Menschen sind auf dem Mars zwar noch nicht gelandet, aber Roboter aus Amerika und China sind dort unterwegs. Davon schlittern mehrere gerade in die Energiekrise. Wen trifft es und warum?
US-Marshelikopter Ingenuity droht der Tod durch Energiemangel
Seit mehr als einem Jahr ist der Mini-Marshelikopter mit Namen Ingenuity munter über den Marslandschaft geflogen – ein Riesenerfolg für die NASA. Doch vor kurzem verloren die Ingenieure zum ersten Mal den Kontakt zu ihrer Marsdrohne. Der Akku des Marshelikopters war nur noch wenig geladen. Eine beginnende Energiekrise auf dem Mars hatte die Drohne erreicht.
Ingenuity muss frieren, um Energie zu sparen
Um Energie zu sparen, wird nun auch auf dem Mars zunächst die Heizung herunter gedreht. Das Innere des Marshelikopters soll nachts nicht mehr ganz so warm gehalten werden. Die frostigen Marsnächte könnten dann zwar zu Schäden an Ingenuitys Elektronik führen, aber dieses Risiko muss die NASA nun eingehen, damit der Kontakt nicht wieder wegen eines leeren Akkus abreißt.
Ausgelöst wird die Energiekrise vom beginnenden Marswinter. Die Sonne steht nur flach am Marshorizont, ihr Licht ist schwach und die Stürme, die Staub auf die Solarzellen der Roboter wehen, nehmen zu.
Elektronischer Winterschlaf für chinesischen Marsrover
Dieses Schicksal trifft auch den chinesischen Rover Zhurong. Der hat im ersten Jahr nach seiner Landung gut zwei Kilometer Wegstrecke auf dem Mars zurückgelegt und ist nun aber bereits in eine Art elektronischen Winterschlaf versetzt worden. Allerdings sichert er sich ein Minimum an Stand-by Energie dadurch, dass er seine Solarzellen schräg stellt, um mehr vom flach einfallenden Sonnenlicht einfangen zu können. Und seine Solarzellen sind mit einer leicht staubabweisenden Schicht versehen. Das sind Tricks, die sich die NASA vielleicht abschauen sollte.
Auch bei US-Marsbebenwarte Insight wird der Strom knapp
Weil der Solarstrom fehlt, wird demnächst auch die einzigartige Marsbebenwarte der NASA mit Namen Insight ihre Messungen einstellen – wahrscheinlich für immer. Dabei hatte sie erst vor wenigen Wochen erstmals ein von Marsforschern herbei ersehnte sehr starkes Marsbeben gemessen. Mit diesen Daten lässt sich nun der innere Aufbau des Mars enträtseln, aber es war womöglich die letzte Glanztat der Marsbebenwarte vor ihrem Tod aus Energiemangel. Dabei gibt es zwei US-Rover auf dem Mars, die völlig unbeeindruckt vom der Marswinterenergiekrise weiter ihrem Job nachgehen.
US-Marsrover: Atomstrom macht weniger Probleme
Sowohl der Rover Curiosity ist im Marswinter unverändert aktiv als auch Perseverance. Curiosity klettert munter weiter einen Marsberg hoch und Perseverance steht mit ebenfalls gut gewärmtem Elektronikbauch gerade vor den hoch aufragenden Klippen eines früheren Mars-Flussdeltas. Curiosity und Perseverance – die beiden Rover müssen den Marswinter nicht fürchten – sie beziehen ihre Energie aus Radionuklidbatterien. Zerfallendes Plutonium liefert Wärme und Strom. Kernkraft oder Solarenergie – diese Debatte kann auch auf dem Mars geführt werden.
Astronomie Das verbirgt sich im Inneren des Mars
Mit der Sonde „Insight“ sollen kleinste Bodenwegungen auf dem Mars aufgezeichnet werden. Neue Studien zeigen: Der Mars besitzt einen flüssigen Kern, der größer ist als gedacht.
Raumfahrt Sind bemannte Missionen zum Mars bald möglich?
Denkbar ist es und die Technik ist weiter entwickelt als je zuvor, um das wirklich leisten zu können. Das Problem: Die Lebenserhaltungssysteme müssen auf die lange Flugzeit und die Aufenthaltszeit auf dem Mars ausgelegt sein. Unter einem Jahr Flug und einem in diesem Jahr kurzen Aufenthalt auf dem Mars geht da nichts. Von Uwe Gradwohl | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0