Gábor Paál im Gespräch mit Maximilian Schönherr
Wie schüchtere ich Menschen ein? Wie schikaniere ich Ausreisewillige? Das lernten Stasi-Offiziere bis zur Wende in einem geheim gehaltenen Lehr- und Forschungsinstitut für "Operative Psychologie" in Potsdam. Es sollte dazu dienen, angehende Stasi-Offiziere psychologisch zu schulen – im marxistisch-leninistischen Sinne.
Im Archiv der Stasiunterlagenbehörde (BStU) befinden sich etwa 130 Stunden Tonaufnahmen von diesen Schulungen. Heute wirken sie bizarr. Für Erich Mielke war das Institut aus politischen Gründen wichtig; heute sehen es Historiker aber auch als Versuch, sich einen intellektuellen Anstrich zu verpassen.
Wir veröffentlichen hier 14 ausgewählte Originalaufnahmen.
SWR 2020
Originalaufnahmen in voller Länge
Um 1970 Psychologe gibt Tipps zu Informanten im Westen
Um 1970 | Ein Psychologe der Universität Marburg arbeitet offenbar als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi und gibt Hinweise auf mögliche Informanten in der Bundesrepublik. | Institut für Operative Psychologie der DDR
Mitte 1970er-Jahre Wie man sich Personen nähert und sie unbemerkt fotografiert
Mitte 1970er-Jahre | Ein – vermutlich – Stasi-Offizier gibt per Diktat verschiedene Anleitungen: Wie man sich als IM dritten Personen annähert oder sie unbemerkt fotografiert. | Institut für Operative Psychologie der DDR
Januar 1971 Die angeblichen Psychologie-Tricks der BRD gegen die DDR
Januar 1971 | Die Bundesrepublik benutzt Psychologie im ideologischen Kampf gegen die DDR – das behauptet hier Hauptmann Ferdinand Jonak. Er leitete später das Institut für Operative Psychologie. | Institut für Operative Psychologie der DDR
Späte 1970er-Jahre Neue Erkenntnisse bei der Kaderwerbung der Stasi
Späte 1970er-Jahre | Was zu beachten ist, wenn die Stasi junge Männer für eine Offizierslaufbahn anwirbt – davon handelt der folgende Vortrag, verlesen von einem führenden DDR-Psychiater, Dr. Eisengräber. | Institut für Operative Psychologie der DDR
1981 Stasi-Schulung: Wie führe ich ein Ermittlungsgespräch?
1981 | Ein Psychologe erklärt angehenden Stasi-Mitarbeitern, wie man geschickt das Umfeld einer verdächtigen Person befragt, um an Informationen zu kommen. | Institut für Operative Psychologie der DDR
18.4.1984 Stasi-Mitarbeiter überredet eine Ausreisewillige zur Spionage im Westen
18.4.1984 | Eine Frau will zu ihrer Mutter in den Westen ziehen. Der Stasi-Mitarbeiter möchte, dass sie dafür Informationen aus dem Westen liefert. Er betont das „gute Vertrauensverhältnis“. | Institut für Operative Psychologie der DDR
Um 1985 Volkspolizei-Schulung: Gesprächsführung bei Ausreisewilligen
Um 1985 | Wie spricht man mit Ausreisewilligen? Wie entlockt man ihnen geschickt Informationen? Das ist Thema eines Vortrags vor Stasi-Mitarbeitern. Wichtig: Gefühle sind erlaubt! – Nach Ausstrahlung der Folge bekamen wir den Hinweis, dass der in der Sendung erwähnte „Oberstleutnant Dr. Fendel“ seinen Vortrag vermutlich nicht im Auftrag der Stasi, sondern auf einer Veranstaltung des Innenministeriums hielt, den die Stasi lediglich für eigene Fortbildungszwecke mitgeschnitten hat. | Institut für Operative Psychologie der DDR
Ohne Datum Stasi-Schulung: Was Dokumente über die Psyche der Autoren verraten
Dieser diktierte Text behandelt die Analyse von Handschriften psychisch kranker Personen. Anlass: Viele anonyme Zuschriften ans MfS stammen offenbar von Absendern mit seelischen Störungen. | undatierte Aufnahme | Institut für Operative Psychologie der DDR