Über 60.000 Menschenleben könnte der Rekordsommer 2022 in Europa gekostet haben. Das geht aus Berechnungen eines spanischen Forschungsteams hervor.
Der Sommer 2022 ist in Europa als der bisher heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingegangen. Die ungewöhnlich hohen Temperaturen machen vor allem älteren Menschen zu schaffen, mit teils tödlichen Folgen.
Studie geht von mehr als 8.000 Hitzetoten in Deutschland im Jahr 2022 aus
Mit mehr als 8.000 Hitzetoten im Rekordsommer 2022 steht Deutschland auf Platz 3 im europaweiten Vergleich. Noch mehr hitzebedingte Todesfälle gab es nur in Italien und Spanien, den beiden bevölkerungsreichsten Ländern Südeuropas.
Auch gerechnet auf die Einwohnerzahl belegt Deutschland Platz 13 der über 30 untersuchten Länder. Das berichtet eine Forschungsgruppe vom Barcelona Institute for Global Health im Fachmagazin Nature Medicine.
Vor allem Menschen mit Vorerkrankungen betroffen
Carina Rau vom baden-württembergischen Landesgesundheitsamt ist von diesen Zahlen nicht überrascht. Sie arbeitet für das neu eingerichtete Kompetenzzentrum Klimawandel und Gesundheit, welches sich bereits auf die Folgen der Hitze einstellt:
Wie viele Menschen aufgrund der Hitze versterben, ist allerdings gar nicht so einfach zu erfassen. Häufig liegen Vorerkrankungen vor, die Hitze macht dem Körper zusätzlich zu schaffen.
Hitze vor allem für ältere Menschen eine große Belastung
Das spanische Forschungsteam bediente sich deshalb an Statistiken zu Todesfällen aus den vergangenen acht Jahren. Damit errechneten sie die Übersterblichkeit während besonders heißer Wochen im Vergleich zu kühleren Wochen in den Jahren zuvor. Das Ergebnis: Über 61.000 Todesfälle konnten im vergangenen Sommer der Hitze zugeschrieben werden und damit fast so viele wie im Hitzesommer 2003. Gerade alte Menschen sind dabei gefährdet, ihr Körper kann die Hitze weniger gut verarbeiten.
Das Problem bei älteren Personen sei, so Carina Rau, dass diese zum einen eine schlechtere Anpassungsfähigkeit an Hitze hätten, weil auch schon die Möglichkeit des Schwitzens reduziert sei. Hinzu komme, dass bei älteren Menschen häufig ein verringertes Durstgefühl vorhanden sei. Dadurch bestehe auch die Möglichkeit, dass die Menschen dehydrieren, also austrocknen. Auch Medikamente können den Flüssigkeitshaushalt weiter beeinträchtigen.
Hitzeaktionspläne sollen Hitze in Städten erträglicher machen
In Deutschland richten immer mehr Städte und Kommunen deshalb sogenannte Hitzeaktionspläne ein. Ziel ist, bei Hitzewarnungen schnell zu handeln und besonders die vulnerablen Gruppen zu schützen. So hat die Stadt Mannheim beispielsweise auch eine Broschüre entwickelt, in der kühle Orte in der Stadt eingezeichnet sind, sodass man weiß, wo man sich dann aufhalten kann, so Rau.
In Geschäften gibt auch es, so Rau, auch Zeichen, wo man in seiner mitgebrachten Trinkflasche Trinkwasser auffüllen kann. Dort werden auch wichtige Telefonnummern zusammengefasst, an die man sich wenden kann, wenn man bei sich akute Beschwerden von Hitze feststelle. Dafür wird auch noch einmal darauf hingewiesen, wie diese Beschwerden aussehen könnten.
Langfristig soll außerdem die Stadtplanung dem Klimawandel angepasst werden und mehr Beschattung und Grünflächen bieten.