Eine neue Übersichtsstudie der Universität Augsburg zeigt: Smartphone-Verbote in Schulen wirken sich positiv auf das soziale Wohlbefinden und die Lernleistungen aus.
Smartphones in Schulen sind ein kontroverses Thema: Einerseits wird befürchtet, dass sie das Lernumfeld stören und die Konzentration verringern, andererseits wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, digitale Kompetenzen im Schulalltag zu fördern.
Schulangelegenheiten sind Sache der Bundesländer
Bereits in mehreren Ländern sind Smartphones in der Schule verboten. Seit 2024 beispielsweise auch in Großbritannien und den Niederlanden. In Frankreich und Italien wurden Handys schon länger aus den Schulen verbannt. In Deutschland wird der Ruf nach einem Smartphone-Verbot in der Schule – nach dem Einbruch der Schülerleistungen in der PISA-Studie 2022 – wieder lauter.
Doch da Schulangelegenheiten Ländersache sind, kann jedes Bundesland nach eigenem Ermessen Grundsätze und Verbote aufstellen. Einzelne Schulen können individuelle Regeln in ihrer Hausordnung festlegen. Sie müssen allerdings immer dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgen und dürfen Schülerinnen und Schüler nicht in ihren Grundrechten, der freien Persönlichkeitsentfaltung und ihren Eigentumsrechten verletzen.
Doch wirkt sich ein Smartphone-Verbot an Schulen tatsächlich auf die Leistungen oder auf das soziale Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern aus? Diese Frage wurde am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Uni Augsburg in einer Überblicksstudie untersucht.
Eindeutiges Ergebnis: Ein Smartphone-Verbot an Schulen hat positive Effekte
Die Forscher aus Augsburg haben hierfür fünf Studien aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden verglichen. Alle kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis: Ein Smartphone-Verbot hat messbar positive Effekte und zwar vor allem auf das soziale Wohlbefinden.
Da das soziale Klima für erfolgreiches Lernen und Lehren entscheidend ist, kann davon ausgegangen werden, dass sich diese positiven Effekte auch langfristig verstärken lassen. Zudem hat ein Smartphone-Verbot einen Effekt auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler.
Die beiden Augsburger Wissenschaftler berichten, dass das auch die Erfahrungen vieler Lehrkräfte bestätige. Ein Smartphone, das gut sichtbar auf dem Tisch platziert sei, schränke die Konzentration und damit die Lernprozesse ein.
Zudem verschlechterten Smartphones das soziale Klima in Schulen. Etwa durch Cybermobbing. Deshalb soll ein Smartphone-Verbot auch helfen, die Schule zu einem sicheren Ort zu machen – gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler.
Verbot von Smartphones nur sinnvoll mit pädagogischer Begleitung
Die beiden Forscher vom Institut für Schulpädagogik der Uni Augsburg betonen jedoch auch, ein reines Smartphone-Verbot ohne pädagogische Begleitung sei nicht sinnvoll. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, wie sie verantwortungsbewusst mit der Technik umgehen können.
FAQ: Wie Eltern ihre Kinder durch die sozialen Netzwerke begleiten können
Sie empfehlen deshalb ein Smartphone-Verbot immer mit Bildungsmaßnahmen zu kombinieren, die die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern. Da Smartphones auch viel Potenzial in Bezug auf Kommunikation und Informationsbeschaffung bieten, sollten Lehrkräfte sie in bestimmten Situationen durchaus als Unterrichtselement einsetzen.
Das sei wichtig, um bei den Heranwachsenden eine Medienmündigkeit zu entwickeln. Mit zunehmendem Alter der Schülerinnen und Schüler sollte die Nutzung der Smartphones dann eigenverantwortlich sein – das heißt ein striktes Smartphone-Verbot ist nur in den unteren Klassen sinnvoll.
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