Pflanzen setzen durch Stress mehr Pollen frei

Pollenallergie: Jeden kann es plötzlich treffen - Zahl der Allergiker steigt

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Von Autor/in Sabine Stöhr, Petra Thiele

Die Pollensaison ist in vollem Gang: Erle- und Haselnusspollen fliegen gerade durch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Immer mehr Menschen jeden Alters leiden darunter.

Auch Pappel- und Ulmenpollen fliegen bereits in geringen Mengen im Südwesten. Die Belastung durch Hasel- und Erlenpollen ist aktuell mäßig bis stark, so die Angaben der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Das bedeutet für viele betroffene Menschen: tränende Augen, Niesanfälle oder sogar Atembeschwerden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stellt einen Pollenflug-Gefahrenindex bereit, der regelmäßig anzeigt, wie stark die Belastung in verschiedenen Regionen ausfällt. Jeder dritte Mensch in Europa plagt sich bereits mit Allergien herum. Und der Klimawandel macht es nicht besser.

Pollen aus dem Weg gehen

Ganz wichtig, so die Empfehlung des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München: Wenn man es irgendwie schafft – den Pollen aus dem Weg gehen. Am besten zur Hochsaison des Pollenflugs wegfahren.

Das ist leicht gesagt. Auch angesichts der Tatsache, dass manche Pollen mittlerweile fast das ganze Jahr über fliegen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, zur Pollen-Hochzeit für einige Wochen zu verreisen.

Der Deutsche Pollenfluginformationsdienst informiert regelmäßig darüber, welche Pollen wann in der Luft sind.

Tipps für Pollenallergiker: Wohnung und Kleidung

Die beste Hilfe: Die Wohnung möglichst pollenfrei halten. Fenster zulassen und möglichst nur zu den Zeiten lüften, in denen weniger Pollen unterwegs sind. Auf dem Land ist das am Abend, in der Stadt morgens. Pollenschutzgitter an Fenstern können zusätzlich helfen.

Auch die Kleidung spielt eine Rolle: Wechseln, wenn man draußen war und sich die Haare waschen, damit sich die Pollen nicht in der Wohnung verteilen.

Medikamente gegen Allergien und Nasenspray

Wenn die Symptome stärker sind, können Antihistaminika oder spezielle Nasensprays helfen. Solche Wirkstoffe sollte man aber nur in Absprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt einnehmen.

Wer langfristig etwas gegen die Allergie unternehmen will, kann über eine Hyposensibilisierung nachdenken. Dabei wird der Körper langsam an die Pollen gewöhnt. Das dauert allerdings mehrere Jahre und braucht entsprechend Geduld. Im besten Fall ist man die Allergie dann aber los.

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Allergie nicht unterschätzen

Mit einer Hyposensibilisierung sollte dann begonnen werden, wenn möglicht wenig Pollen unterwegs sind - also im Herbst. Dann hätten manche Allergiker aber schon ihre Beschwerden von der ersten Jahreshälfte vergessen, wissen Fachleute.

Experten raten, die Allergie nicht zu unterschätzen. Die Krankheit könnte in die Lunge wandern und dort zu Asthma bronchiale werden:

Die Gefahr einer Allergie ist immer, dass sie den sogenannten Etagenwechsel macht - dass man zusätzlich zu einer Allergie noch Asthma bekommt.

Hilft es, Cromoglicinsäure zu nehmen?

Der Arzt und Medizinjournalist Dr. Lothar Zimmermann erklärt im SWR-Interview, dass Cromoglicinsäure mindestens zwei, drei Tage vor der allergischen Reaktion eingenommen werden muss. Man müsse also die Pollen vorahnen.

In einem akuten Fall sei die Cromoglicinsäure deshalb nicht geeignet. Dann sollte der Patient ein Medikament nehmen, was sofort wirkt.

Antihistaminika: Sofort eine Pille oder reichen Tropfen?

Bei Antihistaminika hat man die Wahl zwischen Tropfen, Nasensprays und Tabletten. Dabei sei der Wirkstoff derselbe, egal ob das Medikament lokal eingesetzt oder geschluckt wird, so Lothar Zimmermann.

Wenn der Wirkstoff als Tablette genommen wird, sind die Nebenwirkungen möglicherweise anders als bei Sprays oder Tropfen. "Müdigkeit kann vorkommen. Deshalb gilt die Empfehlung, diese Tabletten erstmal am Abend einzunehmen", so der Arzt. Das sei auch deshalb gut, weil das Immunsystem zu dem Zeitpunkt am besten beeinflusst werden könne.

Für Allergiker ist auch Hautpflege wichtig

Pollen können nicht nur über die Atemwege aufgenommen werden, sondern auch durch die Haarfollikel der Haut in den Körper und letztendlich in den Blutkreislauf gelangen. Allergiegeplagte sollten deshalb zusätzlich zur medikamentösen Behandlung auch an die schützende und beruhigende Pflege der Haut zu denken, so Apothekerin Franziska Bieringer.

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Alternative Probiotika

Bei einer Allergie rückt zunehmend die Rolle des Darms ins Zentrum des Interesses. Die Zusammensetzung der Bakterien im Darm unterscheidet sich zwischen Allergikern und Nicht-Allergikern stark.

Allergiker haben häufig zu wenige und zu wenig unterschiedliche Bakterienstämme im Darm. Experten sprechen von einer Dysbiose.

Die Zufuhr einer großen Anzahl an Bakterienstämme und eine hohe Dosierung zeigen vielversprechende Studienergebnisse. Immer mehr Firmen setzen wissenschaftlich geprüfte Probiotika erfolgreich gegen Allergien ein.

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Die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel lassen die Pollensaison immer früher beginnen und später enden. Durch den Klimastress setzen Pflanzen vermehrt Pollen frei, um ihre Fortpflanzung zu sichern. Dadurch steigt die Belastung für Allergiker.

Feinstaub und Luftverschmutzung verstärken die Wirkung der Pollen, sodass sie noch aggressiver auf die Atemwege wirken.

Besonders problematisch auch: Die Ausbreitung neuer Pflanzen, die bislang in Deutschland kaum vorkamen, etwa die hoch-allergene Ambrosia. Sie vermehrt sich immer stärker, weil die Winter milder werden.

Eins ist damit leider sicher: Allergien werden in den kommenden Jahren für immer mehr Menschen zum Problem.

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