Viele Forschungsprojekte in Baden-Württemberg hängen von US-Geldern ab. Neue Recherchen zeigen, dass Trumps Politik auch hier weitreichende Folgen haben könnte.
An mehr als der Hälfte aller Unikliniken in Deutschland laufen Forschungsprojekte mit US-Steuergeld – doch ihre Zukunft ist ungewiss. In einer Recherche-Kooperation haben NDR, WDR und SZ dazu Daten von Universitätskliniken recherchiert. Das Ergebnis: Auch Kliniken in Baden-Württemberg sind betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Universitätsklinikum Heidelberg besonders von Trumps Politik betroffen
Am stärksten scheint das Universitätsklinikum Heidelberg betroffen zu sein. Hier wurde ein Forschungsprojekt zur Entwicklung von Tuberkulose-Schnelltests durch USAID, die Amerikanische Bundesbehörde für Entwicklungszusammenarbeit, finanziert. Durch den Förderstopp fehlen dem Projekt nun für die kommenden fünf Jahre 5,4 Millionen Euro.
Besonders kritisch ist jedoch, dass in diesem Forschungsprojekt bereits neue Medikamente getestet wurden. Teilnehmende haben daher bislang nicht zugelassene Wirkstoffe oder Medikamentenkombinationen erhalten – nun ist unklar, ob sie weiterhin medizinisch betreut werden können.

Forschung in Freiburg, Tübingen und Ulm bislang ohne Einschränkungen
Am Universitätsklinikum Freiburg laufen derzeit zehn Projekte, die zumindest teilweise durch US-Mittel finanziert werden. Diese Gelder decken unter anderem fünf Vollzeitstellen ab. Insgesamt wurden bisher 1,5 Millionen Euro in diese Projekte investiert, weitere 2,3 Millionen Euro sind bewilligt. Bislang gibt es jedoch noch keine Berichte über Kürzungen oder Projektstopps.
Auch das Universitätsklinikum Tübingen ist involviert: Hier laufen derzeit NIH-Projekte, also Projekte, die von den amerikanischen National Institutes of Health finanziert werden, mit einer Fördersumme von etwa 230.000 Euro. Ob diese Mittel weiterhin fließen, bleibt ungewiss. Bislang gibt es zumindest keine Informationen über Förderstopps oder Schwierigkeiten.
Am Universitätsklinikum Ulm scheint die Lage derzeit stabil zu sein. Weder das Zentrum für klinische Studien (ZKS) noch das Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) beziehen nach eigenen Angaben Fördergelder aus den USA. Daher gibt es hier bislang keine direkten Auswirkungen.

Zukunft in Baden-Württemberg ungewiss
Dennoch blicken Forschende auch in Baden-Württemberg mit großer Sorge auf die Entwicklungen in den USA. Sollten weitere Kürzungen oder Restriktionen beschlossen werden, könnte sich dies langfristig auch auf deutsche Forschungskooperationen auswirken.
Insgesamt bleibt die Situation für viele Universitäten und Kliniken in Baden-Württemberg also unsicher. Die kommenden Monate könnten darüber entscheiden, wie stark die medizinische Forschung in Baden-Württemberg langfristig unter der neuen US-Regierung leidet.
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