Vor der Pandemie lag der Anteil der über 14-jährigen Raucherinnen und Raucher in Deutschland bei etwa einem Viertel. Nach einer neuen Studie raucht jetzt wieder ein Drittel der Deutschen. Woran liegt das?
„Immer weniger junge Menschen rauchen.“ „Rauchen unter Jugendlichen auf neuem Tiefststand.“ Das waren Schlagzeilen in der Zeit vor der Pandemie. Jetzt hat sich der Anteil der Rauchenden laut einer Studie in der Bevölkerung wieder erhöht. Forschende suchen nach möglichen Ursachen. Veronika Simon aus der SWR-Wissenschaftsredaktion beantwortet die wichtigsten Fragen:
Inwieweit hat diese Entwicklung etwas mit der Pandemie zu tun?
Experten gehen davon aus, dass die Pandemie hier ihre Spuren hinterlässt. Gerade die Lockdowns und die dauerhafte Unsicherheit waren einfach ein Dauer-Stress und viele greifen da doch wieder zur Zigarette, um mit der Extremsituation klarzukommen; es gab ja einfach viele Ängste, Frust und auch Einsamkeit. Und das bringt nicht die gesündesten Verhaltensweisen bei uns zutage, das hat man auch an anderer Stelle gesehen, der Alkohol-Konsum ist auch gestiegen in dieser Zeit.
Dazu kommt das Homeoffice, in dem viele gearbeitet haben. Das könnte auch zum Rauchen verleitet haben. Ganz schlicht, weil der Weg zum Balkon meist kürzer ist als im Büro und es weniger soziale Kontrolle gibt.
Was man aber auch nicht vergessen darf, ist, dass viele Hilfsangebote und Therapien rund um die Themen "mit dem Rauchen aufhören" oder auch "rauchfrei bleiben" in der Pandemie ausgefallen sind oder viel schwieriger zu erreichen waren. Das könnte auch zu diesem Anstieg beigetragen haben.
Welche Rolle spielen bei der Entwicklung E-Zigaretten?
Die Erhebungen zeigen, dass E-Zigaretten von vielen Leuten mal ausprobiert wurden, etwa ein Drittel der Deutschen geben das an. Und auch bei den sogenannten Tabakerhitzern steigt die Zahl der Leute in den letzten Jahren, die das mal benutzt oder zumindest ausprobiert haben, ganz eindeutig.
Aber trotzdem muss man festhalten, bei E-Zigaretten und Tabakerhitzern ist es eine Minderheit, zusammen etwa ein Prozent der Deutschen, die diese Zigaretten-Alternativen aktuell regelmäßig verwenden. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl sogar eher noch gesunken. Das heißt: Der Großteil der Raucher nutzt Tabak und das in den letzten Jahren auch wieder mehr.
Geht aus der Studie auch hervor, wer wieder häufiger raucht – also nach Geschlecht und Altersgruppen?
Die einzigen, die offenbar standhaft geblieben sind und nicht mehr rauchen als vor der Pandemie sind die Jugendlichen. Bei den unter 18-jährigen sind die Raucher-Zahlen sowieso eher niedrig und auch von 2020 auf 2021 gesunken. Bei den älteren Gruppen gingen die Zahlen aber eindeutig hoch, besonders bei den über 25-jährigen.
Was die Geschlechter angeht, gab es jetzt neue Zahlen vom Statistischen Bundesamt. Die zeigen, dass in den letzten Jahren mehr Frauen an den Folgen des Rauchens gestorben sind. Dabei geht es um verschiedene Krebsarten, zum Beispiel in der Lunge.
Diese Zahlen bedeutet aber nicht automatisch, dass Frauen aktuell mehr rauchen. Denn bis sich die Raucher-Krankheiten so weit entwickeln, vergehen ja Jahre und Jahrzehnte. Das zeigt also eher, dass Rauchen vor einiger Zeit auch bei den Frauen moderner geworden ist, während davor eher nur die Männer geraucht haben.
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Es diskutieren:
PD Dr. Ute Mons, Leitung der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg
Dr. Elke Pieper, Bundesamt für Risikobewertung, Berlin
Prof. Dr. med. Martin Storck, Direktor der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie, Karlsruhe
Moderation: Thomas Ihm