Eine neue Studie liefert Hinweise, dass die Empathiefähigkeit von Hunden angeboren ist. Sie könnte sich in der jahrhundertelangen Koevolution mit dem Menschen entwickelt haben.
Hunde reagieren auf die Emotionen ihrer Besitzerinnen und Besitzer. Diese Nähe zwischen Menschen und Hunden stammt aus jahrhundertelanger selektiver Zucht, das legt eine Studie aus Ungarn nahe. Deshalb könnte die Fähigkeit von Hunden, den Schmerz ihrer Menschen zu fühlen, angeboren sein. Die Ergebnisse der Studie der Universität Budapest sind Anfang Juli 2024 in der Fachzeitschrift Animal Behaviour veröffentlicht.
Hund und Schwein im Vergleich
Die Forschenden untersuchten den möglichen Ursprung der tierischen Empathiefähigkeit, indem sie die Reaktion von Haushunden und kleinen Schweinen, die bei Menschen aufgewachsen sind, auf unterschiedliche Klänge der menschlichen Stimme verglichen. Dabei wurden gequält und nicht gequält klingende Stimmen abgespielt.
Die im Haus lebenden Schweine wurden als Vergleichstiere ausgesucht, da sie wie Hunde soziale Tiere sind, die von klein auf in der Nähe von Menschen aufwachsen. Im Gegensatz zu Hunden ist die Haltung von Schweinen als Haustiere aber noch recht jung.
Wenn also Haustiere durch die Nähe zu Menschen lernen können, deren Gefühle zu deuten und zu spiegeln, dann sollten die Schweine ähnlich reagieren wie Hunde. Wenn diese Fähigkeit allerdings angeboren ist – wie die Forschenden vermuteten - dann können die Schweine nicht mithalten.
Wie reagieren die Tiere auf traurige Geräusche?
Um das Verhalten der Tiere zu untersuchen, rekrutierte das Forschungsteam Hunde- oder Schweinebesitzer auf der ganzen Welt. Diese hatten die Aufgabe, sich mit ihren Haustieren in einem Raum zu filmen. Dabei spielten die Teilnehmenden einmal das Geräusch eines weinenden Menschen ab. Später spielten sie das fröhliche Summen eines Menschen.
Können Hunde menschliche Intentionen erkennen?
Schweine erkennen menschliches Weinen nicht
Wie erwartet waren die Hunde wirklich gut darin, den emotionalen Inhalt der menschlichen Laute zu erfassen, sagt die Co-Autorin der Studie, Paula Pérez Fraga. Wenn sie menschliches Weinen hörten, reagierten sie gestresst. Beim Summen dagegen zeigten sie sich eher unberührt.
Die Schweine aber reagierten auf das menschliche Weinen mit wenig Stress. Dafür stresste sie das Summen sehr viel mehr. Das könnte daran liegen, dass Schweine menschliches Weinen nicht als negative Emotion interpretieren, das Summen dagegen für Schweine offenbar ein sehr seltsames Geräusch ist.
Dass die Hunde von den stimmlichen Gefühlssignalen der Menschen angesteckt werden, die domestizierten Schweine aber nicht, führen die Forscherinnen auf die jahrhundertelange Koevolution der Hunde mit dem Menschen zurück.
Spielt das Rudelverhalten eine Rolle?
Einen Einfluss könnte aber auch haben, dass hier Rudeltiere wie Hunde mit Herdentieren wie Schweinen verglichen wurden. Hunde als Rudeltiere möchten dem Menschen gefallen, der der Platzhirsch ist. Sie gewöhnen sich leicht daran, menschliche Gesichtsausdrücke und Stimmen zu studieren, um herauszufinden, wie das funktioniert. Schweine dagegen sind Herdentiere. Es fällt ihnen möglicherweise auch deshalb schwerer menschliche Emotionen zu spüren.
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Ob als Jagd-, Schlitten-, oder Hütehund, ob in der Wüste, im Dschungel oder im Eis – Hunde folgten dem Menschen in jeden Winkel der Erde.