Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es würde sich alles nicht drehen, wenn die Welt perfekt wäre. Wenn sich alles um ein gewisses Zentrum herum bewegen könnte und wenn alles symmetrisch wäre, dann würde sie sich nicht drehen.
Nehmen wir irgendeine Gaswolke am Rand des Universums und machen in dieser Gaswolke Sterne. Das heißt, wir lassen einen Teil dieser Gaswolke unter ihrem eigenen Gewicht zusammenfallen. Die Gaswolke fällt nicht insgesamt als Kugel in sich zusammen, sondern es bilden sich Brocken – hier und da und dort. Überall, wo es ein bisschen dichter ist, bilden sich etwas dichtere Brocken.
Die Gravitation, also die Schwerkraft, hängt ja davon ab, wie viel Masse in einem Volumen drin ist. Also ist da, wo es dichter wird, die Schwerkraft auch stärker. Und da, wo es dichter ist, zieht das Material noch mehr Material zu sich.
Materielle Strukturen im Universum haben Drehimpuls
Jetzt passiert etwas ganz Irres: Die Brocken, die da entstehen, spüren sich gegenseitig – so wie die Erde den Mond spürt oder Erde und Mond beide die Sonne spüren und so weiter. Also: Auch diese beiden Brocken spüren etwas voneinander. Sie üben eine Kraft aus, die man Gezeitenkraft nennt.
Diese Gezeitenkraft führt nun dazu, dass die einzelnen Brocken – auch wenn die ganze Wolke, in der die Brocken entstehen, überhaupt keine Rotation hat und sich nicht dreht – anfangen, sich zu drehen. Warum? Weil sie nämlich nicht symmetrisch angestoßen werden, sondern völlig asymmetrisch. Da gibt es mal Zug auf der linken Seite, ein bisschen weniger Zug auf der rechten Seite, und diese einzelnen Brocken fangen an sich zu drehen.
So kann man das im Universum von den Sternen bis runter zu den allerkleinsten Strukturen berechnen und bis hinauf zu den allergrößten Struktur. Wir wissen natürlich nicht, ob Galaxienhaufen sich auch drehen. Denn wenn die sich drehen, dann drehen die sich so langsam, das man das nicht sehen kann.
Aber alles, was wir im Universum an materiellen Strukturen sehen, hat tatsächlich das, was wir in der Physik einen Drehimpuls nennen.
Das kommt dadurch zustande, dass bei der Entstehung dieser Objekte – Galaxien, Sterne, Planeten, Monde und so weiter – immer so viele von diesen Brocken entstehen, dass sie sich gegenseitig andrehen und ein Drehmoment ausüben. Deswegen dreht sich alles.
Heraklit hat mal gesagt: "Alles fließt" – Panta rhei. Eigentlich müsste uns aber jemand sagen, was "alles dreht sich" auf Griechisch heißt.
Ist der Gesamtdrehimpuls des Universums 0?
Über den Gesamtdrehimpuls des Universums weiß ich nichts zu sagen, denn dazu müssten wir uns das Universum von außen angucken. Das können wir nicht; wenigstens nicht zu unseren Lebzeiten. Über die Gesamteigenschaften des Universums etwas auszusagen, ist schwierig. Wir können ein bisschen was sagen über die inneren Eigenschaften, aber den Gesamtdrehimpuls kann man nur von außen beobachten. Ich glaube, eine vernünftige Annahme wäre: Das Universum dreht sich nicht.
SWR 2008
Astronomie Dreht sich die Erde immer langsamer?
Die Erde dreht sich im Lauf der Jahrmillionen immer langsamer um ihre eigene Achse dreht. Das geht allerdings so langsam, dass wir das in einem Menschenleben nicht zu spüren bekommen. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.