Woher weiß die Spinne, dass da noch ein anderer Stamm ist?
Sie weiß es nicht. Anders als Tarzan, der mit einer Liane in einer Baumkrone steht und die andere schon im Visier hat, hat die Spinne, die auf einem Ast sitzt, keine Ahnung, wie weit der nächste Baum entfernt ist. Deshalb lässt sie es einfach mal darauf ankommen.
Zunächst wartet die Spinne ab, bis ein leichter Wind weht – nur ein leichter, es darf nicht stürmen – streckt ihren Hintern in die Luft, sodass der Spinnfaden austritt. Also ein bisschen wie Rapunzel, nur dass die Spinne nicht ihr Haar herunterlässt, sondern einen Spinnfaden. Der Wind kommt, nimmt den Faden mit und zieht dabei den Faden immer weiter aus der Spinne heraus. Jetzt hat die Spinne entweder Pech, das heißt: weit und breit erwischt sie keinen Anknüpfungspunkt, an dem der Faden hängen bleibt. Das ist aber nicht schlimm: Dann holt sie den Faden einfach wieder ein, recycelt das Material und versucht es unter Umständen von neuem. Oder aber der Faden bleibt tatsächlich an einem benachbarten Baum oder Ast hängen.
Wenn die Spinne merkt, dass Spannung auf den Faden kommt, macht sie weiter und läuft über den Faden ans andere Ende. Das ist natürlich ein Balanceakt, deshalb zieht sie einen Sicherheitsfaden hinter sich her – wenn sie abstürzt, kann sie sich daran wieder hochziehen. Wenn sie aber nicht abstürzt und heil über den Faden ans andere Ende gelangt, hat sie einen ersten Rahmen- oder Brückenfaden, mit dem sie dann weiter machen kann.
Wie weit darf der Nachbarbaum höchstens entfernt sein, damit die Spinne zwischen den Bäumen ein Netz aufspannen kann?
Das hängt von der Spinnenart ab. Das können schon mehrere Meter sein, zumal der Brückenfaden sehr stabil ist. Es gibt sogar Spinnen in Madagaskar – die wurden erst kürzlich wissenschaftlich beschrieben – die regelmäßig Netze produzieren, die ein ganzes Flussufer überspannen. Ausgangspunkt sind auch hier Äste, die über dem Fluss hängen, aber diese Spinne schafft es tatsächlich, über die gesamte Flussbreite ein Netz aufzuziehen und dabei 25 Meter zu überbrücken. Diese Spinnenart heißt Caerostris darwini – einen offiziellen deutschen Namen gibt es noch nicht, in Presseberichten wird sie als "Darwins Rindenspinne" bezeichnet.
Was bei ihr auch bemerkenswert ist: Ihre Spinnseide ist extrem reißfest. Sie ist überhaupt nicht zu vergleichen mit normalen Spinnenfäden, sondern eher so wie die Saiten bei einem Tennisschläger. Die Forscher sagen, es ist das zäheste von der Natur produzierte Material, das bisher bekannt ist. Klar: Es muss ja auch so fest sein. Ein solche großes und schweres Netz, in dem sich dann auch noch richtig große fette Beute-Insekten verfangen, würde ja sonst reißen.
Tiere Können Spinnen hören?
Spinnen haben nach heutigem Stand keine Ohren. Sie können trotzdem im weitesten Sinn so etwas wie "hören". Man kann sich das vorstellen, wenn wenn man überlegt, wie unsere Ohren funktionieren. Die registrieren Luftschwingungen – Schall ist ja nichts anderes als Luftschwingungen – und zwar mithilfe von ganz feinen Härchen im Innenohr. Aber wie funktioniert das nun bei den Spinnen? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Tiere Sterben Spinnen, wenn man sie mit dem Staubsauger aufsaugt?
Oft wird bei unerwünschten Spinnen zum Staubsauger gegriffen. Können wir sicher sein, dass diese sterben und nicht rauskrabbeln? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.