, die mich geprägt haben.” Sein Fortschritt wird in der Therapie immer wieder kontrolliert: „Wir kitzeln heraus, ob ich jetzt wieder vielleicht ein bisschen vorangekommen bin, dass ich wieder etwas fühle oder dass meine Gedanken vielleicht ein bisschen wieder bunter werden und nicht ganz so dunkel sind.”

Selbsthilfe: Sport als Ausweg?

Für Daniel ist Sport immer schon ein wichtiger Ausgleich. Als Kind hat er Fußball, Basketball und Tennis gespielt. Anfang des Jahres war er vier Wochen krankgeschrieben und er beschließt, mit seiner Geschichte und einem Vorhaben an die Öffentlichkeit zu gehen: „Ich plane nächstes Jahr im April von, wo ich wohne, nach Portugal zu joggen bis in das Heimatdorf meiner Mutter. Geplant sind 60 Tage, 60 Etappen und täglich mindestens eine Marathondistanz. Damit möchte ich kämpfen gegen dich, du Depression, du gewinnst nicht – ich gewinne!” Seit er offen über seine Krankheit spricht, erhält er viel Unterstützung von seiner Familie, seinen Arbeitskollegen und auch von Eltern aus dem Hort.

Ich finde es wahnsinnig mutig, dass er seinem Herz folgt. Er zeigt: Depressionen sind kein Tabu-Thema und man kann dagegen ankämpfen.
Stefan, Vater aus dem Schulhort

Hilfsangebote bei Depressionen

Hilfe und Unterstützung findest du bei der Hotline der Deutschen Depressionshilfe unter 0800 33 44 533, bei regionalen sozialpsychiatrischen Diensten und auch bei der Telefonseelsorge 0800 11 10 111.

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