Ägyptische Sicherheitskräfte halten sich drei Tage lang zurück
Was Anfang Januar 2011 in Tunesien begonnen hat, schwappt nun auch auf Ägypten über, wo Präsident Husni Mubarak seit 30 Jahren das Land regiert. In Kairo kommt es zunächst zu vereinzelten Demonstrationszügen, die aber ab dem 25. Januar eine Dimension annehmen, die ARD-Korrespondentin Esther Saoub bis dahin noch nicht gekannt hat.
Drei Tage lang sehen die Sicherheitskräfte den Demonstrationen zu, aber am 28. Januar hält die Armee dagegen.
"Marsch der Millionen"
Weitere drei Tage später kündigen die Demonstranten einen "Marsch der Millionen" an. Es kommen zwei Millionen, und sie marschieren auch nicht im engeren Sinn, sie feiern fast schon, so schildert es SWR-Korrespondent Martin Durm, der sich mitten in die Menge begibt und per Telefon berichtet.
Reporter*innen fühlen sich nicht mehr sicher
Die Armee lässt die Demonstranten gewähren, doch in den nächsten Tagen schlägt die Stimmung immer wieder um. Am 3. Februar fühlen sich auch die Reporterinnen und Reporter nicht mehr sicher. SWR1 führt am Abend mit Korrespondentin Esther Saoub. Nach diesem ersten Gespräch hat sich für Esther Saoub die Lage schon wieder verändert.
Doch diese Nacht scheint den entscheidenden Wendepunkt zu bringen. Am 4. Februar: wieder eine Demonstration, aber unter völlig anderen Vorzeichen.
Diktator Husni Mubarak tritt zurück
Eine weitere Woche später erreichen die Demonstrationen ihr Ziel, den Sturz des Präsident. Diese Berichte hören Sie in der nächsten Folge unter dem Titel: Ägyptens Diktator Mubarak tritt zurück.
10. bis 12.2.2011 Ägyptens Diktator Husni Mubarak tritt zurück
10. bis 12.2.2011 | In den 18 Tagen des Protests in Kairo und anderswo im Land sterben mehr als 300 Menchen. Gleichzeichtig hat Präsident Mubarak jegliche Unterstützung verloren. Am Nachmittag des 11. Februar dann die Gewissheit. Mubarak ist offiziell zurückgetreten. Das Ende der Herrschaft Mubarak brachte den Ägyptern am Ende aber doch nicht die ersehnte Freiheit. Bei den Wahlen ging zunächst die islamistische Muslim-Bruderschaft als Sieger hervor. Präsident wurde Mohammed Mursi. Nach erneuten Massenprotesten 2013 wurde er von der Armee abgesetzt. Militärratschef Al-Sisi übernahm die Macht und ließ sich 2014 offiziell zum Präsidenten ernennen. Sein Regierungsstil gilt als mindestens ebenso diktatorisch und autokratisch wie der des gestürzten Präsidenten Mubarak.
Arabischer Frühling beginnt in Tunesien
7.1.2011 Der "Arabische Frühling" beginnt in Tunesien mit der Bestattung von Mohamed Bouazizi
7.1.2011 | Der sogenannte Arabische Frühling beginnt Anfang 2011 in Tunesien. Der Initialfunke ist die Selbsttötung eines verzweifelten Gemüsehändlers. Viele Tunesier identifizieren sich mit ihm, sehen in ihm das Opfer eines korrupten Systems, in dem ein Diktator – Präsident Ben Ali – seine Macht zur persönlichen Bereicherung nutzt und sein Volk unterdrückt. Kleinere Proteste gab es schon in den vorangegangenen Wochen, doch vom 7. Januar 2011 an eskaliert die Lage zunehmend. Es ist der Tag der Bestattung des jungen Mannes. Innerhalb der nächsten Tage spitzt sich die Lage weiter zu.
14.1.2011 Tunesiens Präsident Ben Ali flieht aus dem Land
14.1.2011 | Es ist der Wendepunkt in Tunesien. Nach knapp einer Woche der Konfrontation zwischen den wütenden Demonstranten und der Armee lenkt Präsident Ben Ali zunächst ein und kündigt im Fernsehen einen Wandel an: Ein Ende der Gewalt, Pressefreiheit und er werde bei den nächsten Wahlen nicht mehr kandidieren.