Psychische Gesundheit

Therapie mit LSD hilft bei Depressionen und Angststörungen

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Leila Boucheligua

LSD wurde einst in Basel entdeckt. Hier wird mittlerweile auch intensiv an der medizinischen Anwendung von LSD geforscht. Zwei neue Studien zeigen: Für die psychische Gesundheit und speziell bei der Therapie von Ängsten und Depressionen zeigt die kontrollierte Gabe von LSD gute Ergebnisse.

LSD, das umgangssprachlich auch ACID genannt wird, kann schon in geringsten Dosen Halluzinationen hervorrufen, positive wie auch negative Wahnvorstellungen auslösen und zu schwerwiegenden psychischen Schäden führen. Deshalb gilt LSD als eines der stärksten, aber auch gefährlichsten Psychedelika. Denn LSD besitzt einen ähnlichen strukturellen Aufbau wie der Wohlfühl-Botenstoff Serotonin.

LSD bewirkt eine Überstimulation im Gehirn

Wenn LSD an die Serotonin-Rezeptoren im Gehirn bindet, dann kommt es zu einer Art Überstimulation. Dieser Effekt hält besonders lange an, da sich das LSD-Molekül in der Bindungstasche des Serotonin-Rezeptors fest verkeilt und sich quasi dort einschließt.

Forschende gehen ebenfalls davon aus, dass LSD sich teilweise auch an Dopamin-Rezeptoren bindet: Dopamin gilt als Glücks-Hormon. Wenn LSD die Dopamin-Rezeptoren über einen längeren Zeitraum aktiviert, dann fühlen die Betroffenen anhaltende Euphorie und Selbstüberschätzung.

Hirnscans zeigen Veränderungen des Selbstgefühles


Hirnscans haben zudem gezeigt, dass unser Gehirn unter LSD-Einfluss neue und teils ungewöhnliche Verknüpfungen herstellt. So treten häufig optische und akustische Halluzinationen auf. LSD-Konsumierende sehen Farben und Töne intensiver und Sinneseindrücke können sich vermischen, sodass manche glauben, beispielsweise Farben riechen zu können. Außerdem verändern sich das Selbst- und das Zeitgefühl. Gerade hier kann die Forschung gut anknüpfen und die positiven Effekte nutzen.


LSD Studie aus Basel zeigt positive Wirkung auf Depressionen

Die jüngste Studie zur Wirkung von LSD auf Depressionen aus Basel ist bereits auf Fachkongressen vorgestellt worden, jedoch noch nicht publiziert. Felix Müller leitet den Klinischen Forschungsbereich für substanzgestützte Therapie an der Universität Basel. Er berichtet, dass die zweimalige Gabe von hochdosiertem LSD sehr erfolgreich war. Bei Depressiven sind die Symptome deutlich zurück gegangen. Zudem wurde die Behandlung gut vertragen und hat keine schweren Nebenwirkungen verursacht.

An den Synapsen des Hirns bindet LSD aufgrund seiner ähnlichen Struktur an die Serotonin-Rezeptoren. Weil es sich dort festsetzen kann, feuern die Synapsen dann mit einer besonders großen Intensität.
An den Synapsen des Hirns bindet LSD aufgrund seiner ähnlichen Struktur an die Serotonin-Rezeptoren. Weil es sich dort festsetzen kann, feuern die Synapsen dann mit einer besonders großen Intensität.

LSD-Gabe wirkt 8 bis 14 Stunden und muss sehr gut überwacht werden

Die Folgestudie bei Depressionen läuft noch. Sicher ist jedoch, dass die Einnahme des hochdosierten LSD gut überwacht werden muss und immer in einen psychotherapeutischen Rahmen eingebettet werden muss, erklärt Studienleiter Felix Müller. Denn das LSD wirkt akut zwischen 8 bis 14 Stunden. Insgesamt sprechen die Ergebnisse der Studie dafür, dass eine Behandlung mit LSD bei Depression wirksam und sicher ist.

Allerdings war der akute Effekt für einzelne Patienten beängstigend. Deshalb sollte LSD nur zur Behandlung ausgewählter Patientinnen und Patienten in einem sicheren Rahmen mit intensiver therapeutischer Begleitung eingesetzt werden. Ähnlich sieht es bei der Behandlung von Angststörungen mit LSD aus.

Gute Wirkung von LSD auch bei Angststörungen nachgewiesen

Die zweimalige hochdosierte Gabe von LSD kann auch Angststörungen entscheidend und längerfristig mildern und zum Teil sogar ganz auflösen. Das hat eine Studie des Universitätsspitals Basel gezeigt, die schon 2022 veröffentlicht wurde. Eine Folgestudie ergab, dass die positive therapeutische Wirkung vier Monate später noch anhielt. Für die LSD Gabe bei Angststörungen wie auch bei Depressionen werden nun Phase drei Studien angestrebt. 

 Microdosierung von LSD zeigt weniger Wirksamkeit bei ADHS

Nicht ganz so euphorisch stimmen die bisher bekannten Daten der Basler Studie über Mikrodosierung – also sehr gering dosierte LSD Gaben – zur Linderung von ADHS.  Diese Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit von niedrig dosiertem LSD zur Behandlung von ADHS bei Erwachsenen wurde am Universitätsspital Basel durchgeführt, unter der Leitung des klinischen Pharmakologen Matthias Liechti und im Auftrag des Unternehmens Mind Medicine.

Erste Daten dieser Studie zeigten offenbar dass der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde. Wenn auch einzelne Teilnehmende so gut darauf reagierten, dass sie in der Schweiz eine Ausnahmebewilligung für LSD Microdosing zur Behandlung des ADHS erhalten haben, berichtet Matthias Liechti.

Mikrodosierung von LSD ist populär, die Wirksamkeit ist aber noch offen


Die komplette Studienauswertung für LSD-Mikrodosierung und ADHS liegt aber noch nicht vor. Insgesamt seien die Ergebnisse bei dem in den letzten Jahren so populären Thema Microdosing von LSD aber eher durchwachsen, so der klinische Pharmakologe Liechti. Es gebe bei der derzeitigen Forschungslage noch viele Fragezeichen.

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