Obst und Gemüse

Bunt essen: Ist das wirklich so gesund?

Stand

Von Autor/in Heike Scherbel

Essen nach Farben soll sogar vor Krankheiten schützen – so bewerben viele Influencer die sogenannte Regenbogendiät. Was ist wirklich dran?

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Vor allem im Internet ist die Regenbogenernährung derzeit wieder richtig angesagt. Ihre Befürworter behaupten, die verschiedenen Obst- und Gemüsefarben hätten eine spezifische Gesundheitswirkung.

Blau etwa stehe für eine ausgeglichene Stimmung und unterstütze das Gedächtnis. Orange - wie in Orangen, Karotten oder Kurkuma - soll fruchtbarkeitsfördernd sein. Rot wie in Himbeeren, Erdbeeren oder Paprika stehe für antientzündlich.

Woher kommen die Farben in Obst und Gemüse?

Hinter den verschiedenen Farben von Obst und Gemüse stecken sekundäre Pflanzenstoffe.

Am Max Rubner-Institut in Karlsruhe forscht Dr. Daniela Graf schon seit vielen Jahren zu sekundären Pflanzenstoffen. Rund zehntausend kommen in unserer Nahrung vor. Und längst nicht alle sind erforscht. Eines ist aber klar, sagt Dr. Graf:

Die gesundheitliche Wirkung, die von Obst und Gemüse ausgeht, ist nicht an die Farbe gekoppelt. Also nur, weil ich ein rotes Obst esse, heißt es nicht, dass es die und die Wirkung hat.

Was bedeuten die verschiedenen Farben für unsere Gesundheit?

Bestimmten Farben lassen sich also keine spezifischen Wirkungen zuschreiben. Das liegt daran, dass die jeweilige Farbe nicht immer vom gleichen sekundären Pflanzenstoff kommt.

Dr. Graf nennt ein Beispiel: Tomaten und Erdbeeren haben eine ähnliche Farbe. In den Tomaten sei jedoch Lycopin, ein Stoff aus der Gruppe der Carotinoide, für die Färbung verantwortlich. In Erdbeeren seien es dagegen Anthocyane.

Welche Wirkung haben Anthocyane in Obst und Gemüse?

Anthocyane kommen vor allem in roten Beeren, blauen Weintrauben, schwarzen Bohnen oder auch Rotkohl vor. Im Labor und in kleineren klinischen Studien zeigte sich: Sie können entzündungshemmend wirken und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Krebs schützen. Anthocyane gehören nämlich zu den Antioxidantien, die den Körper vor Zellschäden bewahren können.

Wie werden Anthocyane vom Körper aufgenommen?

Wie die Anthocyane vom Körper aufgenommen werden, sei noch nicht ausreichend erforscht, sagt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Graf: "Die Anthocyane sind eher instabil und werden nicht in großen Mengen wirklich als Anthocyane aufgenommen, sondern eher als Abbauprodukte oder als Stoffwechselprodukte."

Anthocyane möglicherweise auf die menschliche Darmflora wirken.

Lycopin steckt in Tomaten

In 100 Gramm Tomaten stecken bis zu fünf Milligramm Lycopin. Der sekundäre Pflanzenfarbstoff ist ein Carotinoid, bekannt aus der namensgebenden Karotte. Beachtliche Mengen an Carotinoide sind jedoch beispielsweise auch in Brokkoli zu finden.

In Studien wird immer wieder untersucht, ob Lycopine den Alterungsprozess verlangsamen, krebsvorbeugend und das Herz schützend sind, vielleicht sogar Diabetes und Osteoporose bremsen. Wissenschaftlich belegt sind diese Wirkungen jedoch noch nicht.

Welche Wirkung hat Curcumin im Körper?

In der Kurkumawurzel sorgt Curcumin für die Gelbfärbung. Viele Studien im Labor und an Tieren zeigen: Der sekundäre Pflanzenstoff kann entzündungs- und krebshemmend sowie schmerzlindern wirken.

Laut einiger Studien könnte Curcumin sogar bei der Behandlung von Demenz helfen. Auch hier sind jedoch noch große Humanstudien nötig, um die vorbeugenden und heilenden Effekte von Curcumin zu belegen.

Und wieder besteht zwischen Farbe und Wirkung nur bedingt ein Zusammenhang, erklärt Ernährungswissenschaftler Prof. Jan Frank von der Universität Hohenheim: „Curcumin ist gelb hat bestimmte Wirkungen, wir haben aber viele andere sekundäre Pflanzenstoffe, die ganz andere Farben haben, grün oder rötlich sind, und ähnliche Wirkungen haben.“

Wie wird Curcumin vom Körper aufgenommen?

Der Körper nimmt grundsätzlich nur einen kleinen Teil des Curcumins auf. Der Großteil wird schnell wieder ausgeschieden. Das trainiert den Körper darin, wirklich schädliche Stoffe auszuscheiden.

Aktuell wird daran geforscht, die Aufnahme durch verflüssigtes Curcumin in Kapselform zu erhöhen. Durch die Kapselform könnte die Aufnahme durch die Darmzellen verbessert werden. Außerdem könnte auch mehr Curcumin da ankommen, wo es wirken soll, also zum Beispiel im Knie, wenn dieses entzündet ist.

Was bringt eine bunte Ernährung?

Auch wenn also kein direkter Zusammenhang zwischen Farbe und Wirkung von Obst und Gemüse besteht, ist es durchaus sinnvoll, sich bunt und abwechslungsreich zu ernähren. So sichert man sich möglichst viele notwendige Nährstoffe. Für einen gewissen Gesundheitseffekt sollten es rund 550g Obst und Gemüse pro Tag sein.

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Heike Scherbel
Onlinefassung
Mia Kehrer