Ein Verband von Häuptlingen der Volksgruppen der Herero und Nama hat in einer Mitteilung vom Montag, 31.5.2021, das von Deutschland vorgeschlagene Abkommen abgelehnt, durch das die Bundesregierung die Verbrechen der deutschen Kolonialmacht vor mehr als 100 Jahren im heutigen Namibia als Völkermord anerkennt. Am 28. Mai 2021 hatte Bundesaußenminister Heiko Maas das Abkommen und die Anerkennung offiziell bekannt gegeben.
Die Häuptlinge fordern, dass die geplante Unterzeichnungszeremonie zwischen Deutschland und Namibia verschoben wird. Zwar begrüße der Rat die Anerkennung des Völkermords durch die Bundesregierung, das Schuldeingeständnis für die mehr als 100 Jahre zurückliegenden Gräueltaten und die geplante Bitte um Vergebung, heißt es in dem Schreiben. Die Reparationsfrage müsse jedoch neu verhandelt werden. Die von der Bundesregierung angebotenen Unterstützungszahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre werden als „beleidigend“ und „inakzeptabel“ bezeichnet.
In der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika im heutigen Namibia wurden infolge eines Aufstand große Teile der Stämme auf brutalste Art und Weise ermordet. Über die Anerkennung und eine mögliche Entschuldigung hatten sich Deutschland und Namibia lange gestritten, da die Bundesrepublik keine Entschädigungsforderungen zulassen wollte.
Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte und des Völkermords ist auch in der Gesellschaft seit längerem ein umstrittenes und viel diskutiertes Thema. Die Frage, ob sich Deutschland zu billig von seiner Verantwortung freikaufen will, ist auch Thema im SWR2 Forum am 2.6.2021.