FMX-Messe in Stuttgart

Filmakademie BW stellt Virtual Reality Projekt vor

Stand
Autor/in
Frank Wittig
Frank Wittig, Reporter für SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Mit allen Sinnen in die virtuelle Welt eintauchen – das Multi-Player-Spiel MinoXR macht das möglich. User erleben ein Abenteuer im Labyrinth des Minotaurus. Jetzt wird das Spiel auf der FMX-Messe in Stuttgart vorgestellt.

Digitale Illusion – reales Erlebnis

Von außen gesehen wirkt die Szenerie skurril: Vier Gestalten mit klobigen VR-Brillen auf dem Gesicht bewegen sich zögerlich durch die kahle Halle der Filmakademie in Ludwigsburg. In den Händen halten sie Controller, mit denen sie sinnlos in der Luft zu fuchteln scheinen.

Vier Personen haben VR-Brillen auf und sind in einer kahlen Halle der Filmakademie.
Von außen betrachtet ist es schwer, sich vorzustellen, wie die virtuelle Realität für die Personen mit Brille gerade aussieht.

Doch subjektiv erleben die Spieler etwas anderes: Mit Avataren erkunden sie gemeinsam das dreidimensionale, aufwendig gestaltete Labyrinth des gefürchteten Minotaurus. Den richtigen Weg finden, Türen öffnen, über Abgründen balancieren, mit dem Minotaurus kämpfen – die virtuelle Realität des Spiels bietet eine Menge Erlebnisse.

Virtual Reality: Leuchtturmprojekt aus Baden-Württemberg

Lisa Forelli, Producerin an der Filmakademie Baden-Württemberg, legt Wert auf die Feststellung, dass dies zwar ein Spiel sei, aber keine Spielerei. In dem von der EU als Leuchtturmprojekt geförderten MinoXR geht es auch darum, die Möglichkeiten dieser Technologie für weitere Anwendungen auszuloten.

Lisa Forelli ist Producerin an der Filmakademie Baden-Württemberg.
Lisa Forelli arbeitet daran, die Möglichkeiten der Virtual Reality für weitere Anwendungen zu untersuchen.

Was wir hier entwickelt haben, ist eine sehr innovative Extended Reality Game Experience, die aber auf Technologien basiert, die ganz relevant für verschiedene Bereiche sind – zum Beispiel auch für die Medizin oder Therapieanwendungen, die durch Extended Reality wesentlich kostengünstiger gestaltet werden können.

Intensive Erfahrung dank virtueller Realität

Auch ich setze mir in Ludwigsburg die Virutal-Reality-Brille auf. Lisa Forelli begleitet mich. Sie hat sich in eine Minoerin verwandelt. Noch erscheint alles friedlich. Doch irgendwie flößt mir die fremde Umgebung Respekt ein.

Ein Ausschnitt der virtuellen Realität aus dem Spiel MinoXR. Ein Minoer steht auf einem altertümlichen Schiff.
Da die virtuelle Realität sich zum Teil stark von unserer gewohnten Realität unterscheidet, kann es zunächst Respekt einflößend wirken.

Richtig unangenehm wird es, als wir über einem Abgrund über lose Balken balancieren - ganz reale Höhenangst. Von einem Gerippe leihe ich mir ein Schwert aus. Und da kommt er auch schon, der Minotaurus. Er greift mich an, zwingt mich zum Kampf. Ich haue und steche eine gefühlte Ewigkeit. Dann befreit mich einer der Ludwigsburger, nimmt mir die VR-Brille ab.

Die Producerin des Spiels, Lisa Forelli, weist darauf hin, wie besonders die Multiplayer-Funktion von MinoXR ist:

Ganz außergewöhnlich an dem Projekt ist, dass wir bis zu vier Spieler gleichzeitig hier in der Experience haben können. (...) Die Netzwerkkommunikation zwischen den VR-Brillen ist eine Herausforderung.

Virtual-Reality: Datenreduktion muss sein

Damit die Interaktion der Avatare miteinander und mit der virtuellen Welt in Echtzeit stattfinden kann, mussten die Datenmengen geringgehalten werden. Eine photorealistische Darstellung hätte die Technik überfordert, vor Allem weil ein Großteil des Datenflusses direkt zwischen den VR-Brillen stattfindet. So haben die Ludwigsburger sich für einen stilisierten Look entschieden, der sich an antiker Malerei auf Vasen orientiert.

Ein Ausschnitt aus der virtuellen Welt des Spiels MinoXR. Drei Personen stehen an Brüskung.
Die virtuelle Realität von MinoXR erinnert optisch an den Stil von antiker Malerei. Dadurch konnten die Datenmengen geringer gehalten werden und die Datenübertragung in Echtzeit ist möglich.

Virtual Reality eignet sich auch zum Teambuilding

Dass die digitale, interaktive VR-Strategie ein Potenzial hat, das weit über die Welt der Spiele hinausweist, zeigt die Teambuilding-Software des österreichischen Herstellers Polycular. Hier „erwachen“ die Spieler in einem fremden Raumschiff. Gemeinsam erkunden sie ihre Umgebung, um zu verstehen, wie sich das Schiff steuern lässt.

Eine Person kniet vor einer anderen Person, die seitlich auf einer Matte liegt. Im Hintergrund sieht man dieselbe Szene in einer virtuellen Realität.
Einige der virtuellen Realitäten, die auf der FMX Messe vorgestellt werden, sollen sich auch zum Teambuilding eignen.

Thomas Layer-Wagner von Polycular aus dem österreichischen Hallein empfiehlt diese Software beispielsweise für die Ausbildung von Lehrlingen:

Wenn man mit Leuten aus anderen Bereichen zusammenarbeitet, damit man ein Verständnis entwickelt, dass man vielleicht auch ein unterschiedliches Vokabular benutzt und unterschiedlich an Themen herangeht. Dafür wollen wir eine Sensibilität schaffen.

Auf dem Weg zum Massenphänomen

MinoXR und die Teambuilding-Software sind Teile des von der EU mit 5,7 Millionen Euro geförderten Forschungsverbundes „Emil“. Ziel ist es, den immersiven Zugang zu erweiterten Realitäten zu erforschen. Die Möglichkeiten der Extended Reality scheinen fast grenzenlos, ob in der Medizin, Schule, Ausbildung oder Kultur.

Zwei Männer sitzen vor einem Bildschirm und arbeiten an der virtuellen Darstellung eines Minotaurus, der zu sehen ist.
In der Vergangenheit waren virtual und extended Reality Anwendungen sehr teuer und daher selten. Da der Kostenfaktor aber geringer wird, erwarten Experten, dass sie zu einem Massenphänomen werden.

Schnelle Prozessoren und günstige Hardware ebnen den Weg in die breite Anwendung. Lisa Forelli sagt, wir stehen an einer Schwelle. Die Extended Reality wird in den nächsten Jahren zu einem Massenphänomen.

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