Zukunft, Reform, gelebte Zusammenarbeit – das waren die großen Themen bei „ARD Insights – Let’s Collaborate“ am 7. November 2023 im Berliner Change HUB.
Im Mittelpunkt standen deshalb auch viele Expertinnen und Experten aus der ARD, die zeigten, woran sie arbeiten – vom faltbaren Wimmelbild der Zukunft über das Radio der Zukunft bis hin zum Stoff, aus dem erfolgreiche Podcasts gemacht sind.
ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab begrüßte Politikerinnen und Politiker, medienpolitische Sprecherinnen und Sprecher, Gäste aus der Wissenschaft, aus Instituten für Medien-, Publizistik-, Kommunikationswissenschaften sowie Professorinnen und Professoren von Universitäten und Hochschule in Berlin, Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Düsseldorf, Köln und Hamburg. Bei den Fragen in der Diskussion mit dem Publikum ging es u.a. um die Sorge, dass durch die Reform im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Vielfalt eingeschränkt wird und nach welchen Kriterien die Themen für die neuen Kompetenz-Center gesetzt werden. Viel Lob und Anerkennung gab es für die Bereitschaft der ARD, sich zu verändern, sich mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen noch stärker zu vernetzen und für ihre Gesprächsbereitschaft.
In diesem Sinne gab der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke einen Überblick zum Stand der Reformen und Einblicke in die digitale Transformation der ARD: „Die Welt verändert sich rapide. Ich mache mir Sorgen ob der Ballung von Herausforderungen – Kriege, Klimawandel, der wieder wachsende Hunger, Antisemitismus, der sich wieder breit macht und auch die Wirtschaft, die nicht gerade boomt.“ So eröffnete Gniffke seinen Impuls und folgerte daraus die Notwendigkeit, dass auch die ARD sich verändern müsse – nämlich digitaler, regionaler, wirtschaftlicher, effizienter und dialogischer werden.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt für ihn vor allem darin, die Zusammenarbeit zu stärken. Der Wille zur Zusammenarbeit endet jedoch nicht an den Grenzen der ARD: „Deshalb haben wir etwa das Streaming-Netzwerk mit dem ZDF gegründet, das es ermöglicht sowohl ARD- und ZDF-Inhalte in jeweils beiden Mediatheken zu nutzen.“ Ein Netzwerk, das perspektivisch auch für andere ÖRR-Anbieter und langfristig auch für private Anbieter offen sein soll. Wichtig sei ihm, dass die ARD verlässlicher Partner in einer unübersichtlichen Welt ist: „Wir wollen es nicht den Tech-Konzernen überlassen, was den Usern empfohlen wird. Wir wollen Transparenz, wir legen offen, nach welchen Algorithmen ausgespielt wird, wir sind wertegetrieben und nicht auf Gewinnmaximierung bedacht.“
Warum das Zitat aktueller denn je ist, erläuterte Florian Schmitt, Referent aus der strategischen Unternehmensentwicklung des SWR, in seinem Impuls „Mit welchen Trends und Herausforderungen beschäftigen wir uns und wie können wir uns bestmöglich auf die Zukunft vorbereiten?“
Dazu skizzierte er, wie man Trends auf die Spur kommt, welche sich abzeichnen – darunter „Mediale Erschöpfung“ und „Streaming Kriege“ – und welche verschiedenen Handlungsräume und Zukünfte sich daraus ableiten lassen. Was folgt daraus? Auf alle Fälle eins: Wir dürfen uns nicht auf ein einziges Zukunftsszenario versteifen, sondern müssen flexibel und anpassungsfähig bleiben. Was die Geschichte der Choluteca Brücke in Honduras eindrucksvoll zeigt. Diese Brücke wurde von den besten Ingenieuren mit den besten Materialien gebaut, damit sie den zahlreichen extremen Wetterereignissen der Region Stand halten sollte. Dies hat sie auch bei Hurricane Mitch im Jahre 1998. Allerdings hat sich nach den durch den Hurricane bedingten Überflutungen der ganze Flussverlauf geändert, die Brücke stand plötzlich neben dem Fluss auf dem Trockenen und war völlig nutzlos geworden.
Gemeinsam sind wir stärker
Dass es im digitalen Zeitalter nur gemeinsam geht, innerhalb der ARD, aber extern auch mit verschiedenen Branchen wie zum Beispiel der Wissenschaft und Forschung, kam auch bei allen Expertinnen und Experten zum Ausdruck, die ihre Innovationsprojekte präsentierten. Für Christian Hufnagel, Head of ARD Audio Lab, ist klar: „Nur zusammen können wir das Radio der Zukunft neu denken.“ Dazu hat er mit Kolleginnen und Kollegen aus allen ARD-Medienhäusern eine Pilotwerkstatt gegründet.
Uli Köppen, Leiterin BR AI and Automation Lab und BR Data, präsentierte mit einigen Teamkolleginnen und Kollegen, wie in der ARD künstliche Intelligenz für den öffentlich-rechtlichen Journalismus genutzt wird und wie diese Technologie in der Recherche hinterfragt wird. Wichtiges Anliegen auch von ihr: Wissen zu teilen. Dafür gründet sie gerade das Netzwerk „AI for media“, das sich insbesondere an Verlage und Wissenschaft wendet.
Warum sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk ganz im Sinne der Vielfalt mit Gaming beschäftig, dazu lieferten Sebastian Demuth und Jasmin Käßer aus dem SWR X Lab Antworten: „Games sind inzwischen wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens vieler Menschen. Als öffentlich-rechtlicher Sender sollten wir uns daher intensiv mit Games auseinandersetzen. Im SWR X Lab sind wir überzeugt, dass sich Wissen und Informationen auch spielerisch vermitteln lassen und sehen hier großes Potenzial, um neue Zielgruppen anzusprechen.“
Aus welchem Stoff sind erfolgreiche Podcasts gemacht? Einblicke in den Arbeitsalltag gab Carola Oldenkott, Leiterin der Radio Unit Baden-Württemberg. Wichtiger Erfolgsfaktor ist auch hier die wellen- und senderübergreifende Zusammenarbeit. Als aktuelles Beispiel hatte sie „Mafialand“ im Gepäck, ein „True Crime“-Podcast, der die Geschichte des schwäbischen Pizza-Wirts Mario L. erzählt und der wochenlang auf Platz 1 und 2 in den Playlists war.
Mit was verbringen Menschen in Zukunft ihre Zeit und welche Rolle spielen Medien in diesem Zusammenhang? Um diese Zukunft verständlich zu machen, haben auch der WDR Innovation Hub und MDR next gemeinsame Sache gemacht und das Userverse 2035 als faltbares Wimmelbild aufbereitet. Zahlreiche Studien, Analysen und Trends wurden dafür ausgewertet und analysiert. Aber die Ergebnisse anschaulich und somit verständlich zu machen, ist hochkomplex. Das Wimmelbild soll helfen, diese Komplexität zu brechen und sich spielerisch auf die Zukunft einzulassen.