"Extinction Rebellion", "Letzte Generation“ oder "Ende Gelände" kämpfen für den Klimaschutz – und um jede Schlagzeile. Sie beschäftigen Polizei und Staatsanwaltschaft, konservative Kreise warnen gar vor "Klimaterrorismus".
Die Protestforschung sieht andere Parallelen: Sitzblockaden gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen oder den Protest gegen Atommülltransporte in Gorleben.
Doch es gibt Unterschiede: Heute sind die Aktionen straff organisiert, finden meist dezentral statt und werden finanziell oft von einer Stiftung unterstützt.
Kleben gegen die Klimakrise Was wollen die Klimaaktivisten "Letzte Generation" wirklich?
Sie kleben sich an Dirigentenpulte oder Museumswände und immer wieder auf Straßen. Wer ist die "Letzte Generation" und wie wollen sie mit ihren Aktionen das Klima retten?
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Großeinsatz in Lützerath: Wann ist Polizeigewalt verhältnismäßig?
Man kann den Klimaprotest in und um das niederrheinische Dorf Lützerath gutheißen und gleichzeitig erkennen, dass die Polizeigewalt in der vergangenen Woche offenbar in vielen Fällen verhältnismäßig war.
Diesen Spagat versuchen wir, auch wenn die offizielle Aufarbeitung gerade erst begonnen hat.
Unser Gast Rafael Behr war selbst Polizeibeamter u.a. bei der hessischen Bereitschaftspolizei. Dann studierte er Soziologie und Psychologie und ist heute Professor für Polizeiwissenschaften an der Hochschule der Polizei Hamburg. Er untersucht die Organisationskultur der Polizei und erzählt uns von Widersprüchen und Mängeln.
Ist das wichtige Prinzip der "Verhältnismäßigkeit" nicht schwer zu fassen, gerade für die jungen unerfahrenen Beamten in den Hundertschaften? Die Polizei hat mit ihrem staatlichen Gewaltmonopol das verbriefte Recht, ein Privatgelände unter Einsatz von Schlagstöcken oder Pfefferspray zu bewachen. Aber wie weit darf sie dabei gehen?
Und dann wäre da noch die Polizeigewalt, die tödlich endet. Es ist kompliziert.
Habt ihr Fragen, Kritik oder Anregungen? Dann schreibt uns gern unter kulturpodcast@swr.de.
Host: Philine Sauvageot
Redaktion: Philine Sauvageot und Max Knieriemen
Zum Nachlesen:
Rafael Behr: "Cop culture. Der Alltag des Gewaltmonopols: Männlichkeit, Handlungsmuster und Kultur in der Polizei", 2008.
Georgiana Banita: "Phantombilder. Die Polizei und der verdächtige Fremde“, 2023.
Gesellschaft Was ist das neue "Normal"? – Wie Krisen unsere Werte verändern
Unser Leben in Sicherheit und Wohlstand ist durch Krisen bedroht. Wie kann ein neues "Normal" aussehen? Und wer profitiert davon?
Diskussion Der Philosoph von Lützerath – Hans Jonas und die Klimakrise
Es ist ein Foto, dass um die Welt gegangen ist: Klima-Aktivistin Luisa Neubauer beim Protest in Lützerath, die anklagend in die Kamera schaut, in der Hand ein Buch des Philosophen Hans Jonas. Sein Titel: Das Prinzip Verantwortung. Jonas, vor 30 Jahren gestorben, gilt vielen als Vordenker der Klimabewegung, als einer, der das Verhältnis von Mensch und Natur völlig neu bestimmt hat. Dem gleichzeitig der Ruf nacheilt, seine Theorie führe geradewegs in eine Ökodiktatur. Wie aktuell, wie gefährlich ist Hans Jonas‘ Denken? Michael Risel diskutiert mit Prof. Dr. Norbert Bolz – Philosoph und Publizist, Berlin; Prof. Dr. Konrad Ott – Umweltphilosoph, Universität Kiel; Marit Schatzmann – Klimaaktivistin u.a. bei „Extinction Rebellion“