Gesundheit

Was ist das Reizdarm-Syndrom und was hilft dagegen?

Stand
Autor/in
Julia Seiderer-Nack
Julia Seiderer-Nack

Die Krankheit Reizdarm ist in der Tat ein ganz häufiges Syndrom, vor allem in den westlichen Industrienationen. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer, und beim Reizdarmsyndrom kann es zu ganz verschiedenen Symptomen kommen. Das heißt, es gibt Patienten, die haben immer wieder Durchfälle. Es gibt Patienten, die leiden eher unter Verstopfung. Es gibt aber auch Patienten, die haben immer wieder Bauchschmerzen oder starke Blähungen oder auch Mischformen davon.

Unser heutiges Verständnis vom Reizdarmsyndrom ist, dass es dabei zu einer Fehlregulation im Darm-Nervensystem kommt. Das heißt, wir gehen davon aus, dass an dieser Darmbarriere, also der Grenzschicht zwischen dem Darm-Inneren, dem Immunsystem und dem Nervensystem, es zu starken Reizen kommt, das Nervensystem überreagiert. Das verursacht für Patienten Dehnungsreize, die durch Dehnung des Darms entstehen, durch Nahrungsmittel oder auch die Bildung von Darmgasen. Diese werden sehr stark als Schmerzen empfunden oder können auch Durchfall oder Verstopfung auslösen.

Das Reizdarmsyndrom ist relativ komplex, das heißt, da spielen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten eine Rolle. Wir wissen aber auch, dass Patienten, die eine infektiöse Kolitis, also eine infektiöse Entzündung des Darms, hatten, zum Beispiel durch Bakterien oder Viren, danach ein deutlich höheres Risiko haben, einen Reizdarm zu entwickeln. Das heißt, diese Entzündungsprozesse können dazu führen, dass die Reizverarbeitung im Darm verändert wird und im weiteren Verlauf die Patienten besonders sensibel auf Reize aus Nahrungsmitteln reagieren.

Was gegen das Reizdarmsyndrom helfen kann

In der Therapie vom Reizdarmsyndrom nutzen wir heute ein sogenanntes multimodales Modell. Da versuchen wir, verschiedene Bausteine zu kombinieren. Ein Baustein ist das Thema Ernährung, das spielt eine ganz wichtige Rolle. Wir schauen uns an, ob der Patient Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat. Das könnte eine Milchzucker-Unverträglichkeit sein oder auch eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit, die die Beschwerden verstärkt. Das heißt, der Patient wird eine Ernährungsberatung bekommen, um gewisse Auslöser zu meiden. Manche Patienten profitieren auch von der sogenannten Fodmap-Diät. Das ist eine Diät, wo schwer verdauliche Zuckerstoffe gemieden werden.

Wichtig ist für die Reizdarmpatienten aber auch das Thema Entspannung. Das kann zum Beispiel autogenes Training sein, aber auch die Behandlung mit pflanzlichen Stoffen, zum Beispiel Phytotherapie mit Pfefferminze, Kümmel, Fenchel, Anis oder Koriander. Aber es gibt auch gute Hinweise darauf, dass Probiotika, also die Gabe von lebenden Bakterien, diesen Patienten helfen können, weil wir eben oft auch sehen, dass Störungen im Darmmikrobiom ein solches Reizdarmsyndrom verstärken können.

Gesundheit Das Reizdarmsyndrom – Echte Krankheit oder nur lästig?

Vielen ist es peinlich, wenn es in ihrem Darm rumort. Dabei leidet jeder fünfte Deutsche einmal im Leben unter einem Reizdarm. Für die richtige Diagnose müssen Ärzte nach den Ursachen suchen.

SWR2 Wissen SWR2

Derzeit gefragt

Redewendung Woher kommt der Ausdruck "okay"?

Interessant ist, dass es wohl kein anderes Wort gibt, das international so verbreitet ist. Denn  "okay" hört man nicht nur in den USA, sondern weltweit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geografie Wie weit kann der Horizont maximal entfernt sein?

Für einen Menschen direkt am Strand mit Augenhöhe 1,80 m ist der Horizont knapp 5 Kilometer entfernt. Wie kann man das berechnen? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Völkerrecht Hat die Bundesrepublik Deutschland nach 1945 einen Friedensvertrag unterzeichnet?

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hat Deutschland zwar kapituliert, aber keinen Friedensvertrag abgeschlossen. Das lag daran, dass es in der Nachkriegszeit zunächst keine deutsche Regierung mehr gab, die einen solchen Vertrag hätte abschließen können. Von Gábor Paál

Geografie Warum werden manche Seen als "Meer" bezeichnet und umgekehrt?

Ursprünglich haben beide Wörter "See" und "Meer" das gleiche bedeutet, und dann haben sie im Süden und Norden jeweils unterschiedliche Spezialbedeutungen angenommen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt die Redewendung "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"?

Minnesänger zogen früher von Hof zu Hof, um mit Singen für ihren Unterhalt zu sorgen. Und da war es besser, den Grafen oder Fürsten, dem der Hof gehörte, nicht zu verärgern. Von Rolf-Bernhard Essig

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geschichte Was weiß man über den Verbleib der Bundeslade?

Die Bundeslade war ein mythischer Kultgegenstand, eine Truhe aus Akazienholz und Gold. Sie soll die Steintafeln mit den Zehn Geboten enthalten haben und symbolisierte den Bund Gottes mit dem Volk Israel. Von Wolfgang Zwickel

Redewendung "Mach keine Fisimatenten!" – Woher kommt der Ausdruck?

Viele kennen die Geschichte, dass es sich um eine französische Einladung ins Zelt handele: Visite ma tente! – Das ist aber nicht der Ursprung. Von Rolf-Bernhard Essig