Raumfahrt

Energiekrise – jetzt auch auf dem Mars

Stand
Autor/in
Uwe Gradwohl
Onlinefassung
Lilly Zerbst

Menschen sind auf dem Mars zwar noch nicht gelandet, aber Roboter aus Amerika und China sind dort unterwegs. Davon schlittern mehrere gerade in die Energiekrise. Wen trifft es und warum?

US-Marshelikopter Ingenuity droht der Tod durch Energiemangel

Seit mehr als einem Jahr ist der Mini-Marshelikopter mit Namen Ingenuity munter über den Marslandschaft geflogen – ein Riesenerfolg für die NASA. Doch vor kurzem verloren die Ingenieure zum ersten Mal den Kontakt zu ihrer Marsdrohne. Der Akku des Marshelikopters war nur noch wenig geladen. Eine beginnende Energiekrise auf dem Mars hatte die Drohne erreicht.

Marshelikopter Ingenuity der NASA, fotografiert vom amerikanischen Perseverance rover.
Die circa 40 mal 15 Zentimeter große Solarzellenplatte oben am Marshelikopter Ingenuity soll die sechs Lithium-Ionen-Akkus des NASA-Instruments aufladen.

Ingenuity muss frieren, um Energie zu sparen

Um Energie zu sparen, wird nun auch auf dem Mars zunächst die Heizung herunter gedreht. Das Innere des Marshelikopters soll nachts nicht mehr ganz so warm gehalten werden. Die frostigen Marsnächte könnten dann zwar zu Schäden an Ingenuitys Elektronik führen, aber dieses Risiko muss die NASA nun eingehen, damit der Kontakt nicht wieder wegen eines leeren Akkus abreißt.

Ausgelöst wird die Energiekrise vom beginnenden Marswinter. Die Sonne steht nur flach am Marshorizont, ihr Licht ist schwach und die Stürme, die Staub auf die Solarzellen der Roboter wehen, nehmen zu.

Elektronischer Winterschlaf für chinesischen Marsrover

Dieses Schicksal trifft auch den chinesischen Rover Zhurong. Der hat im ersten Jahr nach seiner Landung gut zwei Kilometer Wegstrecke auf dem Mars zurückgelegt und ist nun aber bereits in eine Art elektronischen Winterschlaf versetzt worden. Allerdings sichert er sich ein Minimum an Stand-by Energie dadurch, dass er seine Solarzellen schräg stellt, um mehr vom flach einfallenden Sonnenlicht einfangen zu können. Und seine Solarzellen sind mit einer leicht staubabweisenden Schicht versehen. Das sind Tricks, die sich die NASA vielleicht abschauen sollte.

Chinesischer Marsrover Zhurong auf der Marsoberfläche.
Die vier Solarmodule des chinesische Marsrover Zhurong sind beweglich. Um maximale Sonnenenergie einzufangen, können sich die Oberflächen in Richtung der Sonnenstrahlen ausrichten.

Auch bei US-Marsbebenwarte Insight wird der Strom knapp

Weil der Solarstrom fehlt, wird demnächst auch die einzigartige Marsbebenwarte der NASA mit Namen Insight ihre Messungen einstellen – wahrscheinlich für immer. Dabei hatte sie erst vor wenigen Wochen erstmals ein von Marsforschern herbei ersehnte sehr starkes Marsbeben gemessen. Mit diesen Daten lässt sich nun der innere Aufbau des Mars enträtseln, aber es war womöglich die letzte Glanztat der Marsbebenwarte vor ihrem Tod aus Energiemangel. Dabei gibt es zwei US-Rover auf dem Mars, die völlig unbeeindruckt vom der Marswinterenergiekrise weiter ihrem Job nachgehen.

Marsbebenware Insight der NASA auf der Marsoberfläche.
Der NASA-Lander Insight, das steht für "Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport", landete Ende 2018 auf der Marsoberfläche. Ausgestattet mit einem Seismometer (vorne links) kann Insight Marsbeben messen.

US-Marsrover: Atomstrom macht weniger Probleme

Sowohl der Rover Curiosity ist im Marswinter unverändert aktiv als auch Perseverance. Curiosity klettert munter weiter einen Marsberg hoch und Perseverance steht mit ebenfalls gut gewärmtem Elektronikbauch gerade vor den hoch aufragenden Klippen eines früheren Mars-Flussdeltas. Curiosity und Perseverance – die beiden Rover müssen den Marswinter nicht fürchten – sie beziehen ihre Energie aus Radionuklidbatterien. Zerfallendes Plutonium liefert Wärme und Strom. Kernkraft oder Solarenergie – diese Debatte kann auch auf dem Mars geführt werden.

NASA-Marsrover Curiosity auf der Marsoberfläche.
Der NASA Marsrover Curiosity hat kein Solarmodul. Er läuft mit Kernenergie.

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