Der Reichstag vor Hitler: Parlamentsdebatten 1931 bis 1933
Der Nationalsozialist Franz Stöhr erklärt den Vertretern des Zentrums: "Es kommt der Tag, und er kommt sehr bald, an dem Ihnen für Ihr schamloses Verhalten die Quittung ausgestellt werden wird, die Sie verdienen!" Die NSDAP-Abgeordneten stehen auf, rufen "Heil!" und verlassen, das Horst-Wessel-Lied singend, den Saal. Die kommunistische Fraktion fängt dann auch an zu skandieren, nämlich "Prolet erwache!"
Nach der 18. Sitzung am Freitag folgte am Sonnabend, den 7. Februar 1931, die 19. Sie endete mit einer Abstimmung über einen Misstrauensantrag und ist nicht im Originalton überliefert.
Am Montag darauf sind gleich zwei Sitzungen verzeichnet, nämlich die 20. und 21. Zur Vorlage steht Antrag 698, dem zu Folge "Finanzvorlagen ohne Beratung dem Haushaltsausschuss überwiesen [werden], wenn nicht die Reichsregierung einer abweichenden Behandlung zustimmt." Besonders turbulente Passagen der Debatte sind akustisch in Ausschnitten überliefert.
Rede des NSDAP-Gegners Johannes Bell wird ausgeblendet
Der Reichstagspräsident versucht vergeblich, die Abgeordneten zurück auf ihre Sitze zu rufen und Ruhe einkehren zu lassen. Dann spricht der Zentrumsabgeordnete Johannes Bell. Bell hatte 12 Jahre zuvor den Versailler Kapitulationsvertrag mit unterschrieben und deswegen scharfe Gegner bei den Nationalsozialisten. Die Rede wurde im Originalmitschnitt ausgeblendet.
Nationalsozialisten singen das Horst-Wessel-Lied und verlassen den Saal
Es folgt der Nationalsozialist Franz Stöhr. Er warnt die "Weltöffentlichkeit", dieses Parlament noch ernst zu nehmen und droht den Vertretern des Zentrums wörtlich: "Es kommt der Tag, und er kommt sehr bald, an dem Ihnen für Ihr schamloses Verhalten die Quittung ausgestellt werden wird, die Sie verdienen! Wir verlassen zum Protest gegen Ihre Handlungsweise den Saal." Während die von Stöhr geführten Abgeordneten aufstehen, rufen sie "Heil!" und singen die NS-Hymne, das Horst-Wessel-Lied. Die kommunistische Fraktion fängt dann auch an zu skandieren, nämlich "Prolet erwache!"
Die Redner:
Hans Bell (Zentrum)
Paul Löbe (Reichstagspräsident)
Franz Stöhr (NSDAP)
Walter Stoecker (KPD)
Thomas Esser (Vizepräsident)