Bei Kindern, die Antibiotika bekommen haben, verringert sich nach einer neuen Studie wohl die Bildung von Antikörpern und damit auch der Impfschutz vor Erkrankungen.
Offenbar haben Impfungen bei Kleinkindern, die Antibiotika eingenommen haben, eine geringere Schutzwirkung entwickelt. Das berichten Forschende aus den USA, die 560 Kinder in einem Zeitraum von 6 bis 24 Lebensmonaten regelmäßig untersucht und beobachtet haben.
Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal „Pediatrics“ veröffentlicht. Tatsächlich wurde in einer Studie von 2019 bereits beschrieben, dass Antibiotika die Wirkung von Impfungen bei Erwachsenen verringern können.
Die Studie, für die Kinder aus Rochester im US-Bundesstaat New York untersucht wurden, ist die erste Studie, die den Zusammenhang nun bei Kleinkindern zeigt – und zwar in einem Alter, in dem die meisten Schutzimpfungen gegeben werden.
Was haben die US-Forschenden genau herausgefunden?
Im Serum der Blutproben der 560 Kinder haben die Forschenden den Antikörperlevel für die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Keuchhusten, Influenza und Pneumokokken gecheckt. Darunter waren 342 Kleinkinder, die in dem Zeitraum Antibiotika bekommen haben – sie hatten deutlich geringere Antikörperlevel als die 218 Kinder ohne Anntibiotika-Einnahme.
Die Antikörperwerte lagen unter den Konzentrationen, die generell für einen Immunschutz als relevant angesehen werden. Damit erhöht sich theoretisch das Risiko, an den Infektionen zu erkranken, gegen die sie eigentlich geimpft wurden.
Die Antikörperwerte waren besonders niedrig, wenn die Kinder im Alter zwischen 9 und 12 Monaten eine Antibiotikabehandlung erhalten hatten, oder wenn mehrmalig Antibiotika gegeben wurde.
Die vermutete Ursache: Antibiotika verändern das Darmmikrobiom und töten Bakterien, die sonst das Immunsystem stärken. Deshalb ist die Immunantwort auf die Impfung dann schwächer.
Was bedeutet das? Ist mein Kind nicht ausreichend geschützt, wenn es während der Kleinkindzeit mit Antibiotika behandelt wurde?
Dass nach einer Antibiotikabehandlung kein ausreichender Immunschutz mehr besteht, ist nicht bewiesen, denn eine Impfung regt nicht nur die Bildung von Antikörpern an, sondern auch die Bildung von sogenannten Gedächtniszellen.
Antikörper sind nur ein Teil der immunologischen Antwort auf einen Impfstoff. Die Bildung von Gedächtniszellen wurde nicht untersucht. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass alle geimpften Kinder daher über einen gewissen Schutz durch das Immungedächtnis verfügen.
Und es kommt offenbar auch darauf an, ob eine Kombination von Antibiotika gegeben wurde oder nicht. Interessant ist, dass das häufig genutzte Breitband-Antibiotikum Amoxicillin alleine keinen Effekt hatte, jedoch Amoxocillin zusammen mit Clavunat zu einer verringerten Zahl an Antikörpern nach einer Impfung führen kann. Dazu ist relevant, ob das Antibiotikum 5 Tage oder länger verabreicht wird.
Was sollte man in Zukunft stärker beachten?
Die Forscherinnen und Forscher regen an, bei Kleinkindern über eine kürzere Behandlungsdauer mit Antibiotika nachzudenken.
Um die Wirkung der Antiobiotika auf das Immunsystem auszugleichen, könnten auch Probiotika getestet werden, die das Mikrobiom schneller wiederherstellen. Denn Antibiotika greifen auch die nützlichen Bakterien des Darmmikrobioms an. Das ist gerade bei Kleinkindern schwierig, denn die Entwicklung der Darmflora ist erst im Alter zwischen drei und fünf Jahren abgeschlossen.
Durch die Gabe von Probiotika – also Bakterien, welche für die Darmflora förderlich sind – kann versucht werden, die Erholung der Darmflora positiv zu beeinflussen. Denn wenn die Darmflora im Gleichgewicht ist, dann können auch die Impfungen besser wirken.
Außerdem könnten die Impfungen während der Antibiotikagabe ausgesetzt und dann nach Therapieende nachgeholt werden. Um eine direkte Wechselwirkung auszuschließen.
Eine Zweitimpfung kann natürlich die Immunantwort erhöhen – möglicherweise wäre eine Nachkontrolle zum dritten oder fünften Lebensjahr hilfreich, sagen Experten. Aber in den meisten Ländern werden die untersuchten Impfstoffe ohnehin im Laufe der Kindheit aufgefrischt.
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