US-Wahlen

Wie Trumps Wahlsieg Wissenschaft und Forschung beeinflusst

Stand
Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Alternative Wahrheiten, unbeliebte Forschungsgebiete, Besetzung wichtiger Entscheidungsstellen durch ideologisch geneigte Personen. Die Wahl Donald Trumps zum künftigen US-Präsidenten könnte Wissenschaft und Forschung in den USA massiv beeinflussen.

Trump - der US-Präsident der alternativen Wahrheiten

Immerhin wissen Wissenschaft und Forschung schon mal, was in den kommenden vier Jahren auf sie zukommt. Denn Trumps erste Präsidentschaft hat ja bereits Marken gesetzt. Das bekannte Trump-Zitat der "alternativen Wahrheiten" stellt bereits die Relevanz der Wissenschaft an und für sich in Frage. Doch in Trumps erster Amtszeit ist es ihm nicht gelungen, direkt auf die Forschungseinrichtungen und Universitäten einzuwirken.

Das könnte diesmal anders werden, sagt Michael Resch, Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums in Stuttgart, der lange in Houston/Texas gelebt hat. Immerhin hat der designierte US-Präsident Trump im Wahlkampf angekündigt, diesmal alle Schaltstellen in der Verwaltung bis weit hinunter mit ideologisch Gleichgesinnten besetzen zu wollen: "Der direkte Durchgriff des Präsis, wenn an Verwaltungsstellen ideologische Menschen sitzen und nicht mehr Verwaltungsmenschen sitzen, der würde es natürlich leichter machen und der Durchgriff wäre dann möglich und es könnte dann durchaus Auswirkungen haben auf die Forschung in den USA."

Kritiker befürchten, dass ganze Wissenschaftszweige durch die Wiederwahl von Donald Trump massive Einschränkungen hinnehmen müssen.
Kritiker befürchten, dass ganze Wissenschaftszweige durch die Wiederwahl von Donald Trump massive Einschränkungen hinnehmen müssen.

Trumps Wahl könnte Einfluss auf die Klimaforschung in den USA haben

Absehbar scheint, dass ein Forschungsbereich besonders scharf betrachtet und möglicherweise auch beschnitten werden wird: die Klimaforschung. Hier wird der Wahlsieg Trumps schon deshalb Auswirkungen haben, weil der künftige US-Präsident den Klimawandel nicht wirklich ernst nimmt und zum Teil sogar leugnet: "Man hat jetzt bei den letzten Hurricanes in den USA mitbekommen, dass in der republikanischen Partei auch ein gewisses Unverständnis über Wetterphänomene herrscht, sodass möglicherweise auch Wetterforschungseinrichtungen davon betroffen sein könnten. Da ist die Frage, inwieweit sich dann andere Interessensgruppen wie zum Beispiel das Militär dagegen stemmen werden, weil sie Zugriff auf bestimmte Forschungsbereiche brauchen."

Mit einem so deutlichen Sieg Donald Trumps hatte eigentlich niemand gerechnet. Doch die Wahl Trumps zum US-Präsidenten könnte massive Auswirkungen auf die Forschung in den USA haben.
Mit einem so deutlichen Sieg Donald Trumps hatte eigentlich niemand gerechnet. Doch die Wahl Trumps zum US-Präsidenten könnte massive Auswirkungen auf die Forschung in den USA haben.

Trump könnte möglicherweise ganze Forschungszweige aussortieren

Der designierte neue US-Präsident wird mit Sicherheit versuchen, Forschung in die Richtung zu steuern, die er für richtig und wichtig hält. Doch während Trump auf die meisten Universitäten keinen direkten Zugriff hat, da sie im Wesentlichen von ihren Bundesstaaten finanziert werden, sieht es bei den großen nationalen Förderprogrammen von den National Institutes of Health oder der National Science Foundation anders aus.

Michael Resch, der lange in den USA gelebt und geforscht hat, vermutet, dass hier ganze Forschungsbereiche gezielt aussortiert werden könnten: "Das würde aber vor allem wahrscheinlich die geisteswissenschaftlichen Richtungen treffen. Denn Donald Trump und seine Anhänger signalisieren ja sehr stark, dass sie ihren Wahlerfolg auch als Sieg über das, was sie eine linke oder woke Wissenschaft nennen, betrachten. Das heißt, im technischen Bereich werden wir eher umgekehrt sehen, dass eine gewisse Technikgläubigkeit dazu führt, dass man im technischen Bereich mehr Förderung erwarten kann. Aber gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich kann es für die Kollegen teilweise schwierig werden."

Für den gesamten Wissenschaftsbetrieb wird das Klima rauher. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert.
Für den gesamten Wissenschaftsbetrieb wird das Klima rauher. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert.

Trump und seine Anhänger wollen unangenehme Erkenntnisse lieber ignorieren

Doch auch für den gesamten Wissenschaftsbetrieb wird das Klima rauer. Denn bereits die erste Trump-Regierung hatte immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert. Michael Resch meint, Trump werde vermutlich den Effekt verstärken, dass Menschen lieber an angenehme Dinge glauben und unangenehme Erkenntnisse ignorieren wollen.

"Ich glaube auch, dass das durchaus einen Teil seines Wahlerfolgs ausgemacht hat, dass er Menschen suggerieren konnte, dass wissenschaftliche Ergebnisse über Klimawandel, über vermehrtes Auftreten von Starkwetterereignissen wie Hurricanes, dass das alles Blödsinn ist. Also wir kommen hier sicher in eine Welt hinein, in der es für die Wissenschaft schwieriger wird, mit ihrem Wissen und ihrer Rationalität auch tatsächlich zur Bevölkerung durchzudringen."

Doch Wegducken oder sich in den Elfenbeinturm zurückziehen ist da keine Lösung. Im Gegenteil: Der Informatikprofessor findet, dass in den USA - aber auch überall auf der Welt - die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch deutlicher und offener kommunizieren sollten und versuchen müssten, häufiger mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, um ihre Informationen weiterzugeben.

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